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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sagte sie und blies den Rauch aus, »dass ich nicht mehr in meine Wohnung zurückkann. Und wenn wir nichts herausfinden, kann ich auch nicht nach England zurück. Die werden jetzt nach mir fahnden. Selbst wenn sie nichts über Morris wissen, haben sie bestimmt genug über mich rausgekriegt, um mich wegen irgendwas einzubuchten – Betrug, Täuschung … irgendwas in der Art.«
    »Wenn Ryan weiß, dass du bei mir bist«, sagte ich, »wird er kaum zulassen, dass dich irgendwer wegsperrt.«
    Sie sah mich an. »Nein … wahrscheinlich hast du recht. Wenn das, was ich über ihn rausgefunden hab, stimmt …«
    |292| »Was? Was hast du rausgefunden?«
    »Nichts.«
    »Nichts? Aber du hast doch gesagt –«
    »Das ist es genau, das ist der zentrale Punkt: Es
lässt
sich nichts über ihn rausfinden. Nichts über Ryan, Hayes oder Morris, nichts über Casing, nichts über Kamal … es gibt nirgendwo eine Spur von ihnen. Selbst wenn Ryans Leute falsche Namen benutzen, hätte ich etwas rausfinden müssen … aber da ist nichts. Ich hab nicht mal was über Bridget und Pete finden können. Es gibt keine Spur von
irgendwas
. Nirgends. Ich bin alles durchgegangen – Krankenhausunterlagen, deine Akten, Pflegeelternberichte. Schulakten. Polizeiberichte. Geburten, Tode, Hochzeiten. Ich hab die Zeitungsarchive durchforstet. Ich hab mich in die nationalen Sicherheitssysteme, in Biochemiefirmen, Computerfirmen, Regierungsbehörden eingehackt.« Sie hob ihr Glas, nahm einen kräftigen Schluck und zündete den Joint wieder an. »Nirgends ist was zu finden, Robert. Keine Fakten, keine Informationen, keine Hinweise, keine Gerüchte … nichts, gar nichts. Und das ist das Erschreckende, denn es gibt immer was. Niemand kann alles verbergen. Aber irgendwie haben sie genau das getan. Die einzige andere Erklärung ist, dass all das nie passiert ist. Es
gibt
keinen Ryan, keinen Casing, keinen Robert Smith. Es hat auch nie einen Mann namens Morris gegeben …« Sie unterbrach sich für einen Moment, um den Joint auszudrücken, danach saß sie eine Weile nur da und starrte schweigend und ohne ein Blinzeln den Aschenbecher an. Ich wartete, dass sie weitersprach, doch als sie nach ein, zwei Minuten immer noch nichts gesagt hatte, hielt ich es nicht mehr aus.
    »Es
ist
aber passiert«, sagte ich leise. »Ryan existiert. Genauso |293| wie ich.«
    »Ich weiß«, murmelte sie, während sie weiter den Aschenbecher anstarrte. »Das ist das Problem … ich weiß, dass das alles passiert ist. Ich weiß, dass es Realität ist … es ist nur …« Sie schüttelte den Kopf. »Das Ganze ist größer, als ich gedacht hab, Robert. Viel größer. Diese Leute – Ryan und die andern, wer auch immer sie sind – können Leute auslöschen. Tilgen. Sie können Dinge verschwinden lassen.« Sie sah mich an. »Kapierst du, wie
unmöglich
das heutzutage ist? Du bräuchtest zu allem Zugang – zu den Medien, zur Rechtsprechung, zum Staat. Du müsstest unbegrenzt Macht, Geld und Hilfsmittel haben … legal
und
illegal. Scheiße, du müsstest so eine Art
Gott
sein.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Wir können nicht gegen Ryan antreten. Wir können ihm nichts nachweisen. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn wir nicht mal mehr seinen Namen erwähnen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an, goss sich ein weiteres Glas Wein ein und für eine Weile saßen wir beide nur da und sagten nichts.
    In der Wohnung war es jetzt ziemlich kalt. Das Fenster stand offen und ich spürte, wie ich von der Nachtluft eine Gänsehaut bekam. Ich beobachtete, wie der Zigarettenrauch durch das Zimmer schwebte und dann aus dem Fenster, und überlegte, wieso ich mich eigentlich gar nicht so schlecht fühlte. Wenn Eddi recht hatte – und es gab keinen Grund, warum sie nicht recht haben sollte –, hätte ich mir doch Sorgen machen müssen. Wenn Ryan und seine Leute so mächtig waren, hatten wir keine Chance gegen sie. Wir konnten sie nicht bekämpfen, wir konnten nicht mit ihnen verhandeln, wir konnten ihnen nicht trotzig entgegentreten. Das hier war kein Hollywoodfilm, das hier war die reale Welt. |294| Und in der realen Welt besiegen die Kleinen nicht die Großen. Das gibt es einfach nicht. Wieso machte ich mir also keine Sorgen? Wenn wir nichts gegen Ryan unternahmen, würde ich nie herausfinden, was ich war, wieso ich hier war oder woher ich kam … Ich würde überhaupt nichts herausfinden. Was mich doch hätte höllisch in Angst versetzen müssen. Aber aus irgendeinem merkwürdigen Grund war es

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