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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Wohnung, unter ihnen auch Schimanski. Ich hatte ihn an der Stimme erkannt. Mir schwante nichts Gutes.
    »Dann wollte er den Namen von der Bekannten wissen, die das Ticket besorgt hat. Ich habe gesagt, dass du mit Uschi fliegen wolltest.«
    Alarmiert hob ich den Kopf. »Uschi? Ich kenne überhaupt keine Uschi! Welche Uschi meinst du?«
    »Keine Ahnung, ich habe sie erfunden. Deshalb erzähle ich’s dir ja auch jetzt noch schnell. Ich habe gesagt, den Nachnamen und die Adresse wüsste ich nicht. Also kann es sein, dass er dich noch mal drauf anspricht, wenn er gleich herkommt.«
    »Aber ich weiß doch auch keinen Nachnamen und keine Adresse!«, stieß ich entsetzt hervor. »Und außerdem bin ich ja gar nicht geflogen!«
    »Das war auch so ein Punkt. Ich habe ihm gesagt, du hättest es dir mit New York wahrscheinlich im letzten Moment anders überlegt, und als er wissen wollte, wieso, meinte ich, du hättest dich eventuell mit Uschi verkracht. Oder vielleicht zufällig jemanden auf dem Flughafen getroffen, den du kennst und mit dem du dann lieber zusammen sein wolltest als mit Uschi. Er wollte dann wissen, ob du häufig zu solchen spontanen Entscheidungen neigst, und ich sagte, dass das stimmt – was sollte ich auch sonst sagen? Daraufhin wollte er wissen, ob diese spontanen Entscheidungen im Einzelfall vielleicht auch mal zu Kurzschlussreaktionen ausarten könnten. Da habe ich natürlich Nein gesagt und behauptet, du wärst die Besonnenheit in Person.«
    »Das wollte er alles wissen?«, fragte ich mit banger Stimme. »Wieso denn?«
    Sie gähnte. »Vielleicht weil irgend so ein Arsch aus dem Haus ihm gesteckt hat, dass du eine Zahnspange hattest.«
    Mir stockte der Atem. Jetzt war ich endgültig erledigt!
    »Aber ich habe ihm gesagt, dass du diese komischen kleinen Silberdinger praktisch überall verloren hast, und dass es deshalb ganz normal wäre, dass auch im Keller welche rumgelegen haben. Wenn dann zum Beispiel da ein wild gewordener Kampfhund durch die Gegend flitzt, so habe ich es ihm erklärt, dann könnte dieses Vieh irgendwie beim Herumscharren doch durchaus mit seinen Pfoten oder seinem Fell oder sonst was so ein kleines spitzes Metallding aufpicken und beim Beißen in die Wunde praktizieren.«
    Ich stöhnte auf und hielt mir die Hände vors Gesicht.
    »Was ist? Ich fand das geradezu genial! Der Typ ist dann auch ganz nachdenklich geworden, als ich ihm diese Theorie geschildert habe.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Niedergeschmettert starrte ich vor mich hin. Am besten suchte ich mir einen langen, spitzen Pfahl und stürzte mich hinein. Das war immer noch erträglicher, als den morgigen Tag damit zu verbringen, langsam in einer Zelle zu verkohlen.
    »Vertrau mir«, sagte Solveig. Die Augen fielen ihr bereits zu. »Ich kenne mich mit so was aus. Es gibt keinen besseren Drehbuchdoktor als mich. Ich rieche bei einer Story den Knackpunkt aus meilenweiter Entfernung und bügle ihn aus. Für eine stimmige Dramaturgie habe ich ein Händchen.«
    Die letzten Worte kamen schon fast als Schnarchen heraus. Sie war auf bestem Wege, ins Land der Träume abzudriften.
    »Du kannst jetzt nicht pennen«, sagte ich aufgeregt. »Die Bullen sind schon da! Wir müssen uns überlegen, was wir wegen der Herberich sagen!«
    Sie hob schlaff eine Hand und zwickte sich in die Nase, woraufhin sie die Augen aufriss. »Okay. Ich bin wieder da.«
    Dann schlief sie ein.
    Nur eine Minute später klingelte es an der Wohnungstür, und ich sah mich gezwungen, dem Namensvetter des berühmten Fernsehbullen Einlass zu gewähren. Er gab mir die Hand und musterte meine geschwollene Nase. »Sieht ja schlimm aus. Ein Unfall?«
    »Oh, das«, meinte ich. »Ja, sozusagen. Meine Freundin ist gegen mich geknallt. Vor Schreck, als wir die Leiche gefunden haben. Sie hat vorhin ein Beruhigungsmittel genommen und schläft.«
    Während nebenan in Frau Herberichs Wohnung die Untersuchungen weitergingen, bat ich Schimanski in unser Wohnzimmer, wo er sich auf dem Sessel niederließ und sich mit ernster Miene anhörte, was ich ihm vorflunkerte. Ich tischte ihm folgende Darstellung auf:
    Wir hatten zufällig im Treppenhaus den strengen Geruch bemerkt, und da die Tür nur angelehnt war, gingen wir hinein, um nachzusehen. Da kam plötzlich Frau Herberich an uns vorbeigerannt, um abzuhauen. Wir gingen dann in die Küche und fanden den toten Mehmet im Unterschrank.
    Ich war stolz, weil ich es so gelassen vortrug. Und weil es eine jener kunstvollen und daher

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