Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
dazugehörige Boutique ist sehr gut ausgestattet und verkauft zu exorbitanten Preisen Duftöle, in Kambodscha gefertigte T-Shirts mit dem Logo des Zentrums, Bücher und DVDs, mit denen man lernt, wie man sein Leben in drei Schritten ändert.
Ich betrete den Übungsraum, der genauso aussieht wie das Tanzstudio, in dem man Flashdance gedreht hat.
Ein riesengroßer Raum mit glänzend poliertem Parkett, brennenden Räucherstäbchen in jeder Ecke unter Postern von Shiva und Vishnu und hohen, viel Licht spendenden Fenstern, die auf den Washington Square hinausgehen.
Es kommen weitere schwangere Frauen mit ihren Partnern herein, überflüssig hinzuzufügen, dass ich die einzige Alleinstehende bin. Die Lehrerin, eine gewisse Julie, leuchtet geradezu aus sich selbst heraus, sie ist klein und zierlich und hat offene, honigblonde Haare. Sie trägt weite Gymnastikhosen, ein lila Top und ein Kettchen mit ihrem Namen um den Hals, ähnlich wie das, das Carrie verliert, als sie nach Paris zu Michail Barischnikow zieht.
Sie fragt mich, ob mein Partner auch dabei ist, und ich antworte, dass er arbeiten muss, was immerhin stimmen könnte.
Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich mit Edgar und
David hereinkommen würde und wir auf die Frage »Wer ist der Vater?« im Chor rufen würden: »Wir wissen es nicht, wir warten noch auf das Ergebnis des DNA-Tests!«
Sie fordert uns auf, uns auf unsere Gummimatten zu legen, und macht eine fünfminütige Entspannungsübung. Dann beginnen wir mit einer Reihe von einfachen Übungen, bei denen ich merke, wie schlecht ich in Form bin. Denn ich kann kaum meine Knie berühren, während die anderen trotz ihres Schwangerschaftsbauchs locker bis zu den Füßen kommen.
Julie lässt uns irgendwelche Gesänge auf Sanskrit singen, bei denen ich kichern muss, die jedoch das Baby zu beruhigen scheinen, da es nicht mehr tritt. Sie erklärt uns, wie wichtig es sei, den Damm zu stärken, um das Herauspressen des Kindes bei der Geburt zu erleichtern.
Natürlich gibt es in der Boutique ein spezielles Öl dafür.
Bisher verdränge ich die Tatsache konsequent, dass ich irgendwann unter Schmerzen gebären muss. Lieber nicht daran denken. Es ist schon viel, wenn ich es schaffe, die Schwangerschaft und all das Drumherum zu akzeptieren.
Schließlich gehen wir zu den Pranayama-Atemübungen über: Wir sitzen im Schneidersitz und atmen mit dem Zwerchfell abwechselnd durch das rechte und das linke Nasenloch.
Es ist alles ein bisschen seltsam, aber ob es nun an der Atmosphäre, dem Singen oder der abschließenden Massage mit einem Öl, das Julie uns auf die Stirn reibt, liegt, jedenfalls fühle ich mich wirklich besser, leichter und gelassener.
Daran muss ich mich erinnern, wenn ich das nächste Mal mit meiner Mutter telefoniere.
Ich gehe nach Hause und mache ein paar Aufläufe mit Kürbis, Lauch und Hirse, mittlerweile schreckt mich nichts mehr. Ich habe das Gefühl, jedes Rezept der Welt kochen zu können.
Nachdem ich den Korb gefüllt habe, rufe ich Tyler an, aber diesmal geht seine Mutter ran.
Im ersten Moment bin ich verlegen, weil ich noch nie mit ihr gesprochen habe.
Sie wirkt nett, aber zu Fremden sind Mütter meistens nett.
Auch meine Mutter hat meine Freunde immer sehr beeindruckt, nur wenn sie mit mir allein war, verwandelte sie sich in Crudelia Demon.
Ich werde eine supernette Mutter sein, und alle werden zu meiner Tochter sagen, wie glücklich sie sich schätzen kann, so eine junge, moderne, verständnisvolle Mutter zu haben.
Wir werden dieselbe Sprache sprechen. Ich werde ihr immer zuhören, immer für sie da sein, und sie wird es nicht nötig haben, ein geheimes Tagebuch zu führen. Und ich werde es nicht aufbrechen müssen, wie meine Mutter es getan hat, um herauszufinden, ob ich Drogen nehme.
Einmal habe ich sogar eine Botschaft für sie hineingeschrieben: »Ich weiß, dass du das liest, du solltest dich schämen!«
Was sie nicht davon abgehalten hat weiterzuspionieren.
Oder ist es etwa so, dass alle Eltern mit den besten Vorsätzen beginnen, aber das Unterfangen, ein Kind aufzuziehen, sich als derart schwierig erweist, dass man sich schließlich damit zufriedengibt, sein Bestes zu tun, und das Beste ist eine halbe Katastrophe?
Ist es tatsächlich so hart, Eltern zu sein? Hört man je damit auf, sich um ein Kind zu sorgen?
Wenn meine Tochter eines Tages verkündet, dass sie sich tätowieren lassen will, oder wenn ich sie beim Rauchen im Bad erwische oder wie sie einen Jungen küsst,
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