Beim Leben meiner Schwester
während ich nach einem Parkplatz suche. Dann wirft der Portier einen Blick auf Judge und versperrt mir den Weg. »Hunde verboten«, sagt er. »Tut mir leid.«
»Das ist ein Servicehund.« Da ihm das offenbar nichts sagt, helfe ich ihm auf die Sprünge. »So was Ãhnliches wie ein Blindenhund.«
»Sie sehen aber nicht blind aus.«
»Ich bin Alkoholiker auf Entzug«, erkläre ich. »Der Hund paÃt auf, daà ich mir kein Bier bestelle.«
Julias Wohnung ist im sechsten Stock. Ich klopfe an ihre Tür und sehe prompt ein prüfendes Auge durch den Spion spähen. Sie macht die Tür einen Spalt auf, läÃt aber die Sicherheitskette eingehängt. Sie trägt ein Tuch um den Kopf und sieht aus, als hätte sie geweint.
»Hi«, sage ich. »Können wir noch mal von vorn anfangen?«
Sie wischt sich die Nase. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Okay. Vielleicht hab ich das verdient.« Mit einem Blick auf die Kette sage ich: »Laà mich reinkommen, ja?«
Sie sieht mich an, als wäre ich vollkommen verrückt. »Sind Sie auf Crack ?«
Aus dem Hintergrund sind Schritte zu hören, eine andere Stimme, und dann wird die Tür ganz geöffnet, und ich denke perplex: Es gibt sie zweimal .
»Campbell«, sagt die echte Julia, »was willst du denn hier?«
Ich halte die ärztlichen Unterlagen hoch und bin noch immer ganz durcheinander. Wie zum Teufel ist es möglich, daà sie in dem ganzen Jahr auf der Wheeler School niemals erwähnt hat, daà sie eine Zwillingsschwester hat?
»Izzy, das ist Campbell Alexander. Campbell, das ist meine Schwester.«
»Campbell â« Ich sehe, wie Izzy sich meinen Namen auf der Zunge zergehen läÃt. Auf den zweiten Blick sieht sie doch ganz anders aus als Julia. Ihre Nase ist ein biÃchen länger, ihr Teint hat nicht annähernd diesen goldenen Schimmer. Ganz zu schweigen davon, daà es mich nicht unruhig macht, wie ihr Mund sich bewegt. »Doch nicht etwa der Campbell?« sagt sie und wendet sich Julia zu.
»Doch«, seufzt sie.
Izzys Augen werden schmal. »Ich hab doch gewuÃt, daà ich ihn besser nicht reinlasse.«
»Kein Grund zur Besorgnis«, beruhigt Julia sie und nimmt mir die Unterlagen aus der Hand. »Danke, daà du sie vorbeigebracht hast.«
Izzy wedelt mit den Händen. »Sie können jetzt gehen.«
»Hör auf.« Julia gibt ihrer Schwester einen Klaps auf den Arm. »Campbell ist der Anwalt, mit dem ich diese Woche zusammenarbeite.«
»Aber er war doch auch der Typ, der â«
»Ja, danke, mein Gedächtnis funktioniert noch immer einwandfrei.«
»Also!« werfe ich ein. »Ich war bei Anna zu Hause.«
Julia wendet sich mir zu. »Und?«
»Erde an Julia«, sagt Izzy. »Das ist selbstzerstörerisches Verhalten.«
»Nicht, wenn dabei ein Honorar rausspringt, Izzy. Wir arbeiten beide an demselben Fall, mehr nicht. Okay? AuÃerdem bist du die letzte, von der ich mir einen Vortrag über selbstzerstörerisches Verhalten anhören möchte. Wer hat denn Janet in der Nacht, nachdem sie mit dir Schluà gemacht hat, um einen Gnadenfick gebeten?«
»He.« Ich sehe Judge an. »Was sagen Sie zu den Red Sox?«
Izzy stürmt den Flur hinunter. »Ist ja dein Selbstmord«, ruft sie, und dann höre ich eine Tür knallen.
»Ich glaube, sie findet mich richtig sympathisch«, sage ich, aber Julia ringt sich kein Lächeln ab.
»Danke für die ärztlichen Unterlagen. Bye.«
»Julia â«
»He, ich willâs dir nur leicht machen. Muà ganz schön schwierig gewesen sein, einen Hund darauf zu trainieren, daà er dich aus dem Zimmer zerrt, wenn du aus einer emotional explosiven Situation gerettet werden muÃt, zum Beispiel wenn eine Exfreundin dir die Wahrheit sagt. Wie funktioniert das, Campbell? Handzeichen? Wortkommandos? Eine Ultraschallpfeife?«
Ich blicke sehnsüchtig über ihre Schulter. »Könnte ich bitte wieder mit Izzy sprechen?«
Julia versucht, mich aus der Tür zu drängen.
»Schon gut. Tut mir leid. Ich wollte dich heute im Büro nicht so einfach stehenlassen. Aber ⦠es war ein Notfall.«
Sie starrte mich an. »Was hast du gesagt, wofür der Hund ist?«
»Ich hab gar nichts gesagt.« Sie dreht sich um, und Judge und ich folgen ihr in die Wohnung. Ich schlieÃe die Tür hinter
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