Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Kopf. »Er muss heute länger arbeiten.« Oder hat Sex mit seiner Geliebten, man wusste ja nie.
Bitte, lass ihn keine Geliebte haben …
Der Adamsapfel von Des hüpfte auf und ab. »Ich kann Sie nach Hause fahren, wenn Sie möchten.«
Das war ein sehr nettes Angebot, aber Abbie schüttelte erneut den Kopf. Das Gartenzentrum lag nur zwei Kilometer von ihrem Haus entfernt, und der Spaziergang würde ihr guttun.
»Na schön, dann mache ich jetzt mal weiter. Und Sie werden wieder fröhlicher, verstanden? Alles wird gut.«
Ihr ganzes Leben lang hatte sie diesen Ausdruck schon gehasst. Was, wenn sich Tom in eine andere Frau verliebt hatte? Was, wenn die Frau jung und fruchtbar war und er mit ihr Kinder haben wollte? Abbie lenkte sich ab, indem sie die durcheinandergebrachten Weihnachtsdekorationen in ihre farbkoordinierten Ablagefächer zurücklegte. Was, wenn das, wovor sie am meisten Angst hatte, jetzt gerade geschah?
Es war klar, dass es einen heftig erwischt hatte, wenn man für jemanden kochte und dabei so tat, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Cleo entkorkte den Wein und goss sich ein Glas ein – nur um zu sehen, ob alles damit in Ordnung war. Sie pustete sich eine Locke aus dem Gesicht und fragte sich erneut, warum genau sie das hier tat. Aber natürlich wusste sie die Antwort darauf; es war, wie wenn man ein Kleid in einem Hochglanzmagazin sah und loszog, um es zu kaufen, weil es an dem Model so phantastisch aussah und man erwartete, an einem selbst würde es ebenso phantastisch aussehen. Das war alles die Schuld von Fernsehköchin Nigella Lawson. Cleo hatte all ihre Sendungen gesehen. Bei Nigella sah es soooo einfach aus, ein Drei-Gänge-Menü zuzubereiten. Cleo war darauf hereingefallen, hatte geglaubt, es sei wirklich einfach, und hatte Will eingeladen, nach der Arbeit zu ihr zu kommen, sie würde für ihn kochen.
Und ja, in dem Moment waren ihr die Worte mühelos über die Lippen gekommen und sie hatte wirklich und wahrhaftig geglaubt, es läge in ihrer Macht, Will mit ihren kulinarischen Fähigkeiten zu beeindrucken, und zwar derart, dass er begriff, wer für ihn Die einzig Richtige sei, nämlich sie.
Tja, das war der Plan gewesen. Stattdessen war sie jetzt von Chaos umgeben, von klumpiger Käsesoße, besorgniserregend seltsam schmeckendem Hühnchen und verkohlten Pastinaken.
»Alles in Ordnung?« Will spazierte in die winzige, blau-weiße, spärlich ausgestattete Küche und fragte sich sichtlich, ob er vor Mitternacht etwas zu essen bekommen würde.
»Alles gut, alles bestens, ich … tätige gerade noch die letzten Handgriffe …« Hektisch rührte Cleo die Soße. Sie fragte sich, wie zum Teufel man die Klumpen herausbrachte. »Es dauert nicht mehr lang!« Die Soße war zu dick, um sie zu sieben. Sie würde fett im Sieb liegen und sich schlichtweg weigern, hindurchzurinnen. Aber wenn sie das Gemüsesieb nahm, würden die kleineren Klumpen durchrutschen. Die einzige Möglichkeit, die sie sah, war, die Klumpen mit einer Pinzette einzeln herauszufischen, und das würde ewig dauern …
»Was ist das?«
»Pastinaken.« Ihr war klar, dass sie abwehrend klang. Wie um alles in der Welt sollte man das dicke Ende garkochen, ohne das dünne Ende zu verkochen? Wie ging Nigella mit dreieckigem Gemüse um?
Will beäugte die Käsesoße und meinte tapfer: »Das Hühnchen sieht gut aus.«
O Gott, das Hühnchen. Es war zu salzig gewesen, darum hatte sie mit Zucker gegengewürzt, aber das hatte, offen gestanden, so merkwürdig geschmeckt, dass sie noch eine Schicht Erdnusssoße darüber gestrichen hatte, aber die Süße war immer noch zu heftig und zudem erinnerte es jetzt ernorm an Erdnussbonbons, mit einem rebellischen Hauch Worcestershire Soße. Und Knoblauch. Es schmeckte schrecklich, sie durfte ihn nicht kosten lassen – den Ausdruck des Entsetzens in seinem Gesicht würde sie nicht ertragen. Sie musste alles beichten. Cleo nahm noch einen großen Schluck Wein, schüttelte den Kopf und sagte: »Weißt du, was? Ich habe …«
Sie wurde mitten im Satz unterbrochen, als der Türklopfer kräftig angeschlagen wurde.
»Wer ist das?«, fragte Will. »Hast du noch jemand zum Essen eingeladen?« In seiner Stimme lag Hoffnung, als ob es keine schlechte Idee wäre, wenn noch eine weitere Person bei der Vertilgung des Essens helfen würde.
»Nein. Das könnten Sternsinger sein.« Cleo war über den Aufschub ebenso froh. Sie ging zur Haustür und öffnete sie.
Meine Güte , keine
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