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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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für allemal verspielt. – Ah, hier ist sie ja!« Sie zog eine
    Notizkarte hervor. Die, auf der Sina die Reservierung des zweiten Kaufinteressenten aufgenommen hatte: »Rainer Kilian, Rufnummer 0911 73 76…« Gabriele zog ihr Telefon zu sich heran und gab die Nummer ohne weitere Umschweife ein. Sina sah ihr dabei etwas ratlos zu. Sie fand Gabrieles Vorgehen zu überstürzt. Andererseits: Es war ja Gabis Job, Dinge zu verkaufen und nicht auf ihnen sitzen zu bleiben.
    »Ja? Herr Kilian? Schön, dass ich Sie erreiche. Doberstein hier. Ja, aus dem Antiquitätengeschäft in der Pirckheimerstraße …« Das Gespräch war in weniger als zwei Minuten beendet. »Er kommt gleich«, gab Gabriele das Ergebnis triumphierend bekannt. »Und er zahlt bar.«
    »Was?« Sina sah auf die Uhr. »Heute noch?«
    »Hast du etwas dagegen einzuwenden? Man muss das Eisen schmieden, solange es glüht, Kleines.« Gabriele knuffte sie an die Schulter. »Nun hilf mir, den Sekretär aus der Rumpelbutze zu holen und abzustauben, bevor der Kunde da ist.«
    Die beiden Frauen erledigten das in kurzer Zeit. Während Gabriele mit einem Tuch die etwas stumpfe Seitenfront des Möbels polierte, stellte sich Sina ans Fenster, um auf den Kunden zu warten. Ob ihr Herr Kilian heute immer noch so gut gefallen würde wie bei ihrer ersten Begegnung? Sina hatte eine Schwäche für Männer, die wussten, was sie wollten. Auf Kilian traf das offensichtlich zu. Sein ausgeprägtes Kinn kündete von eben jener Entschiedenheit, die er nun auch beim Kauf des Sekretärs an den Tag legte.
    Sina wischte die beschlagene Schaufensterscheibe frei, um eine bessere Sicht nach draußen zu haben. Es dämmerte bereits, die Autos fuhren mit Abblendlicht. Auch die Straßenbahn, die beim Vorbeirollen den Boden zum Zittern brachte, hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. Sina beobachtete, wie direkt vor dem Antiquitätenladen eine der in dieser Gegend sehr raren Parklücken frei wurde. Gleich darauf bremste ein herannahender Wagen ab und setzte den Blinker. Eine dunkle Limousine, ein großer Audi Kombi. Sina drückte ihre Nase an die Scheibe und sah genau hin, als der Fahrer ausstieg.
    Ja, es war Kilian! Er trug einen Anzug und war perfekt frisiert, wie beim letzten Mal. Sina bewunderte verstohlen seine Figur: Dieser Mann füllte seinen maßgenau sitzenden Anzug optimal. Sina kam sich ein wenig voyeuristisch vor. Aber wenn Männer Frauen nachstarren durften, musste es ja auch umgekehrt erlaubt sein, dachte sie sich. Eher zufällig fiel ihr Blick noch einmal auf das Auto. Beiläufig las sie das Nummernschild, das das Licht einer eben aufflackernden Straßenlaterne reflektierte: ›N-…‹ Sina stutzte und sah genauer hin: ›N-HA‹.
    In ihrem Kopf schlugen die Gedanken Kapriolen. Was hatte das zu bedeuten? Zufall? Aber so viele Zufälle in so kurzer Zeit konnte es nicht geben! Sina sah wieder aus dem Fenster: Kilian schloss gerade die Wagentür ab. In wenigen Sekunden würde er den Laden betreten. Sina hatte keine Zeit, sich weitere Gedanken zu machen. Sie musste handeln!
    »Gabi!« Sie fasste ihre Freundin mit beiden Händen fest an den Oberarmen: »Hör mir jetzt zu und stelle keine Fragen: Du musst Herrn Kilian vertrösten. Sag ihm, dass er den Sekretär bekommt, aber nicht heute!«
    »Bist du von allen guten Geistern …«
    »Vertrau mir, Gabi! Nimm meinetwegen Kilians Geld, aber schick ihn ohne den Schrank fort. Denk dir irgendetwas aus, doch der Sekretär muss hierbleiben.«
    »Was soll der Unsinn? Warum sollte ich das tun?«
    »Weil Kilians Auto …«
    Die Klingel über der Ladentür schellte. Sina ließ Gabriele los. Beide Frauen gingen mit leicht gezwungenem Lächeln auf Kilian zu.
    Dieser zog seine Brieftasche aus dem Jackett. »Grüß Gott«, sagte er freundlich. »Schön, dass wir das Geschäft nun doch zügig abwickeln können.«
    »Ja«, sagte Gabriele mit leicht erröteten Wangen. »Wenn Sie mir bitte zur Kasse folgen.«
    Sina blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte ihre Freundin nicht überzeugen können. Doch als Gabriele den Betrag in die Kasse eingab und das Geld entgegennahm, hörte Sina sie sagen: »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Herr Kilian. Wir liefern das gute Stück dann gleich morgen früh. Welche Adresse darf ich unserem Spediteur nennen?«
    »Spediteur?« Kilian sah fragend auf.
    »Ach, keine Sorge«, Gabriele lächelte, »die Lieferung ist selbstverständlich im Preis inbegriffen.«
    Sina atmete auf. Nicht aber Kilian: Er wirkte mit einem Mal angespannt:

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