Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
stattdessen hältst du mir eine Predigt nach der anderen, sprichst von Prinzipien und dem, was richtig und falsch ist. Aber woher weißt du, was für mich das Richtige ist? Woher nimmst du das Recht, über mein Leben und meine Zukunft zu entscheiden?«
Wir sind laut geworden, und die Passanten drehen sich nach uns um.
»Du hast doch selbst zugegeben, dass du Angst hast und dich dem allen nicht gewachsen fühlst! Du bist allein und unvorbereitet und weist die einzige Hilfe zurück, die du bekommen kannst?«
»Hilfe? Hilfe von David oder Edgar? Kapierst du denn
nicht, mit wem wir es hier zu tun haben? Die beiden sind eine Bedrohung für die Allgemeinheit! David ist ein egoistisches Arschloch und würde wahrscheinlich die chinesische Mafia anheuern, um mich beseitigen zu lassen und einen Skandal zu vermeiden. Und Edgar hat an dem Abend, an dem ich ihm ein gemeinsames Kind vorschlug, auf dem Sofa übernachtet und danach eine Woche lang nicht mehr mit mir geredet!«
Jetzt schreie ich so laut, dass mir schwindelig wird, ich sollte mich besser abregen.
»Kein Mann antwortet auf die Frage ›Willst du ein Kind?‹ mit Ja, aber wenn sie es dann sehen, überschlagen sie sich vor Freude.«
»Nein! Ich drehe durch, wenn ich mich mit einem Mann abgeben muss, den ich hasse, weil er auf mir rumgetrampelt ist und mich gedemütigt und mit Füßen getreten hat! Mit so einem soll ich mich über die Erziehung des Kindes verständigen, Besuchstage vereinbaren und mich vor Gericht streiten, weil er keinen Unterhalt zahlt? Nein, meine Liebe, das Einzige, was mir geblieben ist, ist ein Quäntchen von Würde, und das gedenke ich mir schön zu erhalten, das schwöre ich dir!«
O Gott, ist mir heiß.
»Du übertreibst, Edgar ist schließlich ein reifer und gebildeter Mensch, er würde dir seine Hilfe nicht verweigern, und David ist sogar Millionär, dein Kind könnte eine goldene Zukunft haben.«
»Du willst mich einfach nicht verstehen! Nicht das Geld ist das eigentliche Problem, das Problem sind die Typen. Ich würde sie das Baby keinen Moment in den Arm nehmen lassen. Das sind keine Männer, die als Vorbild taugen,
schon gar nicht für ein Kind. Hören wir auf, uns im Kreis zu drehen - was war denn eigentlich an Julius so schlimm? Er war ganz verrückt nach Jazlynn, das hast du mir selbst geschrieben. Er ist euch extra auf die Bahamas nachgereist, um in ihrer Nähe zu sein, und vielleicht hat es ihn ja gestört, Mark an seiner Stelle zu sehen. Könnte doch sein, oder? Und möglicherweise hatte er aus seiner Sicht sogar recht, aber dich interessieren ja die Ansichten anderer nicht!«
»Julius war ein Nichtsnutz.«
»Mag sein, aber er ist ihr Vater.«
»Er war ständig betrunken.«
»Er ist trotzdem ihr Vater.«
»Er hat versucht, sie zu entführen.«
»Sandra, du hast ihn noch nicht mal zu ihr gelassen!«
»Julius war ein verdammter Scheißkerl, der es mit anderen Frauen getrieben hat!«
Ich packe sie an den Schultern. »Siehst du jetzt endlich ein, dass wir im selben Boot sitzen? Auch ich will nichts mit einem Mann zu tun haben, der mich nicht liebt!«
»Aber du kommst nicht allein zurecht, du bist zu unsicher!«
»Unsicher, ich? Wenn du damit meinst, dass ich nicht den Mut hätte, jemanden umzubringen, dann hast du verdammt recht. Weißt du was? Ich habe die Schnauze voll von dir, du bist keine wirkliche Freundin, nicht mehr, und ich frage mich, ob du es je gewesen bist!« Dann, an meinen Bauch gewandt: »Hast du gehört, Kind? Man hält uns für unfähig, aber wir werden es ihnen schon zeigen! Los, wir gehen!«
Mit langen Schritten, hochrotem Kopf und einem Blutdruck von 3000 stolziere ich davon.
»Ich habe Julius nicht umgebracht«, ruft mir Sandra hinterher, »ich habe ihm nur eine Lektion erteilt!«
Ich biege gerade noch rechtzeitig um die Ecke, um ihr nicht die Genugtuung zu geben, mich in Ohnmacht fallen zu sehen.
Kapitel 12
Mein erster Schwindelanfall ist vom ganzen Haus mit Besorgnis aufgenommen worden.
Joe hat mich gezwungen, den Aufzug zu nehmen, Pilar war den Nachmittag über bei mir, und als sie zu ihrem Kellnerinnenjob ins Restaurant musste, hat sie sich von der anderen Nachbarin, Maggie, ablösen lassen. Maggie ist fast völlig taub und erwies sich als die ideale Gesellschaft: Wir haben den ganzen Abend Karten gespielt, und sie hat mir keine einzige Frage gestellt.
Tyler war von der Neuigkeit anscheinend sehr schockiert, denn er hat sich nicht mehr blicken lassen, was mir durchaus recht ist.
In
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