Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
gelesen, dass es Medikamente gibt, mit denen man das Gedächtnis von Traumapatienten beeinflussen kann.
Die will ich mir verschreiben lassen, um die Erinnerung an die letzten Monate zu löschen.
Alles erinnert mich an Edgar, jedes Buch, jeder Männerpullover, bestimmte Düfte (aber vor allem Föhne und Socken!).
Ich habe nichts mehr von ihm gehört, seit ich Culross verlassen habe, und möchte ihn alle zwei Minuten anrufen. Aber wenn ich eines aus dieser Geschichte gelernt habe, dann, dass moderne Kommunikationstechnologie und Liebesbeziehungen nicht zusammenpassen: Je weniger man auf Handy und E-Mail zurückgreift, desto größer sind die Chancen, dass die Beziehung hält.
In dieser Hinsicht habe ich auf ganzer Linie versagt.
Wenn ich nur hätte warten können. Wenn ich ihm nur mehr Zeit gelassen hätte. Wenn ich ruhig und geduldig geblieben wäre, statt ihn zu Veränderungen zu drängen. Dann wäre er eines Tages bereit gewesen, sich unbelastet von seiner Vergangenheit auf mich einzulassen, ohne Ticks und Schuldgefühle. Und wir hätten glücklich und zufrieden den Rest unseres Lebens miteinander verbringen können.
Möchte mal wissen, warum ich immer erst aus Schaden klug werde.
In mir stecken so viel Wut, Groll und Frust, dass ich mich lächerlich machen würde, wenn ich ihn jetzt anriefe. Ich würde weinen und ihn anflehen, zu mir zurückzukommen, aber da ich es war, die ihn verlassen hat, ergäbe das keinen Sinn, und ich würde wieder als die Chaotin dastehen. Also muss ich durchhalten und abwarten, dass auch diese Welle von Liebesschmerz über mich hinwegrollt und er irgendwann von sich aus zu mir zurückkommt.
Ach, geh zum Teufel, Hollywood!
Ein Mann von fünfzig Jahren, der nicht mal den Mut hatte, sein eigenes Verhalten in Frage zu stellen, und der sich für seine Vergangenheit und seine Mutter entschieden hat. So ein Mann wird sich niemals ändern, sieh das endlich ein.
Prima, jetzt fehlt mir nur noch eine schöne Persönlichkeitsspaltung, denn diese Gespräche zwischen mir und einer imaginären Freundin gehen nun schon seit Wochen.
Klar, wenn eine Liebe endet, tut das immer entsetzlich weh.
Es gibt nicht dieses eine Mal, bei dem man so schlimm leidet, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, bei dem man eine Grenze erreicht, an die man nie wieder stößt. Nein, jedes Mal zerreißt es dich noch mehr vor Schmerz, vor Einsamkeit, vor Panik und diesem grässlichen Gefühl des Verlassenseins, das dich überkommt, sobald du kapierst, dass er nicht mehr zu dir gehört, dass es kein Wir mehr gibt und es endgültig aus ist.
Er wird wieder zu einem Fremden, nachdem man seine beiden Leben zu einem verschmolzen hatte, sich die verborgensten Geheimnisse anvertraut und die Mauer jeglicher Scham eingerissen hatte. Man ist sich nun wieder
fern, obwohl jeder den Schlafrhythmus des anderen kennt, seinen Geruch, seine Gewohnheiten, seine Verhaltensmuster.
Zwei Fremde, die sich besser kennen als jeden anderen Menschen und deren Lebenswege sich nie wieder kreuzen werden, es sei denn durch Zufall.
Und das, obwohl du dir nach langem Zögern gesagt hast: »Gut, diesmal stürze ich mich voll hinein«, aber oje, mitten im Sprung merkst du plötzlich, dass das Schwimmbecken leer ist und du auf seinem Boden zerschmettern wirst.
Tja, meine Liebe, so sieht’s aus, und gibt es hier vielleicht jemanden im Umkreis von einer Meile, der dir helfen könnte?
Nein, also bleibt dir nichts anderes übrig, als die Ärmel aufzukrempeln und Hausputz zu machen.
Als ich gerade mit dem Staubsauger hantiere, klingelt mein Handy.
Eine unbekannte Nummer, wird wohl David sein, der mich von einem anderen Telefon aus anruft.
Ich spreche seit Wochen nicht mehr mit ihm, seit er mir diese schöne Überraschung an der Côte d’Azur bereitet hat, indem er mit mir ins Bett gegangen und dann abgehauen ist, nicht ohne mir noch ein Paar kostbare Ohrringe zu schenken.
David ist der unangefochtene Meister des Fickens und Sichverdrückens, eine olympische Disziplin, in der keiner an ihn herankommt.
Jeden Tag versucht er zweimal, mich anzurufen, und dann schreibt er mir flehende Entschuldigungs-SMS, aber ich antworte nie.
Das Machtgefühl, das sich nach der ersten Stinkwut eingestellt hat, ist wie eine Droge.
Das Problem ist nur, dass ich nun wegen des Risikos, mit ihm sprechen zu müssen, bei keiner unbekannten Nummer mehr rangehen kann. Schließlich will ich nicht die Arbeit von Wochen in einem einzigen Augenblick zunichtemachen.
Er hat
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