Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
verdreifachen!
Er sieht meine Tüten vom Bio-Supermarkt und lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, mich auf den Arm zu nehmen: »Sag nicht, dass Peter dich auch mit seinem Ökowahn angesteckt hat!«, sagt er schmatzend und verschlingt mit zwei Bissen einen Hotdog mit Mayo von der Größe meines Unterarms.
»Solltest du auch mal versuchen«, erwidere ich mit gewollt besserwisserischer Miene.
»Nee, nee, die Figur ist mir egal, ich bin schön, so wie ich bin, ich würde sogar sagen, mein Reiz geht vor allem von meiner Bauchgegend aus!« Stolz packt er mit beiden Händen die Speckrolle um seine Mitte.
»Sexy magst du ja sein, aber ich frage mich, ob du deine Enkel noch lebend sehen willst, wenn deine Tochter mal geheiratet hat, oder von einer Urne auf dem Kaminsims aus.«
Er brummelt etwas und lässt sich mühsam wieder auf seinem Platz nieder.
Als wäre er seit dreißig Jahren schwanger!
In der Wohnung suche ich sogleich nach einem Rezept für einen gesunden, nährstoffreichen Burger und werde fündig: Hamburger aus Kichererbsen, mit Kardamom und Kumin gewürzten Bohnen, Fünfkornbrötchen und Mayonnaise ohne Ei. Ganz einfach zuzubereiten, ich wickele ihn in Butterbrotpapier und trage ihn triumphierend nach unten.
»Was ist das?«
»Probier mal.«
Misstrauisch packt er ihn aus.
»Hm, scheint mir verdächtig.«
»Ja, er ist bio und vegetarisch, willst du, dass ich ihn vorkoste?«
Er runzelt die Stirn.
»Mein Bauch tut weh, macht es dir etwas aus, wenn ich ihn später esse?«
»Wieso tut dir der Bauch weh?«
»Ich weiß nicht, schon seit Tagen habe ich so Schmerzen hier.« Grimassierend betastet er seine Leber.
»Ich bin keine Ärztin, aber seit ich dich kenne, sehe ich dich nur Cheeseburger, Chinafraß, Milchshakes, frittierte Chickenwings, Pommes, fettige rosa Soße und Cherry Cola zu dir nehmen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, also bist du wahrscheinlich einfach … todkrank.«
»Was redest du da?«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Cholesterin deine Arterien verstopft und du einen Infarkt bekommst, und wahrscheinlich werde ich dich auch noch finden, bei meinem Glück. Dann wird man das Gebäude abriegeln und einen Exorzisten rufen, aber ich werde sagen, dass du es herausgefordert hast und dass ich dich gewarnt habe. Und alle werden mir darin zustimmen, dass du widerliche Ernährungsgewohnheiten hattest. Dann wirst du Bestandteil der Sterblichkeitsrate von Fettleibigen, der die Regierung den Kampf angesagt hat, also wird man dich in gewisser Hinsicht auch noch als Staatsfeind betrachten.«
»Meinst du wirklich, ich könnte einen Infarkt bekommen?«
»Wenn du Glück hast, ja, dann merkst du wenigstens nicht viel. Aber wahrscheinlicher ist, dass du ein Leberkarzinom oder Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommst, zusätzlich zu vielen anderen Komplikationen, die man weder konservativ heilen noch operieren kann, weil bei deinem Umfang noch nicht einmal eine Anästhesie möglich ist!« Danke, Kabelfernsehen!
»Du bist nicht gerade nett zu mir.«
»Du bist selbst nicht nett zu dir. Weißt du, bis vor wenigen Wochen habe ich mich auch noch von solchem Müll ernährt. Aber jetzt fühle ich mich taufrisch, ich habe viel mehr Energie, bin nicht mehr müde und habe eine wunderschöne Haut.«
»Und was ist das, was du mir da mitgebracht hast?«
»Probier’s einfach, es sind keine Algen drin, das schwöre ich.«
Er beißt vorsichtig in den Vegi-Hamburger und kaut ausgiebig, dann schluckt er mühsam und zieht eine Grimasse.
»Schmeckt nach nichts.«
»Kein Wunder, deine Geschmacksnerven sind von dem jahrelangen Konsum gehärteter Fette und Zuckerstoffe völlig abgetötet, das ist, wie wenn man aufhört zu rauchen, es dauert eine Weile, bis man wieder richtig riechen und schmecken kann.«
»Und an dem hier sterbe ich nicht?«
»Garantiert nicht, es sei denn, du garnierst ihn mit doppelt Käse und Mayonnaise.«
Er schüttelt den Kopf, bückt sich dann ächzend und holt ein Blatt Papier und einen Stift aus einer Schublade.
»Schreibst du das Rezept für meine Frau auf? Sie will mich immer dazu bringen abzunehmen, aber ich habe Angst, dann nur noch unangemachten Salat essen zu müssen.«
»Aber nein, du brauchst nur gesünder zu essen, dann werden die Kilos von allein purzeln. Wenn du weißen Zucker, Fleisch und Käse weglässt, tust du dir wirklich was Gutes.«
»Aber dann bleibt ja nichts mehr übrig!«
»Das dachte ich zuerst auch, aber ich habe mich eines Besseren belehren
Weitere Kostenlose Bücher