Being
zu schnell gefahren, ganz einfach.«
»Das glaube ich nicht.«
Er zuckte die Schultern.
»Ich denke, ihr habt ihn umgebracht«, sagte ich.
»Denk, was du willst.«
»Ihr habt ihn umgebracht, weil er zu viel wusste. Ihr wollt nicht, dass jemand die Wahrheit über mich weiß, stimmt’s?«
Morris sagte nichts, starrte mich nur an.
»Was habt ihr mit Bridget und Pete gemacht?«, fragte ich ihn.
Er zuckte wieder die Schultern. »Gar nichts. Soweit ich weiß, sind sie zu Hause und warten, dass du dich meldest. Sie machen sich Sorgen um dich, Robert. Das tun wir alle.«
»Ja, klar, ihr macht euch solche Sorgen um mich, dass ihr Kamal umgebracht –«
»Wir haben niemanden umgebracht.«
»Und was ist mit Casing?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Ihn hat auch einer umgebracht, was? Ist erstochen worden, in einem Amoklauf …?«
Morris schüttelte den Kopf, als würde er dem Gebrabbel eines Irren zuhören, und ich wusste, ich vergeudete meine Zeit. Er würde mir nie etwas sagen. Und ich hatte keine Zeit zu vergeuden.
Trotzdem …
Er war hier.
Morris.
Er war hier, direkt vor mir. Und er wusste Bescheid. Er musste |181| etwas über mich wissen. Und ich wollte es wissen. Ich musste es wissen. Ich musste wissen, was mit mir los war. Ich musste wissen, was ich war, was ich nicht war, was ich …
Ich musste es wissen.
»Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht umbringen soll«, sagte ich.
Morris runzelte die Stirn. »Was?«
»Sie haben mich schon verstanden.«
Sein Mund bewegte sich, suchte nach einer Antwort, doch es kam nichts heraus.
»Ich hab nichts zu verlieren«, erklärte ich ihm. »Entweder bin ich ein Mensch oder ich bin keiner. Wenn ich einer bin, dann werde ich schon gesucht für den Mord an Casing, also macht ein zweiter Mord keinen Unterschied. Und wenn ich keiner bin … tja, wenn ich kein Mensch bin, dann ist es egal, nicht wahr? Eine Maschine kann nicht schuldig an einem Mord sein.«
Morris starrte mich nur an.
»Verstehen Sie, was ich meine?«, fragte ich.
Er nickte langsam.
»Also«, fuhr ich fort, »was ist jetzt? Erzählen Sie mir, was ich wissen will, oder muss ich Sie töten?«
Schweigend sahen wir uns eine Weile an. Morris’ Blick war leer. Leer und emotionslos … fast unmenschlich … und ich fragte mich einen Moment, wie ich auf ihn wirkte. Wusste er, was ich war? Sah er mich als etwas anderes an? Dann plötzlich kam mir der Gedanke, dass er mich vielleicht
nicht
als etwas anderes ansah, weil ich in seinen Augen vielleicht gar nichts anderes war. Ich war das
Gleiche
wie er. Er war das Gleiche wie ich. Wir waren
beide
anders – unmenschlich, irreal. Und wenn Morris das Gleiche war |182| wie ich, dann mussten auch die andern das Gleiche sein – Ryan, Hayes, Cooper … sie alle. Vielleicht waren auch Bridget und Pete das Gleiche. Vielleicht gab es Hunderte von uns, Tausende … vielleicht war
jeder
das Gleiche wie ich.
Ich betrachtete Morris im Spiegel und versuchte, mich in seinen Augen zu sehen.
»Okay, Robert«, sagte er ruhig. »Was willst du wissen?«
Er klang aufrichtig, gequält und resigniert, und für einen Moment war ich überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Dass er mir wirklich erzählen würde, was ich wissen wollte. Doch dann zuckten seine Augen plötzlich nach rechts, als ob er draußen etwas gesehen hätte, und schon als ich mich umwandte, um zu gucken, wonach er schaute, merkte ich, dass er mich reingelegt hatte.
Aber es war schon zu spät.
In dem Moment, als ich den Blick von ihm abwandte, löste Morris den Griff unterm Sitz, stieß seine Beine nach vorn und drückte sich mit seinem ganzen Gewicht nach hinten. Der Sitz stieß mir gegen die Brust, leerte meine Lunge und schleuderte mich durch den Wagen. Als ich gegen die Lehne der Rückbank krachte, flog mir die Pistole aus der Hand. Einen Moment lang war ich zu geschockt, um zu reagieren. Ich bekam keine Luft. Ich saß nur zusammengesackt in meinem Sitz, benommen, atemlos und mir nur vage bewusst, dass Morris schon über den Sitz stieg, die Killeraugen auf mich fixiert. Ich sah, wie er den Arm zurückzog, und versuchte noch, ihm auszuweichen, doch ich war zu langsam. Er schlug mir die Faust gegen den Kopf, dann, fast gleichzeitig, stieß er mir seinen Arm vor den Hals, drückte mich nach oben und presste mich gegen die Rückenlehne. Jetzt hatte er mich festgenagelt. Mein Kopf schwirrte, im Innern nur Schwärze, und sein Arm quetschte mir das Leben aus |183| dem Leib. Ich wehrte mich, versuchte, ihn
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