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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Eddi zu. »Bitte … ich erklär dir alles später. Vertrau mir.«
    Eddi warf einen Blick über die Schulter auf den Mann im Anzug, dann sah sie mich wieder an. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich verstanden hatte, aber es war keine Zeit mehr, noch etwas zu sagen. Der Mann im Anzug war nur noch ein paar Meter entfernt.
    Ich riss die Pistole aus meiner Tasche und drückte Eddi meinen Arm um den Hals.
    »Hey!«, rief sie. »Was –?«
    Ich zog sie mir vor den Körper, sodass sie zwischen mir und dem Mann im Anzug stand, und hielt ihr die Waffe an den Kopf. Sie atmete schwer, völlig versteift. Der Mann im Anzug blieb stehen. Er war noch etwa sechs Schritte von mir entfernt.
    »Okay, Robert«, sagte er. »Ganz ruhig. Tu nichts –«
    »Halt die Klappe.«
    Eddi fing an, sich zu wehren, verdrehte und wand sich. Ich drückte den Arm fester um ihren Hals und sie hielt still.
    Der Mann im Anzug rückte vor und fixierte mich dabei weiter.
    »Ich erschieß sie«, warnte ich ihn.
    Er blieb stehen.
    »Werfen Sie die Waffe weg«, sagte ich zu ihm.
    »Welche Waffe?«
    »Sie sollen sie wegwerfen.«
    Er sah mich einen Augenblick an, dann fasste er in seine Jacke.
    |170| »Langsam«, sagte ich zu ihm.
    Er öffnete die Jacke und ließ mich die Waffe in seinem Schulterhafter sehen. Er schaute mich an. Ich nickte ihm zu. Langsam zog er die Pistole heraus und hielt sie mir am Lauf entgegen.
    »Werfen«, befahl ich. »Da rüber.«
    Als er die Pistole auf den Rasen seitlich der Zufahrt warf, flüsterte ich Eddi ins Ohr: »Okay?«
    Sie antwortete nicht, aber ich spürte ein leichtes Nicken ihres Kopfs. Ich schaute wieder auf den Mann im Anzug. Er war vom Rand der Zufahrt weggetreten und hielt die Hände ausgestreckt, mit der Innenseite nach oben, um mich zu beschwichtigen.
    »Hör zu, Robert«, fing er wieder an.
    Ich sagte ihm noch mal, er solle die Klappe halten, dann schaute ich mich schnell um. Die meisten Leute im Umkreis des Krankenhauses hatten sich inzwischen in sichere Entfernung gebracht, doch ich sah, wie sie uns alle beobachteten – die Zigarettenraucher, Krankenwagenfahrer, Gesichter in den Fenstern. Einige telefonierten per Handy. Sie riefen die Polizei.
    Ich musste weg hier.
    Ich musste
jetzt
weg hier.
    Ich schaute hinüber zum Parkplatz, doch ich wusste, er lag zu weit entfernt. Zurück dorthin hätte ich es niemals geschafft. Dann hörte ich von hinten ein Auto kommen. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah einen hellblauen Corsa, der die Zufahrt entlang auf mich zukroch. Eine alte Frau auf dem Fahrersitz starrte mich mit besorgtem Blick an. Der Wagen wurde langsamer, sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte.
    Auch ich war mir nicht sicher, doch ehe ich Zeit hatte, drüber nachzudenken, zog ich Eddi in die Mitte der Zufahrt und stellte |171| mich dem Corsa in den Weg. Die alte Frau hielt an. Ich zielte mit der Waffe auf sie.
    »Aussteigen!«, brüllte ich.
    Sie rührte sich nicht, saß nur da und starrte mich an.
    »Raus!«
, schrie ich und wedelte mit der Waffe in ihre Richtung.
    Da wurde sie auf einmal panisch, fummelte an ihrem Sicherheitsgurt herum und suchte nach dem Türgriff …
    »Robert!«
, zischte Eddi.
    Ich schaute hinüber zu dem Mann im Anzug und sah, wie er Zentimeter um Zentimeter versuchte, sich seiner Pistole zu nähern. »Hey!«, bellte ich ihn an. Er blieb stehen, hob die Hände und wich zurück. Ich drehte mich wieder dem Auto zu. Die alte Frau hatte es endlich geschafft auszusteigen. Sie schlurfte rückwärts über den Rasen, atmete schwer, ihr altes Gesicht war jetzt aschgrau vor Angst.
    Und für einen kurzen Moment dachte ich:
Jetzt bist du wirklich ein Monster.
    Die Vorstellung gefiel mir nicht.
    Aber ich wusste, es musste sein.
    Ich richtete die Pistole auf den Mann im Anzug. »Rein in den Wagen.«
    Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Das ist albern. Du kommst hier nie –«
    »Klappe. Rein in den Wagen. Sofort!«
    Er überlegte einen Moment, dann bewegte er sich zu dem Corsa hinüber.
    Ich beobachtete ihn und fragte mich, ob ich das Richtige tat. Ich
wollte
ihn nicht mitnehmen, aber ich wusste, ich konnte ihn nicht hierlassen. Wenn ich ihn hierließ, würde er wieder Ryan anrufen, |172| sobald wir weg waren. Ryan würde dann wissen, wie ich aussah, was ich anhatte, wer bei mir war, in welchem Auto wir saßen …
    Der Mann im Anzug hatte den Corsa jetzt erreicht.
    »Fahrerseite«, kommandierte ich. »Und die Tür offen lassen.«
    Er stieg auf der Fahrerseite

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