Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
beginnt, farbige Stäbchen in verschiedenen Formen auszupacken, die sogar recht hübsch wären, wenn sie nicht die Macht hätten, innerhalb kürzester Zeit das Ende der eigenen Zukunftspläne anzukündigen.
Wir sehen uns schweigend an. Es ist, als würde das alles einer anderen passieren.
Ich kann noch nicht einmal an die Folgen denken, ich denke nur, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist.
»Also, das Ergebnis bei Clearblue ist ein + für ja und ein - für nein. Bei First Response ist es eine Linie für nein und eine doppelte Linie für ja, und bei dem digitalen Ding, von dem ich nicht so viel halte, heißt es schwanger oder nicht schwanger im Display.«
Ich muss sogar darum kämpfen, allein ins Bad gehen zu dürfen.
Kurz darauf komme ich mit drei Plastikstäbchen, von denen ich nicht weiß, wie man sie wieder zusammensetzt, heraus.
Sandra reißt sie mir aus der Hand.
»Gib her!«
Geschickt baut sie die drei kleinen Fallen zusammen, indem sie schraubt, ineinandersteckt und Schutzkappen aufsetzt. Dann wäscht sie sich die Hände, setzt sich zu mir aufs Sofa und legt sie nebeneinander auf den Couchtisch.
Ich muss daran denken, wie wir früher Mutter und Kind gespielt haben.
Was ist das für eine Ungeduld bei kleinen Mädchen, unbedingt ein Baby versorgen zu wollen? Diese Sucht nach Windelnwechseln, Breichen, Spucke und Geschrei mitten in der Nacht? Dieser frühreife Kinderwunsch, der ab dem zwölften Lebensjahr von der Suche nach der großen Liebe abgelöst und später unter Angst und Enttäuschung begraben wird?
Ich sehe mich wirklich nicht als Mutter.
Ich kann nicht schwanger sein.
Die längste Minute meines Lebens.
»Hier ist eine Linie und eine halbe«, verkünde ich.
»Es sind zwei Linien.«
»Ich sehe nur eine halbe, es ist uneindeutig.«
»Aber das hier ist vollkommen eindeutig ein Plus.«
»Sieh mal genau hin, da ist doch ein durchscheinendes Minus darunter, oder?«
»Was für ein Quatsch, Monica. Hier, nimm den Digitaltest. Was liest du da?«
»Schwanger, aber wenn man genau hinguckt, erkennt man auch das Wörtchen ›nicht‹ …«
»Monica …«
»Scheiße.«
Ich weine.
Diesmal habe ich allen Grund dazu.
Kapitel 10
Schwanger.
MacSchwanger.
Wie einer von diesen blöden Witzen von der Sorte: Wie heißt der größte Hersteller von Kondomen in Schottland?
Nur dass mir nicht nach Lachen zumute ist.
Ich stecke in einem Schlamassel, der mit nichts in der Vergangenheit zu vergleichen ist.
Das ist nichts, was mit der Zeit vergeht oder was man durch ein Gespräch oder gar durch Flucht lösen kann.
Ich wurde verlassen, entlassen, ich bin von der Vespa gefallen und habe mir das Schlüsselbein gebrochen, ich bin sitzengeblieben, meine Eltern haben sich scheiden lassen, meine Großeltern und ein guter Freund sind gestorben, man hat mir das Auto gestohlen, ich habe mehr als eine Freundschaft gekündigt, bin die meiste Zeit solo gewesen und habe mein Leben bei einem Sturz in den Fluss riskiert.
Alles Erfahrungen, über die ich mit der Zeit hinweggekommen bin und die jetzt in einer Schublade meiner Seele liegen, katalogisiert und archiviert unter dem Stichwort »Nicht zu wiederholen«.
Ich gebe zu, dass ich bisher ein vollkommen unbeschwertes Leben ohne jede Verantwortung geführt habe und zweifellos mehr und Besseres hätte leisten können. Aber hiermit habe ich weiß Gott nicht gerechnet.
Weder ich noch Sandra noch Mark haben den Mut, etwas zu sagen.
Als würde das, was man lieber für einen bösen Traum halten möchte, erst Wirklichkeit, wenn man darüber redet.
Mark sitzt in einem Sessel und zuckt die ganze Zeit rhythmisch mit einem Bein, Sandra spielt mit einem Knopf an ihrer Bluse, und ich kauere in einer Ecke des Sofas, in Furcht erstarrt angesichts dessen, was mit mir passiert, und im unmittelbaren Bewusstsein, dass das Leben, das ich gewohnt bin, für immer vorbei ist.
Jazlynn, die wohl die zum Zerreißen gespannte Atmosphäre spürt, geht wackelig auf den Couchtisch zu und grapscht nach einem der Schwangerschaftstests. Dann kommt sie zu mir und überreicht ihn mir.
Wir sind alle wie versteinert.
Mark packt die Gelegenheit beim Schopf. »Komm, Jazlynn, der Onkel geht mit dir die Monsterkatze von der Nachbarin angucken.«
Sie verlassen die Wohnung, und Sandra und ich bleiben in ohrenbetäubendem Schweigen zurück.
Ich würde alles dafür geben, um aus dieser beklemmenden Situation herauszukommen.
»Süße, wie fühlst du dich?«
»Hundeelend. Immerhin habe ich jetzt die
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