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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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streiften die Wand, die alten Stufen knarzten unter ihrem Gewicht.
    David hatte den Weinkeller als Kind gerne betreten, um die fast unsichtbare Tür zu suchen, die hinter einer Regalwand versteckt lag. Heute kannte er natürlich den Zugang zum Labor und fand nichts Geheimnisvolles mehr daran.
    »Kann er uns aus dem Jenseits nicht schaden, wenn er erfährt, dass wir ihn reingelegt haben?«, fragte Zahar über Davids Schulter.
    Vor der Kellertür angekommen, drehte Granny sich zu ihnen um. »Wir werden ihn nicht anlügen. Nur die Wahrheit ein wenig verbiegen.« Sie lächelte traurig. »Ich muss ihn endlich loslassen, bevor alles aus dem Ruder läuft.«

***

    Während Großmutter alles vorbereitete, erzählte Zahar, was er herausgefunden hatte. »Der Maulwurf war ein Kobold.«
    »Barnaby?« Granny schaute in seine Richtung. »Ich habe gewusst, dass er Ärger machen wird, aber Thomas wollte das nicht hören.«
    Plötzlich flog ein Stapel Papiere in die Luft. Die einzelnen Blätter segelten durch den halben Raum.
    Nuriel riss Zuhra an sich und knurrte leise.
    David hielt den Atem an. War Vater das gewesen?
    Granny drehte sich um, die Hände in die Hüften gestemmt. »Du hattest einen Narren gefressen an dieser Pestwurz! Ich habe dich gewarnt, mein Sohn.« Sie verteilte im Labor Räucherstäbchen, die sie mit einem gemurmelten »Incendo« entflammte und wandte sich wieder ihnen zu. »Erst als Barnaby anfing, seine Forschungen zu behindern, hat Thomas ihn rausgeworfen.«
    Sie standen alle auf einem freien Fleck zusammen und warteten, bis Granny mit den Vorbereitungen fertig war. Vergilbte Glühbirnen flackerten über ihren Köpfen und die Generatoren erzeugten ein leises Brummen. Vater hatte sich riesige Batterien gebastelt, die heute noch ihren Dienst taten. Allerdings reichte der Strom nur für den Keller. Spinnweben hingen in den Ecken, eine Staubschicht bedeckte Papiere, Bücher, seltsame Geräte, Phiolen und Reagenzgläser.
    Zuhra klammerte sich an Nuriel, der sie fest im Arm hielt, sich ständig umschaute und schnüffelte.
    Zahar rieb sich über die Nase. Der Qualm juckte wohl.
    »Wozu sind die Räucherstäbchen, Granny?«
    »Um Thomas’ Geist für euch sichtbar zu machen. Der Rauch haftet an seiner energetischen Hülle.« Sie wedelte mit den Händen, bis ein grauer Dunst de n Raum erfüllte.
    Schlagartig fiel David ein, dass sie nicht allein im Haus waren. Nur gut, dass seine Tante wie ein Murmeltier schlief, dazu getrennt durch einige Etagen. Sie würde von alldem nichts mitbekommen. »Kennt Tante Abigail Vaters Geist?«
    »Außer euch weiß niemand davon. Und so soll es bleiben.« Granny atmete tief durch und schaute sie der Reihe nach an. »Beginnen wir.« Nachdem sie einen lateinischen Vers gemurmelt hatte, der, soweit David das verstanden hatte »Geist zeige dich uns« bedeutete, sagte sie laut und deutlich: »Wir sind hier versammelt, um uns von dir zu verabschieden, Thomas.«
    Eine nervenaufreibende Stille breitete sich aus. Alle schienen die Luft anzuhalten und starrten in die Mitte des Labors, wo ein großer Tisch stand. Vaters Arbeitsplatz. Ein Mikroskop befand sich darauf. Bewegte es sich ganz leicht?
    Plötzlich verrutschte der Stuhl, als würde er vom Tisch weggerissen. Seine Beine hinterließen eine Spur auf dem staubigen Boden.
    Als zu allem Überfluss das Licht heftig flackerte, griff David nach Zahars Hand, ließ sie jedoch schnell wieder los. Zahar rückte näher zu ihm und drückte eine Schwinge leicht gegen seinen Rücken. Sofort fühlte sich David besser, obwohl sein Herz raste und ihm kalter Schweiß über den Rücken lief. Neugier und Angst wechselten sich ab und brachten sein Gefühlsleben völlig durcheinander. Er zwinkerte, da er glaubte, im Rauch die Umrisse einer Gestalt zu erkennen. Langsam nahmen die verschwommenen Konturen Form an und es dauerte nicht lange, da stand ein durchsichtiger Mann vor dem Tisch.
    Vater!
    Es war seltsam, ihm nach all den Jahren z u begegnen. David wusste nicht, ob er sich vor ihm fürchten oder sich freuen sollte, ihn noch einmal zu erblicken. Er trug denselben Anzug wie in der Mordnacht und sah auch sonst genauso aus, wie David ihn in Erinnerung hatte.
    Die anderen bemerkten ihn ebenfalls, denn ein leises Raunen erklang.
    Granny ging auf die Geistererscheinung zu und blieb vor ihr stehen. »Deine ruhelose Zeit ist vorbei, Thomas. Dein Mörder ist gefunden und hat seine Strafe bekommen. Er ist tot.«
    Vater redete, doch David hörte ihn nicht.
    Granny drehte

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