Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
sie von dir wollen, ich weiß nur, ich habe eben einen von ihnen umgebracht. Und das wird ihnen bestimmt nicht schmecken.«
    »Wahrscheinlich werden sie denken, ich hab ihn umgebracht.«
    »Vielleicht … aber sie werden trotzdem nach mir suchen. Mein Auto steht am Krankenhaus, meine Fingerabdrücke sind überall in dem Corsa … wahrscheinlich hab ich jede Menge DN A-Spuren in der Scheune hinterlassen. Die finden raus, wer ich bin. Kann sein, dass sie eine Weile brauchen, aber irgendwann kriegen sie’s raus – und bis dahin will ich längst über alle Berge sein.«
    »Und wieso fahren wir dann zurück in deine Wohnung?«
    »Ich muss ein paar Sachen holen.«
    »Ach so.«
    Sie sah mich an. »Was denn?«
    »Nichts.«
    »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte sie lächelnd. »Ich lass dich nicht im Stich.«
    »Ich mach mir auch keine Sorgen …«
    »Nein?«
    »Worüber sollte ich mir denn Sorgen machen?«
    »Es gibt keinen Grund.« Sie grinste. »Gar keinen Grund. Ich wollte nur, dass du es weißt, das ist alles. Wo immer ich hingeh – du kommst mit.«
    »Danke«, sagte ich, »aber du musst dich nicht um mich kümmern.«
    »Ich kümmere mich auch nicht um dich, ich kümmere mich um
mich
.« Ihr Lächeln war jetzt verschwunden. »Du weißt zu viel |206| über mich«, sagte sie, »und ich weiß zu viel über dich. Es gibt nur einen einzigen Weg, wie wir das durchstehen: indem wir einander vertrauen. Und es gibt nur einen einzigen Weg, wie wir uns vertrauen können: indem wir zusammenbleiben.« Sie zuckte die Schultern. »So wird es wohl eine Weile laufen – ob es uns gefällt oder nicht. Okay?«
    »Ja, ich glaub schon …«
    »Du
glaubst

    Ich sah sie an und versuchte, meine Gefühle zu verbergen. Ich wusste nicht genau, was diese Gefühle waren – sie hatten jedenfalls damit zu tun, dass ich nicht mehr allein sein wollte. Ich war mir auch nicht sicher, wieso ich diese Gefühle hatte, und hatte auch keine Ahnung, ob sie echt waren. Doch was immer los sein mochte mit meinen Gefühlen – ich wollte nicht, dass Eddi sie mitbekam. Einen Moment schaute sie zu mir, mit einem leicht verwirrten Blick, dann schaute sie wieder weg und stellte mir weitere Fragen. Sie hatte viele Fragen …

    War die Zeitungsgeschichte völlig falsch?
    Hat Casing noch gelebt, als du ihn zuletzt gesehen hast?
    Glaubst du, Casing kannte Ryan?
    Was, meinst du, haben sie gemacht?
    Denkst du, sie haben dieses Teil aus dir rausnehmen wollen, oder glaubst du eher, sie haben es eingebaut?
    Wie groß war es noch mal?
    Und wie schwer?
    Wie hat es sich angefühlt?
    Hat es irgendwelche Geräusche gemacht?
    Hast du noch anderes in dir gesehen?
    |207| Ist so was Ähnliches schon mal früher passiert?
    Wie hast du dich gefühlt?
    Wie fühlst du dich jetzt?

    … und als wir in Finsbury Park ankamen, fühlte ich mich total zerschlagen.

|208| Sechzehn
    K urz bevor wir Gillespie Heights erreichten, fuhr Eddi rechts in eine üble kleine Seitenstraße und blieb am Rand stehen. Die Straße war grau und leer – parkende Autos, halbhohe Gebäude, kaputte Gehsteige, schwarze Geländer. Ein Ort, der wie ausgestorben wirkte.
    Eddi nahm ihr Handy, drückte eine Kurzwahltaste und hielt sich den Apparat ans Ohr. »Bean?«, sagte sie. »Ich bin’s. Alles okay?« Sie schwieg und hörte zu. »Okay, pass auf. Geh zu den Garagen und warte auf mich. Ich bin in einer Minute da. Ich sitze in einem grauen Civic. Hast du verstanden?« Sie hörte wieder zu, dann beendete sie die Verbindung und steckte das Handy in ihre Tasche.
    »Wer war das?«, fragte ich.
    »Bean.«
    »Wer ist Bean?«
    »Wer ist wer?«
    Sie lächelte mich an, dann legte sie den Gang ein und fuhr los.

    Bean war, wie sich herausstellte, ein drahtiger zwölfjähriger |209| schwarzer Junge. Mit seiner bis oben zugezogenen Kapuzenjacke, einem übergroßen Basketballshirt und der tiefsthängenden Hose, die ich je gesehen hatte, wartete er auf uns vor einer Garagenreihe an der Rückseite von Eddis Betonsilo. Als Eddi sich näherte und anhielt, schaute er sich um, reckte den Hals, dann schlenderte er zu uns rüber.
    Eddi grinste mich an, während ich ihn beobachtete.
    »Alles in Ordnung«, erklärte sie mir, »er weiß, was er tut.«
    »Was tut er denn?«
    Sie lächelte mich wieder an, dann öffnete sie die Wagentür und ließ den Motor laufen. Bean ging auf sie zu und die beiden redeten miteinander. Ich beobachtete sie einen Moment, dann griff ich nach hinten auf den

Weitere Kostenlose Bücher