Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
großes Kind, aber ein guter Junge. Er übernimmt kleine Jobs und Reparaturarbeiten und ist immer bereit zu helfen, auch wenn ihn niemand darum bittet. Er will sich halt gern nützlich machen, vor allem, wenn Peter nicht da ist. Er wohnt bei seiner Mutter in Brooklyn.«
»Aha, umso besser. Was macht Peter eigentlich?«
»Er ist zurzeit in Kanada und unterrichtet dort vegetarisches Kochen an einer Schule. Er reist viel umher, engagiert sich sehr für die Umwelt und schwört auf Ökoessen und so gesundes Zeugs.«
»Um Himmels willen, er wird mich hassen, ich esse nur Müll!«
»Wem sagst du das! Immer, wenn er mich mit dem Karton von Dunkin’ Donuts sieht, erinnert er mich daran, wie viel Zeit mir noch zu leben bleibt, falls ich weiter diesen frittierten Kram esse. Aber ich bin ein Erzeugnis der amerikanischen Kultur, ich will nach meinem Tod zu Asche verbrannt und in einer Big-Mac-Schachtel aufbewahrt werden.«
»Das werde ich mir merken, Joe!«
Als ich aus dem Augenwinkel Tyler herunterkommen sehe, flüchte ich schnell hinaus ins Freie.
Der frische Wind soll meine schwarzen Gedanken zerstreuen. Es ist, als hätte ich eine fehlerhafte DVD im Kopf, die in einer Endlosschleife läuft. Ich muss einen Weg finden, sie anzuhalten und an gar nichts mehr zu denken.
Oder wenigstens eine Zeitlang nicht mehr an Edgar zu denken.
Er fehlt mir so sehr.
Es ist fast neun Uhr abends, und die Restaurants sind voller Leute, die lachen und Aperitifs trinken, während andere (die alten Jungfern) in den Supermärkten herumhängen und Vergleiche anstellen, welche Mischung von Frühstücksflocken weniger Fett enthält.
Ich kaufe jede Menge Bier, Kartoffelchips mit Paprika, ein Kastenweißbrot extralarge, Erdnussbutter, Cheddarkäse in der Sprühdose, einen Burrito mit Zwiebeln, ein Stück Cheesecake mit Himbeeren und eine Cola Zero zum Runterspülen.
Ach ja, und Hämorridensalbe von Duane Reade, dem allzeit geöffneten Drugstore!
Ausgerüstet wie für eine Übung in einem Atombunker, kehre ich nach Hause zurück und bemerke tatsächlich eine Gruppe von jungen Frauen, die sich vor Haus Nummer 66 fotografieren lässt.
Selbstverständlich werde ich das früher oder später auch tun.
Mein Handy zeigt zwei weitere Anrufe mit unbekannten Nummern an, die während meines Einkaufs eingingen. Es ist ärgerlich, nicht zu wissen, von wem sie sind. Wozu hat man eigentlich eine Mailbox, wenn niemand Nachrichten hinterlässt?
Pech für den Anrufer, andererseits konnte man früher
auch nur beim Hausanschluss anrufen, und wenn niemand ranging, hieß das, dass keiner zu Hause war, und die Welt hat sich trotzdem weitergedreht.
Ich brauche mehr als zwanzig Minuten, um zu kapieren, wie die Fernbedienungen funktionieren.
Auf keinen Fall rufe ich Tyler an, er würde bis zum Frühjahr auf dem Sofa sitzen bleiben.
All die üblichen Kombinationen führen zu überhaupt nichts. Deshalb drücke ich jetzt mal Tasten, die ich normalerweise nie anrühren würde.
Alle auf einmal zum Beispiel.
Tatsächlich schaltet sich der Fernseher ein.
Ich verbringe meinen ersten Abend in New York damit, mich mit Müllfraß und Müllfernsehen vollzustopfen, bis mir schlecht wird, ich mich hinlege und bis neun Uhr morgens durchschlafe.
NEUN UHR MORGENS?
O NEIN!
Jetzt ist alles aus, ich müsste schon längst dort sein, ich müsste meinen Lebenslauf fertig haben. Ich hätte bereits Max im Mailänder Büro von Vanity Fair anrufen sollen!
O Gott, wie unprofessionell, was soll ich jetzt sagen? Dass mein Wecker nicht geklingelt hat? Darauf ist in der Schule schon niemand mehr hereingefallen. Was soll ich bloß tun? Irgendeinen Schwachsinn muss ich mir ausdenken. Ich muss so dick auftragen, dass ihnen der Mund offen stehen bleibt, sonst kann ich gleich wieder gehen.
Wir sind hier in Amerika, wo niemand Zeit damit verliert, anderen den roten Teppich auszurollen!
Hastig suche ich die Visitenkarten mit den Kontakten in
New York heraus, die man mir gegeben hat. Ich soll mich mit einer gewissen Libby, Leslie, Lassie oder so ähnlich treffen, puh, obendrein bin ich auch noch grün im Gesicht.
Mein Handy hat keine Speicherkapazitäten für Anrufe in Abwesenheit mehr.
Im selben Moment ruft Max an und macht Hackfleisch aus mir.
»Darf man mal erfahren, wo du steckst, verdammte Scheiße? Seit gestern versuchen wir, dich zu erreichen. Aber du hörst anscheinend das Klingeln nicht und bemerkst auch nicht, dass jemand angerufen hat, was?«
»Angerufen? Nein, wie seltsam,
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