Being
dreckigen Anziehsachen, sie stellte ihn zu den andern Taschen und Tüten auf den Boden.
»Hast du sonst noch was, das du unbedingt loswerden musst, ehe wir aufbrechen?«, fragte sie.
»Zum Beispiel?«
|220| »Messer, Waffen … alles, was nicht durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen geht.«
»Sicherheitskontrolle am Flughafen?«
»Erklär ich dir später.« Sie nickte zu meinem Rucksack. »Wenn du da irgendwas Riskantes drinhast, dann entsorg es jetzt. Wirf es in eine von den Plastiktüten.«
Ich öffnete meinen Rucksack und ging alles durch, doch es war so gut wie gar nichts mehr drin – das meiste hatte ich im Hotel Paradise zurückgelassen. Das Einzige, was ich fand und zurücklassen konnte, war Ryans Taschenmesser und das Videoband meiner Endoskopie.
Das Videoband …
Meine Gedanken blendeten zurück zu einer wunderlichen Höhle, gefüllt mit fantastischen, fremdartigen Mechanismen, die sich bewegten und umherwirbelten: Fäden, Streben, Kristalle, Schlaufen, Stützen, Schläuche, Ventile, Bänder, Hüllen, Gräben, Tunnel, Adern, unzählige schimmernde Partikel … ein subatomarer Dom, eine dunkle Kathedrale, eine perfekte Scheußlichkeit.
In meinem Innern.
In mir.
Das war ich.
Was immer du siehst
, sagte ich mir schließlich,
was immer da ist … es gibt tausend Möglichkeiten, dass das nicht du bist.
Ich steckte das Videoband wieder zurück in den Rucksack, dann ging ich hinüber und warf das Taschenmesser in eine der Plastiktüten. Es waren drei, alle prallvoll mit Papieren, Disketten und Dokumenten …
|221| »Was ist das alles?«, fragte ich Eddi.
»Mein Leben«, sagte sie knapp. »Mein Geschäft … alles. Laufwerke, Kundenlisten, Kontakte, Namen, Orte, Nummern. Einfach alles. Sobald ich das Ganze entsorgt hab, ist die Wohnung sauber. Sie können sie ruhig auseinandernehmen, die Computer, egal was, etwas Brauchbares werden sie nicht finden.« Sie schaute auf die Tüten hinab. »Nicht gerade viel für ein Leben, was? Drei Tüten Müll.«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Mir war nicht klar …«
»Schon gut«, murmelte sie. »Wahrscheinlich war es sowieso mal Zeit für einen Wechsel.« Sie schaute sich einen Moment in der Wohnung um, warf einen letzten Blick auf das, was sie zurückließ, dann wandte sie sich wieder zu mir und lächelte: »Okay, bist du fertig?«
»Ich glaub schon …«
»Gut, dann lass uns gehen.«
Auf dem Weg zum Fahrstuhl rief Eddi Bean an und sagte ihm, er solle uns im Erdgeschoss treffen. Während wir auf den Aufzug warteten, zog sie Ryans Brieftasche heraus und gab sie mir zurück.
»Über seine Kreditkarten hab ich nichts herausfinden können«, erklärte sie. »Hab alles durchgesucht, jede illegale Datenbank, die es gibt, er ist nirgends drin. Ich hab auch diverse Suchläufe gemacht zu seinem Ausweis und seiner Telefonnummer … nichts.« Sie sah mich an. »Ich versteh das nicht, Robert. Ich hab hier so ziemlich zu allem Zugang. Ryans Daten müssten doch irgendwo auftauchen, aber ich finde nicht das Geringste.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist, als ob er gar nicht existiert.«
|222| »Vielleicht ist es ja so«, schlug ich vor. »Vielleicht hab ich ihn mir nur ausgedacht.« Ich sah sie an. »Vielleicht erfinde ich das Ganze ja bloß.«
»Daran hab ich auch schon gedacht«, sagte sie. »Aber woher solltest du dann die Kreditkarten haben? Und den Ausweis? Die Brieftasche, die Visitenkarten, die Pistole? Und was ist mit Morris? Der
hat
schließlich existiert, oder? Er war hinter dir her. Und ich weiß, dass er nicht von der Polizei war.«
Die Fahrstuhltür öffnete sich. Wir griffen nach unseren Taschen und stiegen ein. Eddi drückte die Taste fürs Erdgeschoss. Die Tür schloss sich und der Fahrstuhl fuhr los.
»Woher weißt du, dass Morris kein Polizist war?«, fragte ich.
»Bei der Polizei tragen sie ihre Pistolen schon mal nie in Schulterhalftern. Und die Polizei hätte auch nicht am Krankenhaus auf dich gewartet. Und selbst wenn, hätten sie nicht einen einzelnen Mann dafür abgestellt.« Sie rieb sich die Augen. »Dennet dagegen ist Polizist.«
»Wer?«
»Kommissar Mark Dennet, der, den sie in der Zeitungsgeschichte zitiert haben. Ich hab ihn überprüft. Er gehört zum Kriminalkommissariat in Stoneham.«
»Was heißt das?«
»Keine Ahnung.«
»Aber der ist wirklich echt? Ich meine, Dennet existiert wirklich?«
»Ja.«
»Und Morris auch.«
»Ja.«
»Dann glaubst du also nicht, dass ich das alles erfunden habe?«
|223| »Nein«,
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