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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hinter mir. »Ich bin als Verfahrenspflegerin im Fall Anna Fitzgerald benannt worden.«
    Ein Hund, der mir bis dahin nicht aufgefallen ist, nimmt seinen Platz an Campbells Seite ein. »Ich hab gehört, du hast Jura studiert.«
    Harvard. Vollstipendium.
    Â»Providence ist ja eigentlich ein Nest … Ich hab immer damit gerechnet –« Seine Stimme verliert sich, und er schüttelt den Kopf. »Also ich hätte gedacht, wir wären uns schon früher über den Weg gelaufen.«
    Er lächelt mich an, und auf einmal fühle ich mich wieder wie siebzehn – als ich erkennen mußte, daß die Liebe sich nicht an irgendwelche Regeln hält, als ich begriff, daß nichts so viele Sehnsüchte weckt wie das Unerreichbare.
    Â»Es ist gar nicht so schwer, jemandem aus dem Weg zu gehen, wenn man es will«, entgegne ich kühl. »Das müßtest du doch am besten wissen.«
    CAMPBELL
    Ich bin wirklich die Ruhe selbst, bis der Direktor der Ponaganset-High School anfängt, mir am Telefon einen Vortrag über politische Korrektheit zu halten. »Himmelherrgott«, regt er sich auf, »was sollen denn die Leute denken, wenn eine Schülergruppe von amerikanischen Ureinwohnern ihre Basketballmannschaft ›Die Bleichgesichter‹ nennt?«
    Â»Wahrscheinlich das gleiche wie damals, als Sie die Häuptlinge zum Schulmaskottchen gemacht haben.«
    Â»Wir sind doch schon seit 1970 die Ponaganset Chieftains«, wendet der Direktor ein.
    Â»Ja, und die sind seit ihrer Geburt Angehörige des Narragansett-Stammes.«
    Â»Es ist abfällig. Und politisch nicht korrekt.«
    Â»Leider kann man niemanden wegen politisch unkorrekten Verhaltens verklagen«, stelle ich klar, »sonst hätten Sie nämlich schon vor Jahren eine Vorladung bekommen. Andererseits schützt die Verfassung ausdrücklich diverse individuelle Freiheiten der amerikanischen Staatsbürger, einschließlich der amerikanischen Ureinwohner – zum Beispiel das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Recht auf Redefreiheit, weshalb Sie davon ausgehen können, daß Ihren Bleichgesichtern die Erlaubnis, sich zu versammeln, erteilt werden würde, selbst wenn Ihre lachhafte Androhung einer Klage es tatsächlich bis vor ein Gericht schaffen würde. Wie wär’s übrigens, wenn Sie gleich die Menschheit im allgemeinen verklagen? Schließlich muß Ihnen doch der Rassismus, der sich in solchen Begriffen versteckt wie Weißes Haus oder Schwarzes Brett oder Gelbe Seiten, genauso ein Dorn im Auge sein.« Am anderen Ende der Leitung herrscht Totenstille. »Darf ich daraus schließen, daß ich meinem Mandanten mitteilen kann, daß Sie von einer Klage absehen?«
    Nachdem er einfach aufgelegt hat, drücke ich auf den Knopf der Sprechanlage. »Kerri, rufen Sie Ernie Fishkiller an, und sagen Sie ihm, die Sache ist vom Tisch.«
    Als ich den Riesenberg Arbeit auf meinem Schreibtisch in Angriff nehme, stößt Judge ein Seufzen aus. Er schläft, zusammengerollt wie ein Häkelteppich, links neben meinem Schreibtisch. Seine Pfote zuckt.
    Das ist Leben pur, sagte sie zu mir, als wir zusahen, wie ein Hundewelpe seinem eigenen Schwanz hinterherjagte. Das will ich im nächsten Leben werden .
    Ich mußte lachen. Du würdest als Katze wiederkommen, sagte ich zu ihr. Die brauchen sonst niemanden .
    Ich brauche dich, antwortete sie .
    Gut, sagte ich. Dann komme ich vielleicht als Katzen minze zurück auf die Welt .
    Ich drücke mir mit den Daumen auf die Augen. Ich schlafe einfach zu wenig. Zuerst diese Halluzination in dem Coffee-Shop und jetzt das. Ich werfe Judge einen bösen Blick zu, als wäre es seine Schuld, und dann konzentriere ich mich auf ein paar Notizen, die ich mir gemacht habe. Neuer Mandant – ein Drogendealer, den die Staatsanwaltschaft auf frischer Tat per Video erwischt hat. Der Mann wird um eine Verurteilung nicht herumkommen, es sei denn, er hat einen eineiigen Zwilling, den die Mutter ihm verschwiegen hat.
    Dabei fällt mir ein …
    Die Tür geht auf, und ohne den Blick zu heben, schnarre ich Kerri eine Anweisung entgegen. »Kerri, schauen Sie mal nach, ob Sie irgendwelche Talkshow-Mitschnitte über eineiige Zwillinge finden können, die nicht wissen, daß sie –«
    Â»Hallo, Campbell.«
    Ich verliere den Verstand. Ich verliere eindeutig den Verstand. Denn keine vier Meter von mir entfernt steht Julia

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