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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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noch an eines – dass ich mich hinsetzte, Eddi fragte, wie man den Sicherheitsgurt anlegt, und dann die Augen schloss und einschlief.

|269| Zwanzig
    A ls die Maschine in Malaga landete, schlief ich noch im mer, also habe ich gar keine Erinnerung an den Flug. Gerade hatte ich noch in Leeds im Flugzeug gesessen … jetzt stieß Eddi mich an und sagte, ich solle aufwachen. Ich öffnete die Augen und sah eine ganz neue Welt. Die Maschine hatte gerade erst ihre Parkposition erreicht, also gab es eigentlich nicht viel zu sehen, doch ich spürte trotzdem den Unterschied. Anderer Himmel, anderes Licht, andere Luft. Alles schien anders. Und neu.
    Es war ein gutes Gefühl.
    »Alles okay?«, fragte mich Eddi.
    »Ja«, sagte ich verschlafen. »Ich glaub schon.«
    »Du hast geträumt«, sagte sie.
    »Ja?«
    Sie lächelte. »Du hast gezuckt wie ein kleiner Hund.«
    »Aber ich hab mich doch nicht peinlich benommen, oder?«
    »Inwiefern?«
    »Keine Ahnung … manchmal tut man im Schlaf ja so peinliches Zeug.«
    »Du meinst so was wie brabbeln und furzen, vor sich hin lallen und Dinge sagen, die man nicht sagen wollte … so was in der |270| Art?«
    »Ja, so was.«
    »Nein«, sagte sie und lächelte wieder, »du hast dich nicht zum Affen gemacht.«

    Obwohl es sich schon jetzt gut anfühlte, an einem anderen Ort zu sein, dauerte es noch, bis wir aus dem Flugzeug stiegen und über das Flugfeld gingen, ehe alles voll und ganz bei mir ankam. Die Gerüche, die Landschaft, die Geräusche. Die Menschen. Die Ausstrahlung des Ortes. Die Wärme. Die Trockenheit. Die Klarheit.
    Es war unfassbar. Ich fühlte mich wie ein Kind, das mit leuchtenden Augen in einem Spielzeuggeschäft steht und alles um sich herum staunend anstarrt.
    In der Ferne war ein Gebirge.
    Ein Gebirge hatte ich noch nie gesehen.
    Der Himmel war klar und blau.
    Weiße Gebäude.
    Wintersonnenlicht.
    Ich fühlte mich jetzt nicht mehr müde.

    Beim Verlassen des Flughafens gab es keine Schwierigkeiten. Nachdem wir Eddis Reisetasche vom Gepäckband geholt hatten, fand nur eine kurze Passkontrolle statt und das war’s. Keine Probleme. Wir fanden den Ausgang, gingen hinaus und Eddi zündete sich eine Zigarette an.
    Es war schwer zu glauben, dass wir Ende November hatten. Der Himmel war wolkenlos, die Luft warm, die Leute trugen T-Shirt und Shorts.
    Ich kam mir ein bisschen overdressed vor in meinem schlichten |271| schwarzen Anzug – er war heiß und unbequem. Ich schaute zu Eddi hinüber. Sie hatte sich wieder ein paar von ihren Steckern und Ringen ins Gesicht getan und trug Riemensandalen aus Leder und ein dünnes Baumwollkleid. Als sie so dastand und ihre Zigarette rauchte, fiel das milchige Winterlicht durch ihr Kleid und offenbarte den hellen Umriss ihres Körpers. Sie wirkte nicht overdressed. Erhitzt vielleicht … aber nicht overdressed.
    »Geht das so?«, fragte ich sie.
    »Geht was so?«
    »Der Anzug … er fällt doch nicht allzu sehr auf, oder?«
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Nein … macht sich gut. Du siehst toll aus. In Nerja kaufen wir dir was Neues.«
    »Wo?«
    »In Nerja … das ist von Tejeda aus die nächste Stadt.« Sie drückte die Zigarette aus und griff nach ihren Taschen. »Komm, brechen wir lieber auf.«

    Wir liefen vom Flughafen zur Mietwagenstelle und eine halbe Stunde später jagten wir in einem kleinen, offenen schwarzen Jeep über eine helle, staubige Straße. Sie führte direkt am Meer entlang, und während uns der warme Wind durch die Haare fuhr, roch ich den Duft des Ozeans – Salz, Sand, frisch zubereiteten Fisch. Das Meer war blauer als alles, was ich bis dahin gesehen hatte – ein sanfter Glanz, der im Sonnenlicht wirkte wie ein Stück tiefblauer Himmel mit Silberrand. Es gab das Gebirge in der Ferne, nie gesehene Pflanzen und Bäume, Blumen und Vögel. Es gab weiße Steinhäuser, die sich an die erdfarbenen Hänge schmiegten.
    Eine Weile redeten wir nichts. Es war nicht nötig, etwas zu sagen. Wir fuhren in zufriedenem Schweigen – an kleinen Städten |272| und Dörfern, Stränden und Touristenorten vorbei, über steinerne Brücken, hinein in lange, dunkle Tunnel, die sich durch die Berge gruben. Und je weiter wir fuhren, desto schöner fand ich es. Die staubige braune Erde, die Schattierungen von Grau und Grün, die Obstgärten an den Hängen, das kühlblaue Meer. Die stille Einfachheit des Weiß.
    Es war herrlich. Alles war herrlich. Sogar der Verkehr war angenehm. Das Geräusch der vorbeifahrenden Autos, die Jugendlichen

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