Beinssen, Jan
ja«, Sina war verlegen. »Warum denn nicht?«
Katja verschränkte ihre Arme über ihrem üppigen Busen. »Früher dachte ich, du hältst mich für arrogant.«
»Arrogant?« Sina zögerte. »Zumindest dachte ich, du wärst eine Überfliegerin. Du warst super im Studium und hast dir die besten Jungs geangelt – die Sahneschnitten.«
Katja lachte laut auf. »Ja, eine dieser Sahneschnitten hat mich frühzeitig zur Mama gemacht.« Darauf nahm sie Sina eines der Kinder ab und streichelte es liebevoll. »Weil das eine so schöne Erfahrung war, haben wir das wiederholt.«
Bis eben war Sina davon ausgegangen, dass Katja alleinerziehend war. Doch nun erkundigte sie sich:
»Du bist noch mit ihm zusammen? Mit … – wie hieß er?«
»Rolf«, sagte Katja verschmitzt. »Klar. Wir sind ein Paar. Wir haben beide eine Weile ausgesetzt, wegen der Kinder. Aber er holt jetzt sein Examen nach. Dann bin ich dran. Wir werden das schon schaukeln. Irgendwann haben wir auch unser Häuschen im Grünen.« Sie sah Sina mit glücklichem Lächeln an.
»Das wünsche ich dir«, entgegnete Sina und spürte einen leichten Stich, denn Katja hatte sie soeben an ihre eigene Perspektivlosigkeit erinnert. Sie nahm einen Schluck Kaffee und kam auf den Grund ihres Besuchs zu sprechen: »Du hast doch früher mal im Autokino gejobbt.«
Katja machte große Augen. »Autokino? Ja, das ist eine Ewigkeit her.«
»Mag sein, aber viel wird sich dort seitdem nicht verändert haben.«
Katja zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Wie kommst du darauf?«
Sina stellte den Kaffeebecher beiseite. »Das kann ich dir ganz genau sagen. Ich müsste wissen, wofür man das Kino nutzen kann, außer, um darin Filme zu sehen.«
Katja war sichtlich verwirrt. Sie brauchte einen Moment zum Rekapitulieren, schickte die beiden Knirpse zum Spielen ins Kinderzimmer und beugte sich vor: »Was man im Autokino so alles treiben kann, willst du wissen?«, fragte sie mit leicht anzüg
lichem Unterton. »Da kann ich dir einige nette Storys erzählen.«
»Nein, es geht mir nicht um die berühmt-berüchtigte Autonummer.« Sina weihte Katja so weit in ihr Vorhaben ein, dass diese genug wusste, um einen Rat geben zu können.
»Ein Treffen mit einem Mann also«, fasste Katja nachdenklich zusammen. »Einem weitaus älteren Mann noch dazu. – Wenn du mich fragst, klingt das aber doch nach einer Autonummer.«
»Keinesfalls«, widersprach Sina. »So wie ich den Opa einschätze, weiß der nicht einmal, wie Sex geschrieben wird. Nein, er will uns irgendetwas Wichtiges mitteilen und dabei keine ungebetenen Zuhörer haben.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich, denn dafür ist euer Treffpunkt nicht besonders gut geeignet. Selbst wenn sein Wagen neben eurem steht, müsste er sich aus dem Fenster beugen und euch seine Geheimnisse laut erzählen, immerhin stehen zwischen den Autos ja die Rufsäulen für den Service.«
»Und wenn er gar nicht selbst mit dem Auto kommt, sondern bei uns mit einsteigt?«, mutmaßte Sina.
»Gut. Das ist möglich. So könntet ihr ungestört plaudern. – Aber dasselbe ließe sich kostengünstiger auf jedem Supermarktparkplatz praktizieren, wo ihr keinen Eintritt für den Film zahlen müsstet.«
»Das stimmt«, sagte Sina. »Es muss also noch einen weiteren Grund dafür geben, warum er ausgerechnet das Autokino ausgewählt hat.«
Katja zog eine Kindersocke aus der Sofaritze und legte sie beiseite. »Wenn ich es mir genau überlege – einen ganz bestimmten Grund wüsste ich schon.«
»Der wäre?«, fragte Sina mit wieder aufkeimendem Interesse.
»Im Gegensatz zu normalen Parkplätzen hat das Kino eine überwachte Zufahrt: Am Kassenhäuschen muss jeder Besucher anhalten und für sein Ticket zahlen. Dort bekommt er auch seinen Funklautsprecher für den Ton.« Sie zwinkerte Sina zu. »Mitunter ist es vorgekommen, dass Pärchen, die eigentlich keine waren, etwas mehr für ihre Tickets bezahlt haben. Für dieses Trinkgeld erwarteten sie einen Tipp, falls nach ihnen ein Fahrzeug mit bestimmtem Nummernschild eintreffen sollte.«
»Du meinst, falls ein gehörnter Ehemann seiner Frau folgte?«
»Ja, oder umgekehrt. Das Autokino wurde sehr gern genutzt von Pärchen, die die verbotene Liebe suchten.«
Sina nickte zufrieden: »Unser Mann will also sicherstellen, dass er nicht verfolgt wird.«
»Klingt mir schwer nach Paranoia, wenn du mich fragst«, meinte Katja argwöhnisch. »Bist du sicher, dass er nicht doch auf eine schnelle Nummer aus ist?«
»Dieses
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