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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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glaube, hier sind wir tatsächlich falsch.«
    Der Fahrer grinste selbstzufrieden und gab Gas.
    Das General Aviation Terminal befand sich am gegenüberliegenden Teil des Flughafenareals, was dem cleveren Taxler einen ordentlichen Zuschlag einbrachte. Gabriele quittierte das mit einem verbissenen Lächeln.
    Die beiden Frauen stiegen aus und gingen auf ein Empfangsgebäude im original 80er-Jahre-DDR-Stil zu. Ein Pförtner nahe der Pensionsgrenze empfing sie in schnoddrigem Ton. Hierin unterschieden sich Ost-und Westberliner nicht im Geringstern voneinander, dachte sich Sina, als sie ihr Anliegen vorbrachte.
    »Dr. Schmidbauer von der Staatsbank?«, fragte der Alte plötzlich sehr aufmerksam. »Da müssen Sie sich aber beeilen. Der fliegt gleich ab.«
    »Er fliegt gleich?«, fragte Gabriele beunruhigt. »Sind denn in seiner Maschine noch Plätze frei?«
    Der Pförtner sah sie einen Moment fragend an. Dann fasste er sich: »Herr Schmidbauer fliegt mit einer Privatmaschine, einer Cessna 414. Das ist kein Linienflugzeug, in dem man sich einen Sitzplatz buchen kann.«
    Sina schaltete schneller als Gabriele und fragte: »Okay, schon gut. Haben Sie jemanden, der uns hinterherfliegen kann?«
    Diese forsche Frage schien dem alten Hasen am Empfang zu imponieren. Er grinste über seinen weißen Schnurrbart hinweg und sagte: »Ja, sicher. General Huber ist Ihr Mann für einen Ad-hoc-Charter.« Er hob den Hörer von seinem Telefonapparat und reichte ihn Sina. »Ich stelle Sie zu ihm durch.«
    Keine fünf Minuten später saßen sie ›General‹ Huber in einem engen, verqualmten Büro gegenüber. Huber war Ende 50, groß, trug einen kräftigen grauen Schnauzer, einen mächtigen Siegelring und erweckte insgesamt den Eindruck, als sei er zu allem entschlossen. Er wirkte wie ein Mann, dessen Typus nach Sinas Meinung eigentlich längst ausgestorben sein müsste. Spontan hatte sie das Gefühl, einem Cowboy gegenüberzusitzen, der jederzeit bereit war aufzuspringen, seinen Revolver zu zücken und Jagd auf wen auch immer zu machen. Dass Hubers Stimme der von John Wayne ähnelte, verstärkte diese Wirkung. Warum er den Beinamen ›General‹ erhalten hatte, wurde Sina nach einem flüchtigen Blick durch das Büro ebenfalls schnell klar: In dem Zimmer
    wimmelte es nicht nur von militärischen Miniaturflugzeugen, sondern auch von Fotos, die Huber neben ordensdekorierten Offizieren zeigten.
    Huber griff Sinas Blick auf und erklärte: »Ich habe lange bei der Pan Am gearbeitet, und als ich später beim GAT anfing, haben die mich wegen meiner guten Englischkenntnisse zum Verbindungsmann für die Amis gemacht. War eine spannende Zeit. Seit drei Jahren bin ich selbstständig und habe mir hier mein eigenes Reich aufgebaut.« Dann schob er die Ärmel seines Hemdes zurück. »Also, meine Damen, was kann ich für Sie tun?«
    Gabriele übernahm den Part, den ›General‹ kurz und präzise über ihr Anliegen zu informieren. Huber hörte ihr zu, ohne eine Regung zu zeigen. Als sie geendet hatte, stand er auf, ging zum Fenster und schob eine vergilbte Gardine beiseite. »Mmm«, brummelte er. »Die fliegen auf ’ner 414. Ist ein Sechssitzer mit zwei Kolbenmotoren.«
    »Aha«, sagte Gabriele und erhob sich nun ebenfalls. »Was sagt uns das?«
    »Das sagt uns, dass die anderen es auf maximal 170 Knoten bringen.« Er musterte Gabriele von oben bis unten und fügte süffisant hinzu: »Das entspricht knapp 310 Stundenkilometern.« Dann lächelte er verschmitzt. »Meine 441 Conquest ist ein Turboprop und schafft locker 250 Knoten, also 450 Stundenkilometer.«
    »Wir hätten also eine reelle Chance, an ihm dranzubleiben?«, fragte Sina.
    Hubers Lächeln wich einer professionellen Ernsthaftigkeit, als er einen weiteren Blick aus dem Fenster warf. »Wie es aussieht, werden die gerade mit der Betankung fertig.« Er griff zum Telefon und gab die Anweisung, sein Flugzeug aus dem Hangar zu ziehen. Dann sprang er auf. »Wir können in drei Minuten in der Luft sein, wenn Sie mir schnell genug aufs Vorfeld folgen.«
    Gabriele zögerte. »Wollen Sie denn gar nicht wissen, warum wir diesem Flugzeug nachfliegen?«
    Huber lächelte souverän. »Nein. Das einzige, was mich interessiert, ist, ob Sie nachher bar zahlen. Normalerweise bevorzuge ich nämlich Vorkasse.«
    Gabriele schluckte. »Was kostet denn ihr Lufttaxi?«
    »Kommt drauf an, wo der Vogel landet. Mit ein paar Tausend Mark dürfen Sie aber auf jeden Fall rechnen.«
    Sina stieß einen Pfiff aus, doch Gabriele winkte

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