Being
antwortete sie. »Jedenfalls nicht alles.«
Ehe ich zurückfragen konnte, wie sie das meinte, hielt der Aufzug mit einem dumpfen Geräusch und die Tür ging auf.
Bean stand da und wartete auf uns.
»Alles in Ordnung?«, fragte ihn Eddi.
»Ja.«
»Irgendwer in der Nähe?«
»Nein.«
»Gut.« Sie gab ihm den Wäschebeutel und die drei Plastiktüten. »Das hier ist für die Verbrennungsanlage«, erklärte sie ihm. »Erledige das, bevor du den Civic verschwinden lässt. Und pass auf, dass nichts übrig bleibt.«
Er nickte.
Eddi wandte sich zu mir um. »Gib ihm die Pistole.«
»Was?«
»Die Pistole … gib sie ihm.«
Ich wusste, ich musste sie loswerden, aber etwas in mir sträubte sich, mich von ihr zu trennen. Ich hatte mich an sie gewöhnt. Ihr beruhigendes Gewicht in meiner Tasche … ihre Solidität, ihre Macht. Ich hatte mich daran gewöhnt zu wissen, dass sie da war, falls ich sie brauchte.
Ich zog die Pistole aus der Tasche und reichte sie Bean.
»Mach sie sauber und schaff sie beiseite«, erklärte ihm Eddi.
Er nickte.
Eddi zog die Reisetasche auf und wühlte darin herum. Sie nahm eine Handvoll Fünfzig-Pfund-Scheine heraus und gab sie Bean. Er schob sie sich in die Tasche, ohne nachzuzählen.
»Ich werde eine Weile verschwinden«, sagte Eddi zu ihm. »Du brauchst nicht mehr auf die Wohnung aufzupassen, aber sag mir |224| Bescheid, wenn jemand kommt. Mach’s per E-Mail , nicht übers Handy. Ich kümmer mich drum, dass für dich gesorgt ist.«
»Kommst du wieder zurück?«, fragte er.
Sie lächelte ihn an. »Ja … ich komm wieder zurück.«
Er nickte noch mal, dann drehte er sich um und ging mit dem Wäschesack und den Plastiktüten davon. Eddi sah ihm hinterher, bis er den Betonsilo verlassen hatte, dann hob sie die Reisetasche auf und schwang sich ihren Rucksack über die Schulter.
»Komm«, sagte sie zu mir, während sie Richtung Tür ging.
Ich folgte ihr aus dem Betonklotz und hinten rum zu den Garagen. Der Civic war weg. Niemand war in der Nähe. Es gab nur die Garagen, ein paar fahrbare Mülltonnen und einen Container mit Steinen und Gipsplatten. Eddi ging zu einer der Garagen hinüber, schloss das Tor auf und öffnete sie. Drinnen stand ein Wagen, ein weißer BMW 525.
»Gehört der dir?«, fragte ich sie.
Sie nickte. »Nicht registriert, nicht zurückzuverfolgen, kaum gefahren.«
»Hast du noch mehr Autos versteckt?«
»Nein«, sagte sie. »Das ist mein letztes.«
Wir warfen unser Gepäck auf den Rücksitz, stiegen vorn ein und Eddi ließ den Motor an. Sie legte den Rückwärtsgang ein, richtete den Spiegel aus, dann hielt sie einen Moment inne und sah mich an. Ich dachte, sie würde etwas sagen … irgendetwas Bedeutsames, etwas Weises oder vielleicht irgendwas, was ich nicht hören wollte … doch es kam nichts. Sie starrte mich bloß eine Weile an, dann schaute sie über die Schulter und setzte den BMW zurück.
|225| Es war jetzt später Nachmittag, langsam ging der Berufsverkehr los. Wir brauchten fast zwei Stunden, um aus London herauszukommen, und danach steckten wir wieder einmal an einer Baustelle fest. Bis wir da durch waren und es endlich weiterging, war es schon kurz nach sechs. Ich hatte nicht groß drauf geachtet, wohin wir fuhren, doch als Eddi aufs Gaspedal drückte und wir uns in den Strom des Autobahnverkehrs einreihten, schaute ich aus dem Fenster und sah ein Schild, auf dem stand: M1 THE NORTH.
»Dann fahren wir also nicht nach Stansted?«, fragte ich Eddi.
»Wie kommst du darauf?«
»Na ja, erstens fahren wir in die falsche Richtung. Und dann hast du gesagt, dein Flug geht um sieben, also müsstest du spätestens um sechs in Stansted sein. Jetzt ist es schon nach sechs. Aber es scheint dir nichts auszumachen.«
»Den Flug hab ich gecancelt«, sagte sie. »Ich hab uns auf einen andern gebucht. Morgen früh um sieben vom Flughafen Leeds Bradford International.«
»Und wohin fliegen wir?«
»Was glaubst du?
»Nach Spanien?«
»Richtig. Und weißt du auch, warum wir von Leeds und nicht von Stansted fliegen?«
»Falls Ryans Leute die Flughäfen überwachen, konzentrieren sie sich wahrscheinlich auf Stansted, Gatwick und Heathrow. Die rechnen bestimmt nicht damit, dass wir von Leeds abfliegen.«
Sie sah mich an, etwas überrascht, dass ich das begriffen hatte.
»Und was passiert, wenn wir in Spanien landen?«, fragte ich sie.
»Ich hab da eine Wohnung. Sie liegt in Tejeda, einem Dorf an der Südküste von Andalusien. Ich hab sie vor ein paar Jahren
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