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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zurück. »Was ist mit dem Rest?«, fragte sie. »Den ganzen Narben auf deinem Körper. Scheiße …« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist mit dir passiert, verdammt?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ist das der Grund, warum du hier bist? Ich meine, egal was passiert ist … geht’s bei der ganzen Geschichte darum? Bei dem, was in der Zeitung steht und so?«
    »Das hättest du fragen sollen, bevor du mich unter Drogen gesetzt hast.«
    »Ich wusste ja nicht –«
    »Als du am Telefon warst, wusstest du es genau. Da hattest du |152| längst alle Narben gesehen. Aber du hast trotzdem versucht, die Belohnung zu kassieren, stimmt’s?«
    »Nein, hab ich nicht –«
    »Hast du wohl. Ich hab dich gehört … Ich hab dich am Telefon gehört. Ich weiß, was du versucht hast. Du hast versucht, dir von jemandem die Wohnung zu borgen, damit du mich ausliefern kannst, ohne dass die Polizei hierher kommt.«
    »Ich hab nicht versucht, mir eine Wohnung zu borgen«, beharrte sie. »Du hast das völlig falsch verstanden. Ich wollte nur –«
    Plötzlich schwieg sie, denn das Telefon klingelte. Wir wandten beide den Kopf und starrten es an. Nach ungefähr zehnmal Klingeln schaltete der Anrufbeantworter ein:
Hi, hier ist Eddi, hinterlasst mir eine Nachricht.
Das Telefon piepste und ein Mann sprach. »Hey, Ed«, sagte die Stimme, »hier ist Lawrence. Vorhin war die Leitung auf einmal weg. Hör mal … ich hab drüber nachgedacht, was du gesagt hast. Du weißt schon, wegen der Wohnung. Na ja, es ist so … im Moment ist es gerade ein bisschen schwierig. Ich weiß, du hast gesagt, es ist wirklich wichtig, aber ich muss leider absagen. Tut mir echt leid, Ed … hoffe, du bist jetzt nicht sauer. Ruf mich doch zurück, wenn du noch mal drüber reden willst. Bis dann.«
    Ich sah Eddi an. »Du wolltest nur?«
    Sie sah mich nicht an, starrte bloß auf den Boden.
    »Was hattest du vor?«, fragte ich sie. »Mich in einen großen Müllsack stecken und dann quer durch London schleppen zu Lawrence’ Wohnung?«
    Sie zuckte die Schultern. »Dafür hatte ich mir noch nichts überlegt.«
    »Und was, glaubst du, würde ich tun, wenn du mich der Polizei |153| übergibst? Hast du gedacht, ich würde ihnen nichts über dich erzählen?«
    »Wie gesagt, ich hatte mir noch nicht alles überlegt …«
    »Na gut … du hättest sowieso nur deine Zeit vergeudet. Die einzige Belohnung, die du bekommen hättest, wär ein Schuss in den Hinterkopf.« Ich sah sie wieder an. »Ich hab dir schon mal gesagt, Eddi, diese Leute, die, die hinter mir her sind … sobald die mich haben, töten sie dich. Es gibt keine Belohnung. Keine 50.000 Pfund. Das ist alles Lüge.«
    Sie saß da, rauchte eine Weile still vor sich hin und starrte zu Boden. Dann nahm sie einen letzten Zug, drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus und schaute langsam zu mir hoch. »Wie bist du aufgewacht?«, fragte sie mich. »In dem Wein war genügend Stoff, um dich für drei, vier Stunden aus dem Verkehr zu ziehen. Wieso, verdammt, bist du aufgewacht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du würdest es mir sowieso nicht glauben, wenn ich es dir erzählte.«
    »Probier’s aus.«
    »Warum? Warum soll ich dir irgendwas erzählen? Du hast mich unter Drogen gesetzt. Du hast mich belogen. Du hast auf mich geschossen, verdammt.«
    »Zuerst hast du auf mich geschossen.«
    »Ich hab nicht
auf
dich geschossen … ich hab in deine
Richtung
geschossen.«
    »Ach ja, stimmt«, sagte sie höhnisch, »und in die
Richtung
von jemand schießen, das ist natürlich in Ordnung, ja?«
    Ich schüttelte den Kopf, kochend vor Wut.
    Eddi starrte mich an. »Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit, Robert?«
    |154| »Welche Wahrheit?«
    »Die Wahrheit, die du die ganze Zeit, seit du hier bist, vor mir verbirgst. Ich weiß, dass du es jemandem erzählen willst. Ich seh es deinem Gesicht an. Es macht dich wahnsinnig, stimmt’s? Irgendwem musst du es erzählen. Und im Moment hast du keinen außer mir.«

    Ich sagte eine Weile nichts. Ich saß nur in der Stille der tiefsten Nacht und dachte über Verschiedenes nach. Es gab eine Menge nachzudenken. Eine Menge harte Entscheidungen zu treffen. Eine Menge Unbekanntes zu überlegen. Aber am Ende schmolz alles zu der simplen Frage zusammen: Was mach ich mit Eddi?
    Während ich darüber nachdachte, fiel mir ein, wie ich mit Kamal in seinem Wagen geredet hatte. Ich erinnerte mich, wie ich ihn gefragt hatte, was er tun würde, wenn er ich wäre.
    Wenn ich du wäre?
, hatte er

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