Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
als sie zusammen auf die Toilette gingen. »Wie hätte ich nein sagen können? Sie hat doch sonst niemand.«
»O Gott, das ist dir gegenüber echt nicht fair.« Cleo umarmte sie.
»Tom ist begeistert. Für ihn ist es wie ein wahr gewordener Traum. Er versucht es zu verbergen, aber er kann es nicht. Jedes Mal, wenn ich daran denke, wird mir übel.« Abbie schüttelte den Kopf. »Doch dann sage ich mir, dass sie nichts dafür kann, und ich hasse mich dafür, dass ich so schrecklich bin. Ich muss ein Monster sein …«
»Hör zu, du stehst unter Schock. Und du bist definitiv kein Monster. Mit der Zeit wird es leichter. Alles wird sich beruhigen, und ihr gewöhnt euch aneinander.« Cleo wusste, dass sie höchstwahrscheinlich Unsinn erzählte, aber was sonst sollte sie sagen? »Wir sprechen hier von Channings Hill. Sie ist das Leben in London gewöhnt. Nach zwei Wochen hier im Dorf wird sie sich zu Tode langweilen. Sie wird euch anflehen, wieder gehen zu dürfen.«
»Das wäre zu schön, um wahr zu sein.« Abbie seufzte.
Die Tür wurde aufgestoßen. Georgia rief fröhlich: »Sprecht ihr über mich?«
Sie hatte sie nicht gehört. »Nein.« Abbie brachte ein Lächeln zustande.
»Nur ein bisschen«, sagte Cleo.
»Natürlich habt ihr über mich geredet. Ich bin ja nicht doof. Ist schon gut, das macht mir nichts.«
»Eigentlich hat Abbie Kopfschmerzen, aber sie hat Angst, du könntest das für eine Ausrede halten, warum sie gehen will. Es geht ihr aber wirklich nicht gut«, fuhr Cleo fort. »Sie sollte nach Hause und ein Schmerzmittel nehmen.«
»Oh, du Arme. Du hättest was sagen sollen! Natürlich musst du nach Hause«, rief Georgia mit einem Tick zu viel Mitgefühl, wie es Leute tun, wenn das am wenigsten beliebte Mitglied einer Gruppe erklärt, dass es gehen muss. »Dad und ich kommen schon zurecht.«
»Ich bin ja auch noch da.« Cleo nickte Abbie zu. »Nur zu, geh nach Hause.«
Abbie war dankbar für den Vorwand. Sie ging, und Georgia und Cleo gesellten sich zu Tom an die Theke. Georgia fragte interessiert: »Wer ist das da drüben?«
Während sie auf der Toilette gewesen waren, waren Johnny und Ash gekommen, die jetzt zusammen Billard spielten. Johnny sah besser aus denn je in einem weißen Baumwollhemd und Jeans. Die Haare fielen ihm über die dunklen Augen. Ash, der sich nie besonders elegant kleidete, trug ein ausgebeultes, rotes Sweatshirt, das ihn aussehen ließ wie den Weihnachtsmann außer Dienst.
»Nur zwei Einheimische.« Cleo wechselte rasch das Thema. »Womit willst du Geld verdienen? Schon irgendwelche Ideen?« Das Mädchen hatte gerade mehrere Wochen faul an einem Swimmingpool in Portugal gelegen; Cleo hoffte, dass Georgia nicht davon ausging, bei Tom und Abbie einzuziehen, ihnen die Haare vom Kopf zu futtern und es sich einfach gutgehen zu lassen wie … nun ja, zugegeben, wie Millionen grottenfauler Teenager in der ganzen Welt, aber darum ging es hier nicht.
23.
Kapitel
»Absolut!« Georgia beugte sich vor und meinte eifrig: »Wie lustig, ich wollte dich gerade danach fragen. Mein Plan ist, ein Unternehmen zu gründen. Minimale Vorleistungen, maximaler Gewinn, flexible Arbeitszeiten. Wie klingt das?«
»Als ob ich Richard Branson gezeugt hätte«, sagte Tom verdutzt.
»Was für ein Unternehmen?«, wollte Cleo wissen.
»Bügeln.«
Also doch nicht ganz so wie Richard Branson. »Ernsthaft?«
»Warum nicht? Ich bügele rasend gern. Ich habe immer all unsere Bügelwäsche gemacht, seit ich elf war.« Verträumt meinte Georgia: »Es ist toll. Man nimmt etwas Zerknittertes und Faltiges und macht daraus etwas Glattes und Vollkommenes. Als ob man Ordnung ins Chaos bringt. Und man kann ein Pfund zwanzig pro Hemd verlangen! Wie lange dauert es, ein Hemd zu bügeln? Fünf Minuten. Pillepalle. Und man kann dabei auch noch fernsehen.« Sie schien sehr zufrieden mit sich selbst. »Ich brauche nichts weiter als ein Bügeleisen!«
»Und ein Bügelbrett«, sagte Cleo.
»Das auch.«
»Und Kleiderbügel. Jede Menge Kleiderbügel.« Ach herrje, vermasselte sie dem Mädchen da gerade die Tour?
»Na schön, aber die sind billig.«
»Und Flugblätter, um Werbung zu machen.«
»Jaaa.«
»Und einen Transporter.«
»Nicht, wenn die Leute ihre Sachen vorbeibringen und hinterher wieder abholen.«
Tom schüttelte den Kopf. »Das funktioniert so nicht. Bei einem Bügelservice werden die Sachen immer abgeholt und wieder zugestellt. Du brauchst definitiv einen Transporter.«
»Also schön, vergesst das
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