Being
Morgen, als wir das Hotel verließen, war es auf den Straßen ruhig und wir erreichten den Flughafen mit reichlicher Zeitreserve. Eddi parkte den BMW auf einem Langzeitparkplatz, zahlte für dreißig Tage, dann stiegen wir in den Zubringerbus zum Terminal. Als der Bus vom Parkplatz fuhr, sah ich, wie Eddi einen Blick zurück auf ihren Wagen warf. Ich konnte ihr an den Augen ablesen, dass sie nicht glaubte, ihn jemals wiederzusehen.
Es war noch immer erst Viertel vor sechs, als wir am Terminal ankamen, doch es herrschte bereits überraschend viel Trubel. Viele Leute, viel Lärm, viel Bewegung. Überall Schlangen, Menschen liefen hin und her, dazwischen Polizisten mit Pistolen und dazu die Ansagen, die alle paar Sekunden aus den Lautsprechern plärrten …
Ich sagte zu Eddi: »Auf einem Flughafen war ich noch nie.«
Sie sah mich an. »Was – noch nie?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nie geflogen. Noch nie außerhalb von England gewesen. Für nächstes Jahr war geplant, dass ich mit Bridget und Pete zusammen Urlaub mache –«
»Sag kein Wort«, würgte sie mich ab.
»Was?«
|263| »Wenn wir einchecken … sag kein Wort. Halt einfach den Mund und überlass alles mir. Wenn irgendwas schiefgeht, drehen wir einfach um und gehen. Wir rennen nicht, wir kriegen keine Panik. Wir gehen nur gleichgültig denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Okay?«
»Ja …«
»Und halt die Augen offen. Ich glaub zwar nicht, dass jemand hier nach uns sucht, aber es ist besser, wir gehen kein Risiko ein. Hast du deinen Pass?«
»In meiner Tasche.«
»Wie heißt du?«
»Robin Ames. Und du?«
»Jennifer Nelson. Und für den Fall, dass jemand fragt, wollen wir einen Mietwagen leihen, wenn wir in Malaga ankommen, und nach Fuengirola. Eine Freundin von uns hat da ein Ferienhaus. Wir bleiben zwei Wochen. Der Name unserer Freundin ist Elizabeth Rimmel.«
»Und sie hat einen Bruder, der heißt Isaac Pimmel.«
Eddi sah mich an. »Wie gesagt, halt du den Mund und überlass mir das Ganze.«
Am Check-in-Schalter ging alles gut. Wir zeigten unsere Pässe, das Mädchen am Schalter schaute hinein und fragte uns, wo wir hinwollten. Eddi sagte es ihr. Das Mädchen tippte es in den Computer, überpüfte unsere Buchung und fragte, wie viele Gepäckstücke wir hätten. Eddi gab ihr die Reisetasche. Sie wog sie, klebte irgendwelche Aufkleber dran, stellte ein paar Fragen. Und das war es auch schon. Sie gab uns die Bordkarten, sagte uns, zu welchem Gate wir mussten, und wünschte uns einen guten Flug. Ganz einfach.
|264| Der nächste Schritt war nicht so einfach.
Ich folgte Eddi durch den Flughafen und wir stellten uns bei einer Schlange an, um durch die Sicherheitsschleuse zu kommen. Während sich die Schlange langsam nach vorn schob, beobachtete ich die andern Passagiere und versuchte herauszufinden, was ablief … Nach einer Weile hatte ich es kapiert. Und da gingen meine Befürchtungen los. Am Ende der Schlange gab es einen Durchgang, wo ein Mann die Bordkarten überprüfte. Hinter dem Durchgang war eine zweite kleine Schlange und am Ende dieser Schlange …
»Ist das ein Metalldetektor?«, flüsterte ich Eddi zu.
Sie nickte. »Du musst deine Jacke ausziehen und alle Metallteile aus den Taschen nehmen – Schlüssel, Handys und so was. Du legst sie in einen Korb und sie laufen zusammen mit deinem Gepäck durch das Röntgengerät, dann gehst du durch den Metalldetektor.«
Scheiße, dachte ich. Wie soll
ich
mit dem, was in mir ist, durch einen Metalldetektor kommen? Mit all den Fäden, Drähten, dem lebenden Metall. Den Schatten von Silberknochen …
»Was ist?«, fragte mich Eddi.
Ich beugte mich dicht zu ihr heran und flüsterte. »Und was ist, wenn ich noch einen Mikrochip in mir habe? Der könnte doch den Metalldetektor auslösen.«
Sie sah mich an, dann flüsterte sie zurück: »Du hast doch gesagt, da war kein zweiter.«
»Nein, ich hab gesagt, ich hätte keinen zweiten gesehen. Das heißt nicht, dass kein zweiter da ist. Wer weiß, es könnten Dutzende in mir sein.«
Die Schlange schob sich wieder ein Stück nach vorn, und |265| während wir uns mit den andern weiterbewegten, blickte ich auf und sah, dass wir den Durchgang fast erreicht hatten.
»Was soll ich machen?«, flüsterte ich Eddi zu.
»Keine Ahnung … wir können die Schlange jetzt nicht mehr verlassen. Das ist zu verdächtig. Die haben uns schon flüstern sehen. Du kannst jetzt nur noch weitergehen und einfach das Beste hoffen.«
»Das Beste
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