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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zu treten, doch er beugte sich nur weiter vor, schlug mich wieder, seine Linke krachte gegen meinen Kiefer. Es tat nicht weh – nichts von alldem tat weh. Ich war gefühllos, ohne Schmerz. Ausgeschaltet. Taub. Ich war nur ein Ding. Aber ich funktionierte nicht mehr. Es war zu viel Schwarz in meinem Kopf, die Luft war zu schwer. Ich konnte nichts mehr unternehmen.
    Den Körper zwischen die beiden Vordersitze gequetscht und den rechten Arm vor meinen Hals gepresst, begann Morris mit der anderen Hand nach der Pistole zu suchen. Ich wusste, dass sie da war. Sie lag auf dem Boden, unter meinem Fuß. Ich spürte sie durch die Schuhsohle – den harten Stahl, den Abzugsbügel, den Lauf. Ich zwang mich, den Fuß zu bewegen, und versuchte, die Pistole aus Morris’ Reichweite zu schieben, doch jetzt hatte er sie gesehen. Ich spürte, wie er den Lauf packte und sie unter meinem Fuß vorzog. Ich versuchte, ihn daran zu hindern, und trat mit dem linken Fuß seine Hand weg, doch das brachte nicht viel. Er war zu groß, zu stark. Er stieß bloß mein Bein zur Seite und griff dann erneut nach der Pistole. Ich war zu schwach, um etwas dagegen zu unternehmen. Ich spürte, wie die Pistole unter meinem Fuß herausglitt …
    Dann öffnete sich die Wagentür.

    Es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern, was als Nächstes geschah. Mein Kopf wand sich noch immer und Morris presste mich immer noch in den Rücksitz, sodass ich kaum etwas sehen konnte. Ich hörte, wie die Tür neben uns aufging, ich spürte auf einmal den kalten, regenfeuchten Luftstoß und wusste, jemand war da, doch ich konnte nicht sehen, wer. Das Einzige, was ich |184| sah, war eine Gestalt im Regen, die neben der Tür stand.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte alles – die Gestalt stand still da, Morris bewegte sich nicht mehr – und dann plötzlich stürzten sich beide auf die Pistole. Noch immer konnte ich nicht sehen, was geschah, doch ich spürte, wie sich die Gestalt nach vorn beugte und in den Wagen tauchte, und ich fühlte, wie eine fremde Hand nach der Pistole griff, aber dann stieß Morris nach der Hand und rammte sie in den Boden, und ich hörte, wie die Gestalt aufschrie vor Schmerz. Fast gleichzeitig spürte ich, wie sie wieder nach vorn schoss, und plötzlich zuckte Morris und keuchte: »Scheiße, du Schlampe!« Ich merkte, wie seine Hand zurückfuhr … und wusste auf einmal, dass die Gestalt Eddi war. Sie hatte Morris in die Hand gebissen. Und jetzt hatte sie die Pistole. Doch als sie vom Boden hochwollte, ließ Morris auf einmal von meinem Hals ab und knallte seine Faust gegen ihren Hinterkopf. Sie stöhnte auf und ich spürte, wie sie zu Boden krachte. Morris hob wieder den Arm, um sie endgültig auszuschalten, doch er hatte mich vergessen. Ich war nicht mehr festgenagelt. Ich konnte mich rühren. Ich schoss nach vorn und hämmerte meinen Kopf gegen Morris’ Schädel. Die Wucht des Aufpralls jagte durch meinen Kopf, warf mich in kreiselnder Schwärze herum, dass mir schlecht wurde, aber das war egal. Durch die Schwärze hindurch sah ich Morris in sich zusammengesunken über den Vordersitz lehnen, sein Kopf hing herab, die Augen waren geschlossen. Ich hatte ihn schwer genug getroffen, um ihn für einen Moment außer Gefecht zu setzen, und diese Zeit genügte Eddi, um noch einmal nach der Pistole zu greifen und vom Boden des Wagens hochzukommen.
    Bei den nächsten paar Sekunden fällt es mir besonders schwer, |185| sie mir ins Gedächtnis zu rufen. Ich war immer noch betäubt, in meinem Kopf drehte es sich weiter, und jedes Mal wenn ich daran zurückdenke, dreht sich sofort wieder alles. Meiner Erinnerung nach war es jedenfalls so:
    Eddi war gerade auf die Füße gekommen, sie beugte sich in den Wagen, irgendwie halb drin, halb draußen, und stützte sich an der Rücklehne ab. Ihr Gesicht war sehr blass, ihr Blick schwankte. Die Pistole lag in ihrer linken Hand. Sie zielte damit auf Morris, doch ich glaube nicht, dass sie vorhatte, ihn zu erschießen. Sie wollte ihn nur in Schach halten und wartete darauf, dass er zu sich kam. Aber dann
kam
er zu sich, öffnete ganz plötzlich die Augen, gerade als Eddi den Blick abgewandt hatte und zu mir herübersah, und bevor ich sie warnen konnte, hatte er schon den Arm ausgestreckt, ihre Hand gepackt und versuchte, an die Waffe heranzukommen. Sie reagierte schnell, griff die Pistole fester und schnappte sich sein Handgelenk mit der anderen Hand. Plötzlich bekam er beide Hände an die Pistole und die

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