Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
empfängt mich unerwartet euphorisch (typisch für Leute mit bipolarer Störung!) und hat ein T-Shirt mit einem Bild der Band »The Chips« an.
Er überhäuft mich mit Komplimenten für das Snackangebot, das ich im Laufe der Woche geliefert habe, und erzählt, dass er jede Menge neue Gäste hätte, die durch Mundpropaganda auf ihn aufmerksam geworden seien, was schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen wäre.
Doch weil es sich fast ausschließlich um gut gekleidete Büro- und Boutiquenangestellte handelt, schämt er sich nun für seine altmodische Pinte und will sie von Grund auf renovieren.
»Neues Leben in die Bude! Lassen wir mehr positive Energien herein. Streichen wir die Wände orange, nein,
jede Wand in einer anderen Farbe, eine gelb, eine grün und eine rot, ich könnte einen Springbrunnen in der Ecke aufstellen, fließendes Wasser ist immer entspannend, so eine Art Thermalbad-Umgebung schaffen, oder ich könnte Sand auf den Boden streuen und so tun, als wären wir auf Long Island …«
»Bob … es freut mich sehr, dass du so viel Schwung hast, aber ich denke, man sollte eines nach dem anderen angehen. Du hast die Bar schon seit vielen Jahren und willst auf einmal eine tibetische Schönheitsfarm daraus machen - lass uns lieber einen Plan entwerfen und ihn dann nach und nach umsetzen. Ich bin bereit, für dich zu kochen, aber nicht im Takt eines Restaurants, jedenfalls nicht in meinem Zustand.«
»Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht.«
»Fürs Erste können wir so weitermachen, ich stelle jeden Tag eine Speisenauswahl aus belegten Brötchen und kleinen Gerichten für dich her, du teilst mir regelmäßig die erforderlichen Mengen mit und ersetzt mir die Ausgaben, und dann wäre da noch … mein Lohn.«
»Richtig, wie viel willst du?«
Jetzt hat er mich kalt erwischt, was weiß ich, wie viel meine Arbeit wert ist?
»Pro Tag?«
»Ja, deine Arbeitszeit und alles eingerechnet.«
Das ist nicht der Moment, zaghaft zu sein (wie es in allen Ratgebern für erfolgreiche Kommunikation …).
»Hundert pro Tag.«
»Nur fürs Kochen?«
»Ja.«
»Okay.«
Er war zu schnell einverstanden, das heißt, ich hätte auch mehr fordern können, ich werde es nie lernen, verdammt!
»Tyler wird dir alles hierherliefern, und … also, ich dachte, weil er ja arbeitslos ist, könntest du ihn mit einem Lieferservice für die Büros betrauen: Wer keine Zeit hat, in der Mittagspause rauszugehen, könnte dich anrufen und den Imbiss für eine bestimmte Uhrzeit bestellen, und Tyler würde es dann bringen.«
Jetzt kriege ich entweder einen Fausthieb ins Gesicht oder einen Kuss auf den Mund, da ziehe ich doch den Fausthieb vor.
Aber Bob packt mich an den Schultern und hebt mich hoch: »Weißt du, dass du ein verdammtes Genie bist? Woher nimmst du nur all diese Ideen, hast du in Harvard studiert?«
»Nein, ich habe nur ein normales Abitur.«
»Was für eine Verschwendung, du bist fürs Marketing geboren, apropos, was hältst du davon, den Namen der Bar zu ändern? Old Grinch klingt so … alt!«
»Niemals den Namen eines Lokals ändern, oberstes Gebot! Verpass ihm einen neuen Anstrich und tausch das Mobiliar aus, wenn du willst. Aber ändere den Namen nicht, solange du der Inhaber bist. Das wäre, als würdest du den Namen deines Hundes ändern, wie soll er dann noch auf dich hören?«
»Stimmt, du hast wie immer recht.«
»Gut, dann gehe ich jetzt ans Werk und lass dir alles in ein paar Stunden liefern.«
Mit dem wunderbar leichten Gefühl, das sich einstellt, wenn man erreicht hat, was man wollte, verlasse ich die
Bar. Ich sollte allerdings Tyler informieren, dass ich einen Job für ihn habe, am Ende ist er gar nicht einverstanden.
Allmählich trage ich meinen Bauch mit einer gewissen Ungezwungenheit vor mir her, ich gehe aufrecht und stolz und verstecke ihn nicht mehr, was im Übrigen zunehmend schwierig wird.
Ich betrachte mich in den Schaufenstern und erkenne mich kaum wieder, irgendwie habe ich eine andere Ausstrahlung, gefestigter, weniger meiner Umgebung ausgeliefert.
Die Schwangerschaft scheint mir zudem ein gewisses Ansehen zu verleihen. Alle verhalten sich plötzlich respektvoller, bieten sich an, meine Einkäufe zu tragen, halten mir die Aufzugtüren auf.
Als ich nach Hause komme, begegne ich Joe auf der Treppe. Er ist nicht glücklich über die jüngsten Ereignisse und macht sich Sorgen um den guten Ruf unseres Hauses.
Wenn man sich erzählt, dass das Gebäude verhext ist, werden sich die Mieten
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