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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nicht so.
    »Was, meinst du, sollten wir tun?«, fragte ich Eddi.
    »Keine Ahnung«, seufzte sie. »Ich hatte wirklich gedacht, ich würde irgendwie weiterkommen damit. Herausfinden, was es bedeutet, herausfinden, wer dahintersteckt, und dann einen Plan entwickeln …« Sie starrte zu Boden und schüttelte langsam den Kopf. »Ich dachte, ich schaff das«, murmelte sie vor sich hin. »Ich hab ehrlich gedacht, ich schaff das.«
    »Ist ja gut.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte sie störrisch. »Es ist überhaupt nicht gut.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil …«
    »Wir sind doch sicher hier, oder?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Glaubst du, Ryan wird uns hier finden?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung … vielleicht, vielleicht nicht. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist …« Sie seufzte schwer. »Wir können nicht ewig hierbleiben.«
    »Wieso nicht? Ich meine, wenn wir wieder anfangen wegzulaufen, macht ihnen das doch die Suche nur leichter, stimmt’s? Wir werden öfter gesehen, wir brauchen ein Auto, wir müssen in Hotels übernachten … überall hinterlassen wir Spuren. Wenn wir |295| aber bleiben, wo wir sind, dann gibt es keine Spur, die sich verfolgen lässt. Und wir haben eine viel größere Chance, es mitzubekommen, falls irgendwer anfängt herumzuschnüffeln.«
    »Was ist mit Geld?«
    »Was soll damit sein?«
    »Ohne Geld können wir nicht leben, Robert.«
    »Wir haben doch Geld … also,
du
hast was.«
    »Aber das reicht nicht ewig.«
    Ich sah sie an. »Ich dachte, du hättest gesagt, du hast noch ein bisschen mehr.«
    »Hab ich auch … aber von hier aus komm ich nicht dran. Ich meine, ich käme schon dran, aber das hieße, in eine spanische Bank zu gehen und jede Menge Formulare auszufüllen, und dann müsste die spanische Bank mit diversen Banken in England Kontakt aufnehmen, die würden einen Nachweis meiner Identität sehen wollen, also etlicher verschiedener Identitäten, und eine Adresse bräuchten sie auch …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich könnte zwar vielleicht eine Möglichkeit finden, das hinzubiegen, aber das Risiko wär zu groß. Es fallen zu viele Daten an. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten.«
    »Ja, gut«, sagte ich, »aber es ist nur Geld.«
    Sie lachte kalt. »Nur Geld?«
    »Wir kriegen das schon hin.«
    »Ja? Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Keine Ahnung … wir können doch Arbeit finden.«
    »Arbeit?«, sagte sie entsetzt. »Ich
arbeite
nicht. Verdammt … ich weiß, dass die Lage schlecht ist, aber
so
schlecht ist sie nun auch wieder nicht.«
    »Wir müssen was tun, wenn dein Geld ausgeht.«
    |296| »Na gut, wenn
du
dir einen Job suchen willst, okay. Aber erwarte von mir nicht das Gleiche. Es gibt bessere Möglichkeiten, an Geld zu kommen.«
    Ich sah sie an. »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie, meinem Blick ausweichend. »Mir fällt schon was ein …«
    »Du hast aber nicht vor, mich für Geld zu verraten, oder?«
    Ihr Kopf schoss herum. »Was?«
    »War nur Spaß«, sagte ich lächelnd.
    Sie starrte mich an. »Das ist nicht lustig, Robert. Wir stecken in der Scheiße. Da gibt’s überhaupt nichts zu lachen.«
    Ich zuckte die Schultern. »Hey, wir leben noch.«
    »Ja, jetzt schon.«
    »Wir haben zu essen, ein Dach überm Kopf, einen schönen Ort zum Leben. Das Wetter ist gut … Weihnachten steht vor der Tür.« Ich grinste sie an. »Es könnte doch alles viel schlimmer sein.«
    »Viel besser aber auch.« Sie schaute immer noch grimmig, doch ein bisschen hatte sich ihre Stimme wieder aufgehellt. Sie wirkte nicht mehr ganz so verzweifelt.
    »Was fehlt dir?«, fragte ich sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Aus der Zeit vorher … ich meine, was hattest du vorher, das du jetzt nicht hast?«
    »Geld.«
    »Und abgesehen von Geld?«
    Sie zuckte die Schultern. »Weiß nicht … ich hatte meine Autos, meine Wohnung, meine Arbeit. Ich hatte ein
Leben

    »Was ist mit Freunden?«
    »Ich
hatte
Freunde«, sagte sie abwehrend. »Ich kannte
viele
|297| Leute …«
    »Ja?«
    »Na gut … sie waren nicht wirklich Freunde. Aber es war auch ein hartes Geschäft … das, was ich gemacht hab. Ich konnte einfach keinen zu nah an mich rankommen lassen. Und ich wollte es auch nicht … nicht nach Curtis.« Sie trank weiter Wein, zog an ihrer Zigarette, dann beugte sie sich vor und drückte sie im Aschenbecher aus. »Wahrscheinlich hast du ja recht«, seufzte sie. »Mit Leben hatte das nicht viel zu tun.« Sie sah mich an. »Aber das hier auch nicht.«
    »Jedenfalls besser als tot sein.«
    Einen

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