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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hoffen?«
    »Wenn es nur Computerchips sind, ist da sowieso nicht viel Metall drin, also werden sie den Metalldetektor schon nicht auslösen.«
    »Und was ist, wenn er doch losgeht?«
    »Sag ihnen, du hattest einen gebrochenen Arm und er musste mit einer Metallplatte gerichtet werden.«
    »Und wenn sie es überprüfen wol–«
    »Bordkarte«, zischte sie. »Gib ihm deine Bordkarte.«
    Ich lächelte den Mann in dem Durchgang an und gab ihm meine Bordkarte. Er überprüfte sie, starrte mich an, gab sie zurück und wies mich durch. Ich wartete auf Eddi, dann schlossen wir uns der Schlange für die Röntgenmaschine an und schoben uns wieder langsam weiter. Es waren nur wenige Leute vor uns, also war keine Zeit mehr, irgendetwas zu unternehmen. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht wusste, was das hätte sein können. Was konnte ich tun? Ich konnte nicht weglaufen. Ich konnte mich nicht verstecken. Ich konnte nichts ändern.
    »Zieh deine Jacke aus«, befahl mir Eddi.
    Ich legte die Jacke ab, durchsuchte alle Taschen, aber es war nichts drin. Ich beobachtete die Leute vor uns, wie sie haufenweise Sachen in die Plastikwannen legten – Schlüssel, Handys, Münzen, |266| Schmuck – und ich beobachtete den Mann vom Sicherheitsdienst, wie er die Wanne auf ein Fließband stellte und durch das Röntgengerät schickte. Dann sah ich zu, wie die Leute durch den Metalldetektor traten. Nichts geschah. Nichts piepste. Sie holten ihre Taschen und den andern Kram wieder vom Fließband.
    Dann war ich dran.
    Eddi war hinter mir, also ging ich als Erster. Ich gab dem Mann vom Sicherheitsdienst meine Tasche und meine Jacke. Er legte sie auf das Fließband und fragte mich, ob ich ein Handy hätte. Ich schüttelte den Kopf und er winkte mich zu dem Metalldetektor. Ich wusste, ich durfte jetzt nicht zögern. Der Mann vom Sicherheitsdienst auf der anderen Seite sah mich an und nickte mir zu, durchzugehen. Ich durfte nicht zögern. Ich durfte nicht darüber nachdenken, woraus ich gemacht war und was mit mir geschehen würde, falls der Alarm losging. Ich durfte an überhaupt nichts denken. Ich musste nur ein Mal tief Luft holen, mich beruhigen und ohne Zögern durchgehen …
    Also tat ich es.
    Ich hielt den Atem an, versuchte, normal auszusehen, versuchte, die Übelkeit erregende Angst im Magen zu ignorieren … und ging ohne Zögern durch.
    Nichts geschah.
    Kein Piepsen. Kein Alarm. Nichts.

    Ich habe seither immer wieder darüber nachgedacht und versucht, mir zu erklären, wie ich da durchgekommen bin, ohne den Alarm auszulösen, aber so richtig weiß ich es immer noch nicht. Eine mögliche Erklärung ist, dass das, was sich in meinem Körper befindet – was immer es ist –, von dem Metalldetektor nicht |267| erkannt wurde. Es gibt alle möglichen Arten von Metall und nicht alle lassen sich mit einem Metalldetektor erkennen. Zum Beispiel Calcium, das, woraus unsere Knochen bestehen. Calcium ist ein Metall. Aber die Knochen von Menschen werden von einem Metalldetektor nicht erfasst. Eine andere Möglichkeit ist, dass ich durch einen Schild in meinem Innern geschützt war – der feste, biegsame Panzer, den Casing bemerkt hatte, als er mich aufschnitt … das Siegel unter meiner Haut, die biegsame Klappe … das Teil, das meine Röntgenbilder normal erscheinen ließ.
    Es sei denn natürlich, ich
bin
normal.
    Körperlich normal.
    Aber psychisch nicht.
    Doch ich weiß, dass das nicht stimmt.
    Ich habe gesehen, was in mir ist. Ich habe es berührt. Ich habe daran gerochen. Ich habe es geschmeckt. Ich weiß noch immer nicht, was es ist, aber ich weiß, dass es da ist, und mehr
kann
ich nicht wissen.

    Sobald ich durch den Metalldetektor durch war, holte mich alles ein – der fehlende Schlaf, die Angst, die Panik, der vorübergehende Glaube, dass alles zu Ende sei – und mein Bewusstsein schaltete sich sozusagen ab. Es war, als ob ich alles zurückgehalten, mich zusammengerissen hätte, und jetzt, da ich all das nicht mehr tun musste, gab es keine Notwendigkeit mehr zu denken.
    Keine Notwendigkeit mehr, sich weiter alles im Bewusstsein zu halten.
    |268| Keine Notwendigkeit mehr, irgendetwas zu sein.
    Ich erinnere mich nur vage daran, wie ich Eddi über verschiedene Flure folgte, jemandem meinen Pass zeigte, danach in einer Art Wartezone saß … aber alles war von einem Schleier der Taubheit umgeben. Ich war da und doch nicht wirklich da. Ich weiß nicht, wie ich ins Flugzeug gekommen bin, und nachdem wir eingestiegen waren, erinnere ich mich nur

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