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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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ein Rascheln zu hören. Ich bewegte mich mit katzenhaften Schritten ins Treppenhaus, bis dicht vor die Wohnungstür der Herberich. Diese war, wie ich überrascht feststellte, nur angelehnt. Wahrscheinlich war die Alte hier reingeflitzt und hatte die Tür nicht richtig ins Schloss gezogen, weil ich zu dem Zeitpunkt schon auf dem Weg nach oben gewesen war und keinen Verdacht schöpfen sollte. Ich drückte vorsichtig die Tür nach innen auf.
    »Wo willst du hin?«, rief Solveig. Sie war mir gefolgt und klebte mir an den Fersen.
    »Himmel!«, stöhnte ich und hielt mir den Ärmel vors Gesicht. Obwohl meine Nase so gut wie lahmgelegt war, drang mir aus der Wohnung ein Gestank entgegen, der mich traf wie eine Bombe. Sogar Solveig verschlug es den Atem. Angewidert prallte sie zurück. »Igitt, was stinkt denn da so? Irgendwie … verfault!«
    Zögernd betrat ich die Wohnung, gefolgt von Solveig.
    »Frau Herberich?«, rief sie. »Sind Sie hier?«
    »Worauf du wetten kannst«, murmelte ich und horchte angestrengt.
    Solveig pustete mir ihren aufgeregten Atem ins Ohr und erschwerte es mir zusätzlich, die Lage zu peilen.
    »Oh!«, keuchte sie plötzlich erschrocken und wich zur Seite, als unversehens ein grauer Schatten aus dem Gästeklo gesprungen kam und im Expresstempo an ihr vorbeizischte. Es war unsere Nachbarin. Kaum, dass wir ihrer ansichtig geworden waren, hatte sie sich auch schon verflüchtigt.
    Keine Frage. Die Herberich gab Fersengeld.
    Ich hörte ihre Füße auf der Treppe patschen. Allem Anschein nach wollte sie barfuß raus, was doch angeblich ihren eigenen Verlautbarungen zufolge besonders ungesund sein sollte. Mit einem Satz war ich im Treppenhaus, doch sie war schon unten. Dafür, dass sie noch vor ein paar Wochen eine Gehhilfe vor sich hergerollt hatte, war sie wirklich hervorragend zu Fuß. Unentschlossen spähte ich die dunkle Treppe hinunter. Sie war sicher schon über alle Berge, und eine Verfolgung war momentan zwecklos. Mein Spürsinn funktionierte ohne Geruchsempfinden so gut wie gar nicht.
    Ich drückte mir den Ärmel meiner Jacke gegen meine lädierte Nase und kehrte zurück in die Wohnung der Herberich, wo Solveig soeben zögernd die Küche betrat.
    »Ich glaube, das kommt von hier. Mein Gott, ich habe noch nie so was Ekliges gerochen!«
    Ich ging an ihr vorbei und riss den Unterschrank der Spüle auf.
    Mit einem schwachen Ächzlaut sank Solveig hinter mir ohnmächtig auf die Fliesen nieder. Ich konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit dem Kopf aufschlug.
    Dort im Unterschrank hockte Mehmet. Er sah ziemlich mitgenommen aus, was nach Lage der Dinge kein Wunder war. Das, was von ihm übrig war, zog bereits Heerscharen von Fliegen auf sich. Sie stoben in Wolken auf, als ich näher trat.
    Sein Hals war säuberlich von einem Ohr bis zum anderen aufgeschnitten, doch trotz der tödlichen Wunde war nicht viel Blut geflossen. Nein, falsch: Es war geflossen, aber nicht auf sein Hemd oder den Fußboden.
    Ich packte Solveig, zerrte sie näher zu den sterblichen Überresten des bedauernswerten Mehmet und klapste ihr ins Gesicht, bis sie zu sich kam.
    »Das hat sie getan«, erklärte ich voller Grimm. »Sie hat ihm fast den Kopf abgeschnitten. Sieh hin. Schau es dir an.«
    Solveig stöhnte, erst leise, dann lauter, und dann übergab sie sich in elegantem Bogen direkt auf mein Hosenbein. Ich achtete nicht darauf, sondern fuhr mit meiner Standpauke fort. »Sie hat außerdem zwei von ihren Fußpflegern umgelegt. Auf dieselbe Art. Wenn du dir die Mühe machst, mal in die Zeitung zu schauen, wirst du es selber sehen. Ist das etwa das Dasein, das dir vorschwebt, bloß für ein paar Kilo weniger?«
    Sie richtete sich mühevoll auf und wischte sich den Mund ab. »Ich habe das mit den Fußpflegern gelesen, aber ich habe … ich habe die Zusammenhänge nicht erkannt.«
    Ich zeigte auf Mehmet. »Da liegt der Zusammenhang. Mausetot.«
    Sie wandte sich würgend ab. »Ich seh ihn ja, um Gottes willen! Und du meinst, wenn ich … Ich würde dann auch so was machen? So wie du mit diesem Typen im Keller und die Herberich mit Mehmet und den Fußpflegern? Ich würde … Leute anfallen ?«
    »Garantiert«, sagte ich mit fester Stimme. »Es kommt vielleicht nicht so oft vor wie bei der Alten. Aber du bist nicht dagegen gefeit. Sieh mich an. Ich hab’s einmal gemacht, und das allein innerhalb des ersten Monats. Die Herberich wäre Nummer zwei gewesen, doch bei ihr bin ich unterbrochen worden. Oder nimm als Beispiel nur mal

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