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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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wie gestern Abend?
    Die Veränderung hätte gar nicht dramatischer sein können. Dort, wo gestern noch kahler Parkettboden gegähnt hatte, befand sich jetzt ein Arrangement aus eleganten, gemütlichen Möbeln und Teppichen. Vor dem Kamin stand eine Sitzgruppe aus weichem, dunklem Büffelleder um einen niedrigen Tisch, auf dessen achatfarbiger Platte sich die züngelnden Flammen spiegelten. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein breiter, antiker Schrank, hinter dessen Glastür zahlreiche Buchrücken zu sehen waren. Kleinigkeiten wie eine Stehlampe, eine schimmernde Teppichbrücke und ein Fernsehsessel vervollständigten das erstaunlich gefällige Bild.
    Ein Fernsehsessel? Ich riss die Augen auf, doch dort drüben in der Ecke stand tatsächlich ein LCD -Fernseher, ein Topgerät, noch größer als der, den ich mitgebracht hatte.
    Ich war gerührt. »Für mich?«
    Er lächelte schief. »Nein, ich hab’s selbst auch gern gemütlich, und Fernsehen kann sehr entspannend sein.«
    »Aber wo standen denn die ganzen Sachen vorher?«
    »Da drüben.« Er deutete auf eine Tür, die vom Salon in einen Nebenraum führte und die während der anderen Male, als ich hier drin gewesen war, verschlossen gewesen war. Jetzt stand sie offen und bot einen Blick auf das benachbarte Zimmer, das fast ebenso groß war wie dieses. Jetzt stand dort drüben sein PC-Equipment.
    »Zum Arbeiten brauche ich eine nüchterne Umgebung«, erklärte er, als er meinen konsternierten Blick bemerkte. »Heute habe ich umgeräumt, weil ich dachte, dass du vielleicht gern am Kaminfeuer sitzt. Ich liebe Kaminfeuer.«
    »Ich verstehe. Für deine Gäste nur das Beste. Nicht immer, aber immer öfter.«
    »Es gibt keinen Grund für deinen Sarkasmus. Als du das erste Mal herkamst, brauchtest du am nötigsten die Wärme, also habe ich dich vor das Feuer gelegt. Und gestern gab es keine Gelegenheit für ein gemütliches Beisammensitzen, denn du warst nicht nur konfus und abweisend, sondern mir schien auch, als hättest du nichts als Streit und Eifersucht im Sinn.«
    Wieder beeindruckte mich die verschroben-altmodische Eleganz seiner Ausdrucksweise, doch dann begriff ich, was er da eben gesagt hatte. Eifersucht?
    »Ich bin nicht eifersüchtig. Bilde dir bloß keine Schwachheiten ein!« Dann sagte ich das Nächstbeste, das mir in den Sinn kam. »Du hast Solveig auf Distanz gehalten, oder?«
    Darauf bedurfte es keiner Antwort, weshalb er mir auch keine gab. Er hatte sie ebenso wenig in sein Wohnzimmer gebeten, wie er sie gebissen hatte. Zwar hatte er bewusst vermieden, sie dabei zu brüskieren, doch hatte er seit der Silvesternacht ihr gegenüber nichts mehr von sich preisgegeben. Seit er … seit er mit mir zusammengekommen war. Aber hatte er mir deswegen mehr von sich verraten?
    Unvermittelt ging mir auf, wie wenig ich über ihn wusste. Er hatte in so vielen Jahren so vieles erlebt und gesehen, dass ich mir plötzlich grenzenlos unbedarft vorkam, fast wie ein Kind. Das Gefühl abgrundtiefer Unterlegenheit wurde zusätzlich geschürt durch seine einschüchternde Männlichkeit, die mich vorhin beim Betreten des Hauses wie immer überwältigt hatte. Das wiederum war wie ein Anker, an den ich mich klammern konnte, die einzige zuverlässige, handfeste Tatsache, die ich über meine Verbindung zu diesem verwirrenden Fremden wusste: Ich fühlte mich intensiv zu ihm hingezogen. Um es vulgär auszudrücken: Ich war scharf auf ihn.
    Es war, zumindest was das Körperliche betraf, sozusagen Liebe auf den ersten Biss gewesen.
    Ich starrte ihn an. Er trug heute kein Schwarz, sondern ganz profane Jeans und dazu ein blaues Sweatshirt mit einem Nike-Aufdruck. Sein Haar war frisch gewaschen. Ich konnte das Shampoo riechen, das ich gestern selbst benutzt hatte. Er hatte sich rasiert und über den Ohren ein wenig die Locken gestutzt.
    Und jetzt, da er mich so teuflisch überlegen anlächelte, weil er genau wusste, was ich dachte, erschien dort, direkt neben seinem sinnlichen Mund, das Grübchen …
    Bevor ich mich in dem wilden Durcheinander meiner Gedanken rettungslos verirrte, zog ich die Notbremse. Ich straffte mich entschlossen und streckte ihm meine Mitbringsel hin.
    »Da. Für dich.«
    Das Lächeln wich von seinen Zügen und machte Verblüffung Platz. Ich sah es mit großer Befriedigung.
    Er nahm die Kartons entgegen und schaute sie an. Dann hob er die Blicke und sah mir direkt in die Augen, überrascht, ja fast fassungslos.
    »Du meinst – für mich? Ein Geschenk?«
    »Zwei

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