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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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    Rühr dich.

    Etwas Elektrisches verschiebt sich in mir.

    Steh auf.

    Und schließlich rührte ich mich. Stand auf. Stieg aus dem Bett, spürte die kalte Nachtluft auf meiner nackten Haut. Spürte alles. Ich war jetzt wach. Ich bewegte mich. Durchs Schlafzimmer, öffnete die Tür, bewegte mich ins vordere Zimmer.

    Eddie stand am Sofa und sprach ins Telefon. Sie war halb angezogen – zerrissene Jeans und ein weißer Spitzen-BH. Die Pistole lag auf dem Tisch neben ihr. Als sie mich sah, hörte sie auf zu |149| sprechen, legte den Hörer auf und nahm die Pistole.
    »Bleib, wo du bist«, sagte sie und hob die Waffe.
    Ihre Augen waren ruhig.
    Ich blieb nicht, wo ich war. Ich ging auf sie zu, nackt und wissend. Mir war jetzt klar, was passiert war. Sie hatte mich unter Drogen gesetzt. Sie hatte irgendwas in den Wein getan. Und jetzt war sie dabei, mich zu verraten. Ich ging weiter auf sie zu. Ich wusste, sie würde mich nicht erschießen.
    Sie drückte ab –
PENG!
Die Pistole zuckte in ihrer Hand und etwas stieß mir gegen den Arm. Etwas Heißes und Hartes. Ich stolperte leicht, aber es schien gar nicht so weh zu tun. Ich ging einfach weiter.
    Eddi starrte mich an. Ich sah das kalte Leuchten meines Gesichts in ihren Augen. Sie versuchte, die Waffe wieder auf mich zu richten, doch es war zu spät. Ich war schon zu nah. Direkt vor ihr. Mein Arm schoss nach vorn, packte die Pistole und drückte Eddis Hand seitlich nach unten. Sie stöhnte, zischte, kämpfte wie eine Schlange.
    »Scheiße … du Bastard, verpiss dich …«
    Sie wollte die Waffe nicht loslassen.
    Ich griff ihr Handgelenk mit beiden Händen, packte fest zu. Drehte, quetschte, zerrte …
    Sie ließ nicht los.
    Plötzlich beugte sie sich nach vorn, biss mir in die Hand und versenkte ihre Zähne bis auf den Knochen. Als mir der Schmerz durch den Körper jagte, wand ich ihr die Pistole aus der Hand, ließ den Arm vorschnellen und dann den Lauf gegen ihren Schädel krachen. Sie stöhnte auf, dann seufzte sie und ich spürte sie schlaff werden. Schließlich sackte sie einfach zu Boden.
    |150| Schwer atmend trat ich zurück und schaute auf sie hinunter. Sie lag mit dem Gesicht nach oben in Richtung Wand, den rechten Arm eigenartig unter dem Körper verrenkt. Seitlich am Kopf hatte sie eine hässlich klaffende Wunde, die aber nicht allzu tief zu sein schien. Und ich sah, dass sie noch atmete. Ich kauerte mich neben sie und zog vorsichtig den Arm unter ihrem Körper vor. Dann stand ich auf und starrte wieder auf sie runter.
    Trotz allem fand ich sie immer noch schön. Weißer BH, zerrissene Jeans, blonde Haare, blasse Haut … schön, rein und still.
    Ich stand eine lange Zeit da und sah sie nur an.
    Dann ging ich ins Schlafzimmer und zog mich an.

    Als ich zurückkam, setzte ich mich in den Sessel und untersuchte die Schusswunde an meinem Arm. Sie fing jetzt an wehzutun, doch es sah nicht allzu schlimm aus – eine leichte Furche im Fleisch, blutig, roh. Die Kugel hatte mich nur gestreift. Ich hielt mir den Arm vor die Augen und starrte das verletzte Fleisch an. Unter einem Film aus Blut sah ich die abgerissenen Enden winziger silberner Fäden, teils stumpf, teils glänzend. Wie frisch gekappte Kabel. Sie schienen zu wachsen, sich selbst zu erneuern. Auch meine Hand heilte von selbst. Die aufgeplatzte Haut, wo Eddi mich gebissen hatte, schälte sich schon. Darunter bildete sich neue, frische Haut.
    Erneuerte die Maschine.
    Ich lehnte mich im Sessel zurück und wartete, dass Eddi aufwachte.

    Bis sie wieder zu sich kam und richtig bei Besinnung war, war es schon nach drei Uhr morgens. Die stampfende Musik hatte endlich |151| aufgehört und die Wohnung war kalt und still. Ich hatte ein Glas Wasser für Eddi geholt, jetzt saß sie auf dem Sofa und umklammerte das Glas in ihren Händen … saß nur da und sah mich an. Ich starrte zurück. Die Pistole lag in meinem Schoß.
    »Was ist?«, fragte sie schließlich. »Was willst du von mir hören?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich werde mich nicht entschuldigen, falls es das ist, was du willst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will nur eine Erklärung haben.«
    Sie fasste nach oben, berührte die Wunde an ihrem Kopf und zuckte leicht.
    »Wie fühlt es sich an?«, fragte ich.
    »Schlimm.« Sie warf mir einen wütenden Blick zu. »Wie sieht es aus?«
    »Man kann es kaum sehen.«
    Sie zündete eine Zigarette an. »Wie geht’s deinem Arm?«
    »Okay«, sagte ich lächelnd. »Ist nur eine Fleischwunde.«
    Sie lächelte nicht

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