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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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einer Antwort: »Meinetwegen. Mein Name ist Flemming. Paul Flemming. Ich habe ein Fotoatelier am Weinmarkt«, sagte er reserviert. Dann hellten sich seine Gesichtszüge auf, als er Sina vorschlug: »Sie haben eine interessante Ausstrahlung. Ich mache auch Porträtaufnahmen. Wenn Sie Lust haben – schauen Sie bei Gelegenheit mal bei mir rein.«
    »Nicht übel, oder?«, raunte Sina ihrer Freundin zu, nachdem sich der Fotograf verabschiedet hatte.
    Gabriele, die seine Offerte an Sinas Adresse ein wenig fuchste, zuckte scheinbar desinteressiert die Schultern. »Ein bisschen jung für meinen Geschmack. Aber zugegeben: Aus dem kann noch mal was werden …«

    8

    Sina hatte ein schlechtes Gewissen, als sie erneut einen Arbeitstag opferte, um mit Gabriele Detektivin zu spielen. Zwar hatte sie nach ihrem ewig währenden Studium noch immer keinen festen Job gefunden, aber sie verdiente als Zeitarbeitskraft bei einem Elektro-und Installationsbetrieb in der Südstadt gutes Geld – aber eben nur, wenn sie Zeit dafür investierte.
    Doch Gabi ließ nicht mit sich reden. Bereits am nächsten Morgen wollte sie unbedingt den Philatelisten aufsuchen, der in Cornelia Probsts Unterlagen aufgetaucht war. Sina konnte es ihr nicht einmal verdenken, denn auch sie wollte wissen, in was für ein Wespennest sie unversehens hineingestochen hatten. Und dennoch: So konnte es auf die Dauer nicht weitergehen. Gabriele durfte sie nicht länger für ihre Zwecke einspannen, wie es ihr gerade passte. Dadurch wurde ihr Leben viel zu unstet.
    Missmutig begleitete sie Gabriele durch die Altstadt. Sie hatten den Wagen im Parkhaus am Spielzeugmuseum abgestellt und überquerten den Hauptmarkt, ohne Notiz zu nehmen vom bunten Leben rings um die vielen Marktstände mit frischem Obst und Gemüse, Blumen, Metzgerei-und Backwaren.
    Der kleine Laden von Werner Engelhardt lag im Herzen eines Gebäudekomplexes am Pegnitzufer,
    eingezwängt zwischen Filialisten, die Kaffee und Pralinen anboten. Ein Schaufenster mit Briefmarken, eine schlichte Eingangstür – mehr machte das Geschäft nicht her, dennoch kannten die meisten Nürnberger ihn allein wegen seiner zentralen Lage.
    Gabriele und Sina traten ein. Eben noch inmitten des geschäftigen Treibens der Fußgängerzone, umfing sie nach Überschreiten der Türschwelle ein Mantel der Ruhe. In dem winzigen Verkaufsraum herrschte eine eigentümliche Stille, die vielen Folianten, Alben und Pappschatullen schienen jeden Laut zu absorbieren. Es roch nach Staub und einem aus der Mode gekommenen Aftershave.
    Da niemand zu sehen war, hustete Gabriele demonstrativ in ihre Faust. Gleich darauf fuhr eine unauffällige Schiebetür beiseite, und ein Männlein mit zurückgehendem grauen Haar und starker Brille betrat den Raum.
    »Die Damen – was kann ich für Sie tun?«, begrüßte er seine Kundschaft mit heiserer Fistelstimme.
    Gabriele überlegte, ob sie einen sanften Einstieg wählen und zunächst mit einem Gespräch über seltene Briefmarken beginnen sollte. Doch sie war nicht der Typ, der gern um den heißen Brei herumredete. »Herr Engelhardt, ich bin eine Kollegin aus der Branche. Doberstein ist mein Name. Ich führe ein Antiquitätengeschäft in der Pirckheimerstraße.«
    »Ah«, sagte der schmale Verkäufer etwas ratlos.
    »Um gleich offen zu sprechen: Ich bin durch einen
    Zufall auf einige Unterlagen gestoßen, deren Inhalt ich nicht richtig einzuordnen vermag«, legte Gabriele ihre Beweggründe dar.
    Engelhardts fahles Gesicht nahm einen verkniffenen Zug an. »Was sind das für Unterlagen? Geht es um Philatelie?«
    »Das nicht gerade«, antwortete Gabriele.
    »Dann weiß ich nicht, warum Sie damit ausgerechnet zu mir kommen«, sagte Engelhardt abweisend.
    Gabriele tauschte einen schnellen Blick mit Sina, bevor sie vorschlug: »Wollen Sie sich die Unterlagen einmal ansehen? Wir sind überzeugt davon, dass Sie der richtige Ansprechpartner für uns sind.«
    Bevor Gabriele ihre Aktentasche, die sie bis eben unauffällig unter dem Arm getragen hatte, auf den Kassentisch legen konnte, hob Engelhardt abwehrend seine dürren Arme. »Nicht nötig. Sie vergeuden Ihre Zeit. Ich bin ausschließlich auf Briefmarken und Münzen spezialisiert.«
    »Aber Sie können doch wenigstens einmal …«, weiter kam Sina nicht, denn Engelhardt unterbrach sie schroff.
    »Ich sagte: nein. Versuchen Sie es woanders. Ich habe kein Interesse.«
    Gabriele war mehr als enttäuscht über diese herbe Abfuhr. Sie wollte ihren Ton bereits verschärfen

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