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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Anweisungen, Euer Ehren. Obwohl dieses Gericht sich um Bedingungen bemüht hat, die Familie zusammenzuhalten, glaube ich nicht, daß es funktioniert, solange Mrs. Fitzgerald nicht in der Lage ist, ihre Rolle als Mutter von ihrer Rolle als gegnerische Anwältin zu trennen. Bis dahin halte ich eine räumliche Trennung für erforderlich.«
    Richter DeSalvo trommelt mit den Fingern auf seinem Schreibtisch. »Mrs. Fitzgerald? Haben Sie das zu Anna gesagt?«
    Â»Ja, natürlich hab ich das!« explodiert Sara. »Ich versuche, der Sache auf den Grund zu gehen!«
    Das Geständnis ist wie ein einstürzendes Zirkuszelt, und wir werden alle mucksmäuschenstill. Im selben Augenblick platzt Julia zur Tür herein. »Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagt sie außer Atem.
    Â»Ms. Romano«, fragt der Richter, »hatten Sie heute Gelegenheit, mit Anna zu sprechen?«
    Â»Ja, vorhin.« Sie blickt erst mich an, dann Sara. »Ich glaube, sie ist sehr durcheinander.«
    Â»Wie stehen Sie zu dem Antrag von Mr. Alexander?«
    Sie streicht sich eine vorwitzige Haarlocke hinters Ohr. »Ich habe zwar noch nicht genug Informationen, um eine offizielle Entscheidung zu treffen, aber intuitiv würde ich es für einen Fehler halten, Annas Mutter aus dem Haus zu entfernen.«
    Ich bin augenblicklich angespannt. Mein Hund spürt das und erhebt sich. »Euer Ehren, Mrs. Fitzgerald hat soeben zugegeben, gegen die gerichtliche Anordnung verstoßen zu haben. Dieser Verstoß gegen das Berufsethos sollte zumindest der Anwaltskammer gemeldet werden und –«
    Â»Mr. Alexander, in diesem Fall geht es um mehr als um die Buchstaben des Gesetzes.« Richter DeSalvo wendet sich an Sara. »Mrs. Fitzgerald, ich empfehle Ihnen und Ihrem Mann dringend, sich von einem unabhängigen Anwalt vertreten zu lassen. Ich werde die einstweilige Verfügung heute nicht erlassen, aber ich ermahne Sie noch einmal, bis zur Anhörung nächste Woche nicht mit Ihrem Kind über den Fall zu sprechen. Sollte mir zu Ohren kommen, daß Sie meine Anweisung erneut mißachtet haben, werde ich Sie höchstpersönlich der Anwaltskammer melden und aus Ihrem Haus geleiten.« Er klappt die Aktenmappe klatschend zu und steht auf. »Lassen Sie mich bis Montag in Ruhe, Mr. Alexander.«
    Â»Ich muß mit meiner Mandantin sprechen«, verkünde ich und haste hinaus auf den Korridor, wo Anna mit ihrem Vater wartet.
    Wie nicht anders zu erwarten, stürzt Sara Fitzgerald hinter mir her, gefolgt von Julia, die sicherlich schlichten will. Alle drei bleiben wir abrupt stehen, als wir Vern Stackhouse auf der Bank dösen sehen, auf der Anna gesessen hat. »Vern?« sage ich.
    Er springt sofort auf und räuspert sich verlegen. »Rückenprobleme«, sagt er. »Muß mich ab und zu hinsetzen, um die Lendenwirbel zu entlasten.«
    Â»Wissen Sie, wo Anna Fitzgerald ist?«
    Er deutet mit einer ruckartigen Kopfbewegung zum Ausgang. »Ist vor einer Weile mit ihrem Dad gegangen.«
    Ich sehe Sara an, daß sie genauso überrascht ist wie ich. »Soll ich Sie zum Krankenhaus zurückbringen?« fragt Julia.
    Sie schüttelt den Kopf und späht durch die Glastüren nach draußen, wo die Reporter lauern. »Gibt es einen Hinterausgang?«
    Judge schiebt seine Schnauze in meine Hand. Mist .
    Julia bringt Sara Fitzgerald zum hinteren Teil des Gebäudes. »Ich muß mit dir reden«, ruft sie mir über die Schulter zu.
    Ich warte, bis sie mir wieder den Rücken zugedreht hat. Dann packe ich Judge am Geschirr und ziehe ihn den Korridor entlang.
    Â»He!« Einen Moment später klappern Julias Absätze hinter mir auf den Fliesen. »Ich hab gesagt, ich muß mit dir reden!«
    Eine Sekunde lang überlege ich ernsthaft, ob ich durchs Fenster klettern soll. Dann bleibe ich wie angewurzelt stehen, drehe mich um und setze mein gewinnendstes Lächeln auf. »Du hast gesagt, du mußt mit mir reden. Wenn du gesagt hättest, du willst mit mir reden, hätte ich vielleicht gewartet.« Judge zupft mit den Zähnen an meinem Anzug, meinem teuren Armani-Anzug. »Jetzt muß ich leider zu einem Termin.«
    Â»Was ist eigentlich los mit dir?« sagt sie. »Du hast gesagt, du hättest mit Anna über ihre Mutter gesprochen und daß ihr euch einig wart.«
    Â»Hab ich auch, und waren wir auch – Sara hat sie beeinflußt,

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