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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Strömung von etwas Unsichtbarem …
    »Wo ist es?«, fragte Eddi.
    |202| »Wie?«
    »Das Teil … wo ist es? Ich will es sehen.«
    Ich schaute sie an. »Ich hab’s dagelassen.«
    »Du hast was?«
    »Ich hab’s im Hotel gelassen.«
    Sie starrte mich an. »Wieso, verdammt?«
    Daraufhin erzählte ich ihr von der Zeitung. »Ich bin in Panik geraten«, erklärte ich ihr. »Sobald ich die Geschichte über mich sah, war mir klar, dass ich aus dem Hotel rausmusste, bevor Ryan aufkreuzte. Ich hatte keine Zeit mehr, groß nachzudenken. Ich war verzweifelt. Ich hab mir bloß ein paar Klamotten geschnappt, dann bin ich gerannt. Als ich merkte, dass ich das Teil vergessen hatte, war es zu spät. Die Polizei war schon im ganzen Hotel – Polizei, Ryans Leute … sie waren überall. Ich hab gesehen, wie einer in mein Zimmer ging, direkt nachdem ich es verlassen hatte.«
    »Dann ist dieses Teil jetzt also wieder in ihren Händen – was immer es war und wer immer diese Leute sind.«
    Ich nickte.
    Eddi sah mich an, dann schaute sie zurück auf die Straße. Wir fuhren jetzt wieder. Wir kamen durch die Baustelle und der Verkehr normalisierte sich langsam – Personenwagen, Laster, Lieferwagen beschleunigten … alle in Eile, irgendwo anzukommen, wo immer sie hinwollten.
    Ich starrte durch die Windschutzscheibe.
    Ich war das Erzählen leid. Ich war es leid zu lügen. Ich war überhaupt alles leid. Ich hatte lange nicht geschlafen. Ich wusste nicht, wohin wir fuhren. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich wusste nicht, warum ich log. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was ich war.
    |203| Ich wusste überhaupt nichts.
    Ich war nur ein Ding – müde und unwissend.
    Die Heizung war an, erfüllte den Wagen mit staubiger Wärme, und während die Stille summte und die Welt vorbeizog, schloss ich die Augen, leerte meinen Kopf und sank langsam in den Schlaf.
    Doch ich kam nicht sehr weit.
    Gerade als ich in diesen Dämmerzustand zwischen Wachsein und Schlafen fiel, begann Eddi, mir Fragen zu stellen.
    »Diese Leute«, sagte sie, »die in dem Krankenhaus, die mit den Pistolen … du hast keine Ahnung, wer sie waren?«
    »Nein.«
    »Wie haben sie sich angeredet?«
    »Wie meinst du das?«
    »Mit Vornamen, Nachnamen … wie haben sie sich untereinander genannt?«
    Ich dachte nach und versuchte, mich zu erinnern.
    »Hayes hat Ryan ein paarmal mit
Sir
angesprochen. Aber ansonsten waren es, glaube ich, immer die Nachnamen – Ryan, Hayes, Morris …«
    »Und sie hatten alle normale Kleidung an? Keine Uniformen?«
    »Uniformen hab ich nicht gesehen.«
    »Und Ryan war der Chef?«
    »Ja, absolut.« Ich erinnerte mich plötzlich an den Krempel, den ich aus seiner Brieftasche hatte – seinen Ausweis, seine Visitenkarten. Ich holte die Brieftasche hervor, zog den Ausweis und eine von den Visitenkarten heraus und reichte sie Eddi. »Die gehören Ryan«, erklärte ich ihr. Sie schaute sie an, hielt die beiden Karten gegen das Lenkrad, sodass sie sie sehen konnte, ohne zu lange den |204| Blick von der Straße zu nehmen. Sie studierte beide genau, schaute sich jedes Detail an, untersuchte Wort für Wort und Ziffer für Ziffer. »Was meinst du?«, fragte ich sie.
    Sie schnippte mit dem Finger gegen die Visitenkarte. »Das ist keine reguläre Londoner Telefonnummer. Die ersten drei Zahlen sind falsch. Sie müssten für eine bestimmte Gegend stehen, tun sie aber nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Ich bin mir nicht sicher …«
    »Was ist mit dem Ausweis?« Sie schüttelte den Kopf. »Von der Polizei stammt der nicht.
    Könnte von einem der Sicherheitsdienste sein, aber die meisten kenn ich und so einen hab ich noch nie gesehen. Das ist keiner vom MI5 oder MI6. Nicht vom Geheimdienst.« Sie schüttelte wieder den Kopf und reichte die Karten zurück. »War sonst noch was in der Brieftasche?«
    »Bisschen Bargeld, paar Kreditkarten –«
    »Was für Kreditkarten?«
    Ich schaute in der Brieftasche nach. »American Express und Visa.«
    Sie nickte. »Ich prüf sie, wenn wir zurück sind.«
    »Zurück wo?«, fragte ich.
    »Bei mir.«
    »Wir fahren wieder zu dir?«
    Nach einer kurzen Pause antwortete sie: »Schau, Robert, ich versteh das Ganze nicht. Ich weiß nicht, was es bedeutet … für dich, für mich, für uns beide. Ich kapier’s einfach nicht. Im Moment weiß ich bloß, dass wir beide eine Menge Scheiße am Hals haben.« Sie schaute zu mir herüber. »Keine Ahnung, wer diese |205| Leute sind oder was

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