Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
dass ich sicher die Wohnung erreiche, doch siehe da, Pilar taucht seltsamerweise im selben Moment in ihrer Tür auf und nutzt die Gelegenheit, um ihn erneut abzuküssen.
Die hat vielleicht Nerven!
»Monica, wenn du morgen Vormittag Zeit hast, würde ich gern mit dir eine richtige Touristenführung machen. Hättest du Lust? Vielleicht könnten wir sogar Fahrräder leihen.«
»Warum nicht?«, antworte ich, hochzufrieden, dass er Pilar nicht eingeladen hat.
»Möchtest du auch mitkommen, Pilar?«
Mist.
»Nein, ich muss morgen früh arbeiten, aber vielleicht zum Abendessen.«
»Okay, dann koche ich für euch beide«, erbietet sich Peter.
Er verabschiedet uns mit Küsschen und geht, während wir noch einen Moment an der Tür stehen bleiben und gleichgültig tun, obwohl wir uns wie zwei Löwinnen um die Beute streiten.
Was für eine Beute eigentlich …?
»Nacht, Pilar, ich bin total müde.«
»Nacht, Monica, ich muss auch ins Bett.«
Wir lächeln uns etwas gezwungen an und verschwinden hinter unseren Türen.
Unfassbar, ist es wirklich so, dass Frauen nur so lange Freundinnen bleiben, bis ein Mann auftaucht, selbst wenn es ein Schwuler ist?
Am nächsten Morgen klingelt es um neun.
Ich fahre ruckartig aus dem Schlaf, denn ich hatte gerade geträumt, wieder in der Schule zu sein, mitten in der Abiprüfung, mein am häufigsten wiederkehrender Traum.
Müde klettere ich vom Hängeboden und presse ein Auge an den Spion, dabei ein schwaches »Wer ist da?« murmelnd.
»Ich bin’s, Peter!«
Jetzt schon?
Ich mache im Schlafanzug auf, mit verklebten Augen und zerwühltem Haar.
Peter kann sich das Lachen nicht verkneifen.
»Ein bisschen mehr Respekt, bitte, ich bin eine Signora in anderen Umständen, die man im Morgengrauen aus dem Bett geworfen hat. Das ist verfassungswidrig!«
»Ich wollte eigentlich später kommen, aber aufgrund des
Jetlags bin ich schon seit vier Stunden wach und habe es nicht mehr ausgehalten. Wir könnten bei Le pain quotidien frühstücken, das wird dir bestimmt gefallen.«
Grunzend verschwinde ich im Bad.
»Funktioniert der Abfluss eigentlich?«, fragt er.
»Einmal ja und dann wieder dreimal nein, aber ich traue mich nicht, Joe zu bitten, ihn zu reinigen, bevor er zwanzig Kilo abgenommen hat, seine Hand könnte darin stecken bleiben.«
»Schon gut, ich werde mich um die anfallenden Reparaturen kümmern, oder du kannst auch Tyler fragen.«
»Tyler ist ein Goldstück, aber er braucht zwei Monate, um eine Glühbirne auszuwechseln.«
Wir gehen in den kühlen Morgen hinaus und frühstücken in einem französischen Café mit langen Holztischen und riesigen Gläsern voller Marmeladen und Schokocremes, die wir auf frisches, warmes Brot streichen. Wobei wir die New York Times lesen und die Nachrichten laut mit den abgedroschenen Phrasen des Mannes von der Straße kommentieren: »Heutzutage einen Kredit aufzunehmen ist undenkbar«, »Die Äpfel schmecken auch nicht mehr so wie früher«.
Leider kann ich nicht »Es gibt keine richtigen Jahreszeiten mehr« einfließen lassen.
Anschließend führt Peter mich durch halb Manhattan, zu Plätzen, an denen ich noch nie gewesen bin. Ins MoMa, die Frick Collection, die Carnegie Hall, den Chelsea Market und schließlich sogar auf das Empire State Building, das zu erklimmen ich mich immer geweigert habe, weil das so touristisch ist. Aber ich muss sagen, es lohnt sich!
Er zeigt mir auch den Zoo im Central Park, doch statt
dort den Tieren aus dem Zeichentrickfilm Madagaskar zu begegnen, sehe ich nur ein paar arme gerupfte Pinguine, die in ihrem eigenen Vogelmist schwimmen.
»Bist du schon lange mit Steve zusammen?«, frage ich ihn unvermittelt, während wir den Affen heimlich Nüsse zuwerfen.
»Mit wem?«
»Mit Steve, deinem Freund, bei dem du übernachtest. Seine Medizin steht in deinem Arzneischrank.«
»Aber ich bin nicht mit Steve zusammen.«
»Ach nein? Ich dachte nur so.«
»Und warum?«, fragt er mich ein wenig verwirrt.
»Einfach so, ich habe eben meine Schlüsse gezogen.«
»Und woraus hast du das geschlossen?«
»Intuition«, sage ich mit einem verlegenen Lachen.
»Aha, du hältst mich also auch für schwul.«
»Ich? Nein, ich … warum, bist du es etwa nicht?«
Er bricht in Lachen aus.
»Nein, aber du bist nicht die Einzige, die mich das fragt, muss wohl daran liegen, dass meine Stimme ein bisschen … hell klingt, und außerdem ist die Pflanzenheilkunde kein besonders männliches Gebiet.«
»Ich wollte nicht sagen, dass
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