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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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müde.
    Eddi tippte wieder weiter. »Warum schläfst du nicht ein bisschen?«, schlug sie vor. »Du siehst total müde aus. Ich weck dich, wenn ich fertig bin und wir aufbrechen können.«
    »Aufbrechen wohin?«, brummte ich in mich hinein. »Wohin fahren wir?«
    |213| »Irgendwohin, wo es sicher ist.« Sie warf einen Blick zu mir herüber. »Mach dir keine Sorgen, ich bin noch da, wenn du wieder aufwachst. Ich tu auch nichts.«
    »Das hast du letzte Nacht auch gesagt«, brummte ich weiter, »und dann hast du mich unter Drogen gesetzt. Du hast gesagt, du machst nichts, und dann …«
    Und dann hast du mich geküsst
, wollte ich sagen.
Du hast mich geküsst und mit in dein Schlafzimmer genommen. Und ich dachte, alles wird gut. Aber von wegen.
    Ich sah sie an.
    Sie hatte den Blick gesenkt und starrte auf den Schreibtisch. »Tut mir leid wegen gestern Nacht«, sagte sie traurig. »Ich hab bloß … ich weiß nicht. Ich kann’s nicht ändern. So bin ich eben. Es ist einfach …« Sie seufzte schwer und schaute zu mir auf. »Tut mir leid, Robert.«
    »Ja, gut«, sagte ich. »Tut mir auch leid, dass ich dich reingezogen hab in das alles.«
    Sie nickte. »Ist nicht deine Schuld.«
    Dann musste ich weggucken. Ihre Augen waren zu viel für mich. Alles war zu viel.
    »Warum tust du das?«, fragte ich sie.
    »Warum tu ich was?«
    »Mir helfen … bei mir bleiben …«
    »Hab ich dir doch schon erklärt«, antwortete sie. »Ich komm nur mit dir zusammen da raus.«
    »Du brauchst mich doch gar nicht«, sagte ich kopfschüttelnd. »Du könntest dich einfach verabschieden und das Ganze mir überlassen. Ich bin es, nach dem sie suchen, nicht du. Sobald sie mich haben, kümmerst du sie doch gar nicht mehr – die würden |214| nicht weiter nach dir suchen. Und selbst wenn, gibt es nichts, was ich ihnen erzählen kann, das sie nicht sowieso rausfinden.« Ich schaute sie an. »Allein wärst du viel besser dran.«
    »Findest du?«
    Ich zuckte die Schultern.
    Sie starrte mich an. »Und was, wenn es andersrum läuft?«
    »Wie meinst du das?«
    »Was ist, wenn wir uns trennen und sie finden erst mich? Was soll ich ihnen dann über
dich
sagen?«
    »Nichts«, antwortete ich leicht verwirrt. »Du wirst nichts wissen …«
    »Genau. Ich werde nicht wissen, wo du steckst oder was du vorhast, ich werde überhaupt nichts von dir wissen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ja und?«
    »Ich werde nichts haben, was sie wollen, oder? Und wenn ich nichts habe, was sie wollen, kann ich auch keinen Deal mit ihnen machen.« Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Robert, aber du bist im Moment das Einzige, was ich habe. Ich brauche dich genauso wie du mich.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste nicht, ob es irgendeinen Sinn ergab oder nicht, und selbst wenn es einen ergab, wusste ich nicht, ob ich ihre Argumente glaubte … oder ob ich sie nur glauben
wollte
. Keine Ahnung, was ich wollte. Ich wusste es einfach nicht …
    »Schlaf ein bisschen«, sagte Eddi leise. »Ich weck dich in ein paar Stunden.«
    Ich wollte nicht schlafen.
    Aber ich war zu müde, um es zu verhindern.
    Zu müde zum Denken.
    |215| Zu müde zum Reden.
    Zu müde zum Spielchenspielen.
    Zu müde …

|216| Siebzehn
    Z um ersten Mal seit Tagen wachte ich ohne vernebelten Kopf auf. Es gab keine Stimmen, keine Chirurgen, keine Leute mit Pistolen. Es gab kein großes Weiß, keine Fremdheit, keine Nacktheit. Es gab nur mich – vollständig angezogen im Sessel. Nur mich und ein leeres Zimmer.
    Ich rieb mir die Augen und schaute mich um. Die Vorhänge waren zugezogen und die Computer und Bildschirme alle ausgeschaltet. Das Zimmer war dunkel und still. Ich sah nur die Umrisse von ein paar Taschen auf dem Fußboden – eine Reisetasche, ein Rucksack, ein paar prall gefüllte Plastiktüten. Ich blinzelte eine Weile in der Dunkelheit herum und versuchte, mir vorzustellen, was alles in den Taschen stecken mochte, dann drang auf einmal ein gedämpfter Laut durch die Stille und ich drehte mich um und starrte zur hinteren Tür. Das Geräusch war von irgendwo hinten in der Wohnung gekommen. Ein leiser, stotternder Laut. Ich horchte genau. Nach kurzer Zeit hörte ich ihn wieder. Diesmal war er lauter. Laut genug, dass ich ihn zuordnen konnte. Es war das Geräusch, das jemand von sich gibt, wenn er weint.
    Ich erhob mich aus dem Sessel, durchquerte das Zimmer und ging den Flur entlang zum Badezimmer. Die Tür war offen. Ich |217| stand im Türrahmen und schaute auf Eddi hinab. Sie saß

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