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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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Laden. Sina folgte ihr.
    »Und …« Friedhelm eilte ihnen nach und wedelte mit seinem dürren Zeigefinger. »Und ich habe weiter umgeräumt und Platz geschaffen. So wie du es wolltest.«
    Gabriele sah sich skeptisch um. »Stimmt. Du hast einige Möbel verrückt. Soll ich dich dafür loben?«
    Friedhelm wippte nervös mit den Füßen. »Ja. Warum denn nicht? Ich gebe mir Mühe, und das solltest du honorieren.«
    »Meinetwegen«, sagte Gabriele wenig überzeugend: »Gut gemacht, Brüderchen.« Sie strich mit prüfenden Blicken durch das Geschäft. Dann blieb sie stehen. Sie deutete in eine Ecke. »Wo hast du denn den großen Spiegel hingeräumt, der dort hing?«
    »Der war doch fast blind. Nichts mehr wert. Den habe ich drüben in die Abstellkammer geräumt«, rechtfertigte sich Friedhelm.
    »Völlig idiotisch«, schalt ihn Gabriele. »Der Spiegel ist frühes 18. Jahrhundert. Eine Rarität! – Was hast du bloß noch alles in die Rumpelkammer verbannt?«
    Friedhelm schluckte. »Nicht viel. Nur …«
    »Nur?« Gabriele fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen.
    »Heute eigentlich nur den Spiegel und eine Standuhr, die sich nicht mehr aufziehen ließ. Und neulich halt diesen Sekretär.«
    »Sekretär?« Die Frage stellten Gabriele und Sina fast gleichzeitig.
    Friedhelm wich zwei Schritte zurück. »Ja. Dieser Kasten stand so ungünstig im Weg, und da dachte ich –«
    Sina war die Erste, die losspurtete. Gabriele folgte ihr auf den Fuß. Sie rissen die Tür zu einem angrenzenden fensterlosen Raum auf, der Gabriele als Lager und Abstellmöglichkeit diente. Gleich im vorderen Bereich stand heil und unversehrt der gestohlen geglaubte Biedermeiersekretär.
    »Das gibt es nicht!« Gabriele schlug sich mit der
    flachen Hand vor die Stirn. Wutschnaubend drehte sie sich zu ihrem Bruder um: »Wann genau hast du den Sekretär hier deponiert, du …« ›Hornochse‹, ergänzte sie im Stillen
    Friedhelm konnte den Grund der Aufregung zwar nicht verstehen, dennoch wurde er ganz blass. »Ich …, äh, – gleich nach unserem Streit von neulich. Ich wollte zeigen, dass ich sehr wohl anpacken kann und eine große Hilfe bin …«
    »Große Hilfe«, wiederholte Gabriele verächtlich. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging mit Sina im Schlepptau ins hintergelagerte Büro. Friedhelm schlich sich auf leisen Sohlen aus dem Laden.
    Gabriele füllte Wasser in die Kaffeemaschine und schaufelte mit groben Bewegungen Kaffeepulver in den Filter. »Die ganze Aufregung war umsonst«, ärgerte sie sich. »Wir jagen einem möbelklauenden Phantom nach, und in Wirklichkeit ist das Teil die ganze Zeit über genau dort gewesen, wo es sein sollte: in meinem Geschäft. Ich könnte meinen Bruder auf den Mond schießen!«
    Sina versuchte die Wogen zu glätten: »Freu dich einfach, dass der Schrank wieder da ist. Das ist es doch, was du wolltest.«
    »Hach!« Gabriele ließ ihren Zorn an den Kaffeebechern aus, die sie mit Wucht auf den Tisch knallte. »Trotzdem ärgert es mich, dass Friedhelm mir dauernd dazwischenfunkt. Es hat sich nichts verändert, seit wir Kinder waren.«
    »Tust du ihm da nicht Unrecht?«, traute sich Sina
    zu fragen. »Zeigt er nicht immer wieder guten Willen? Und war es nicht Friedhelm, der eure Mutter am Schluss gepflegt hatte, als sie allein nicht mehr zurechtkam?«
    »Ja. Zu Tode gepflegt«, sagte Gabriele bitter.
    Der dampfende Kaffee stand vor ihnen, als Sina meinte: »Der Einbruch ist jetzt allerdings noch rätselhafter. Nichts fehlt, folglich ist nichts gestohlen worden. Wozu hat sich jemand nachts in deinen Laden geschlichen und in den Auslagen gewühlt?«
    Gabriele rieb sich das Kinn. »Weiß nicht. Vandalismus war es nicht, denn es ist alles heil geblieben. Vielleicht eine Mutprobe? Von jungen Leuten, die drüben im Biergarten ›Anderland‹ einen über den Durst getrunken haben?«
    »Schon möglich«, stimmte Sina grüblerisch zu. »Aber auch das Verschwinden von Cornelia Probst bleibt seltsam …«
    Gabriele leerte ihren Becher in vier großen Zügen. »Weißt du, was Cornelia Probst kann?«, fragte sie dann mit altbekannter Überheblichkeit.
    »Nein? Was?«
    »Mir den Buckel herunterrutschen.« Gabriele stand auf und holte einen braunen, ledernen Karteikasten aus einem Regal. »Wenn Frau Probst weiterhin Interesse an einer Story mit uns haben sollte, wird sie sich melden. Aber den Sekretär«, sie durchsuchte den Karteikasten, »bekommt jemand anders. Den hat sie sich durch ihre Unzuverlässigkeit nämlich ein

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