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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Romano, die ich seit fünfzehn Jahren nicht gesehen habe. Ihr Haar ist jetzt länger, und feine Fältchen umrahmen ihre Mundwinkel, wie runde Klammern um all die Worte ihres Lebens, die ich nicht hören konnte. »Julia«, bringe ich heraus.
    Sie schließt die Tür, und bei dem Geräusch springt Judge auf. »Ich bin als Verfahrenspflegerin im Fall Anna Fitzgerald benannt worden«, sagt sie.
    Â»Providence ist ja eigentlich ein Nest … Ich hab immer damit gerechnet … Also ich hätte gedacht, wir wären uns schon früher über den Weg gelaufen.«
    Â»Es ist gar nicht so schwer, jemandem aus dem Weg zu gehen, wenn man es will«, antwortet sie. »Das müßtest du doch am besten wissen.« Dann scheint der Zorn plötzlich aus ihr herauszuströmen. »Tut mir leid. Das war völlig unangebracht.«
    Â»Es ist lange her«, erwidere ich, wo ich doch in Wahrheit fragen möchte, wie es ihr in den letzten fünfzehn Jahren ergangen ist. Ob sie ihren Tee noch immer mit Milch und Zitrone trinkt. Ob sie glücklich ist. »Dein Haar ist nicht mehr pink«, sage ich, weil ich ein Volltrottel bin.
    Â»Stimmt«, antwortet sie. »Ist das ein Problem?«
    Ich zucke die Achseln. »Nein, nein, bloß –« Wohin verschwindet die Sprache, wenn man sie braucht? »Mir hat das Pink gefallen«, gestehe ich.
    Â»Es hat meine Autorität im Gerichtssaal ein wenig untergraben«, erklärt Julia.
    Ich muß lachen. »Seit wann kümmert es dich, was andere Leute von dir denken?«
    Sie antwortet nicht, aber etwas verändert sich. Die Temperatur im Raum, oder vielleicht die plötzliche Härte in ihren Augen. »Wir sollten wohl besser über Anna sprechen, anstatt die Vergangenheit auszugraben«, schlägt sie diplomatisch vor.
    Ich nicke. Aber es ist, als säßen wir eingezwängt auf einer engen Bank im Bus mit einem Fremden zwischen uns, dessen Anwesenheit keiner von uns zugeben oder ansprechen will, so daß wir an ihm vorbei oder durch ihn hindurch reden und einen heimlichen Blick riskieren, wenn der andere gerade mal nicht guckt. Wie soll ich über Anna Fitzgerald nachdenken, wenn ich mich frage, ob Julia je in den Armen eines Mannes aufgewacht ist und nur einen ganz kurzen Moment lang, ehe ihr Verstand den Schlaf abschüttelte, geglaubt hat, daß ich es wäre?
    Judge spürt die Spannung und drängt sich näher an mich. Julia scheint zum ersten Mal zu registrieren, daß wir nicht allein im Raum sind. »Dein Partner?«
    Â»Nur ein freier Mitarbeiter«, sage ich. »Aber er hat ein prima Examen gemacht.« Ihre Finger kraulen Judge hinter den Ohren – so ein verdammter Glückspilz –, und ich verziehe das Gesicht und bitte sie, damit aufzuhören. »Er ist ein Servicehund. Er sollte nicht gestreichelt werden.«
    Julia blickt verwundert auf. Aber bevor sie nachfragen kann, wechsele ich das Thema. »Also. Anna.« Judge stupst mit der Nase gegen meine Hand.
    Sie verschränkt die Arme. »Ich war bei ihr.«
    Â»Und?«
    Â»Dreizehnjährige werden stark von ihren Eltern beeinflußt. Und Annas Mutter scheint fest davon überzeugt, daß es nicht zur Verhandlung kommen wird. Ich hab das Gefühl, daß sie vielleicht auch Anna davon überzeugen kann.«
    Â»Das kann ich verhindern«, sage ich.
    Sie sieht mich mißtrauisch an. »Wie denn?«
    Â»Ich werde dafür sorgen, daß Sara Fitzgerald das Haus verläßt.«
    Ihr klappt der Unterkiefer runter. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Inzwischen hat Judge angefangen, an meiner Kleidung zu zerren. Als ich nicht reagiere, bellt er zweimal. »Also ich finde nicht, daß meine Mandantin ausziehen sollte. Sie hat schließlich nicht gegen die Anordnungen des Richters verstoßen. Ich werde eine einstweilige Verfügung beantragen, die es Sara Fitzgerald untersagt, mit ihr in Kontakt zu treten.«
    Â»Campbell, sie ist ihre Mutter!«
    Â»In dieser Woche ist sie die Anwältin der Gegenseite, und wenn sie meine Mandantin in irgendeiner Weise beeinflußt, muß das verhindert werden.«
    Â»Deine Mandantin hat einen Namen, und sie ist in einem schwierigen Alter, und ihre Welt bricht allmählich aus den Fugen – wenn sie eins nicht gebrauchen kann, dann noch mehr Instabilität in ihrem Leben. Hast du dir überhaupt mal die Mühe gemacht, sie näher

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