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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Kontrolle zu bringen.
    »Du solltest einen Schluck Wasser trinken«, sagte Solveig besorgt.
    »Ja«, sagte ich, »das solltest du unbedingt tun.«
    Solveig lief los, ein Glas Wasser zu holen, und der Vampir starrte mich unentwegt an. Er hustete noch ab und zu, doch das tat dem Funkeln in seinen Augen keinen Abbruch. In seinem Blick glaubte ich die Ankündigung zu erkennen, dass er sich mit mir noch befassen werde. Ich zwang mich, aufrecht stehen zu bleiben, obwohl ich am liebsten geflohen wäre.
    Solveig kam mit dem Wasser zurück, doch da der Hustenanfall inzwischen vorbei war, verzichtete Martin dankend.
    »Du wolltest mir doch eure Dachterrasse zeigen«, sagte er und schlenderte mit Solveig am Arm aus dem Wohnzimmer, hinaus in die Diele.
    Ich zwang meine wackligen Beine zum Gehorsam und folgte den beiden im Abstand von etwa zwanzig Zentimetern; dabei fragte ich mich, wann sie ihm diese Besichtigungstour angeboten hatte. Es musste mir wegen meiner grippebedingten Ausfälle entgangen sein. Inzwischen war ich sicher, dass ich hohes Fieber hatte. Ich legte die Hand auf meine Stirn, fühlte aber nichts. Nur, dass mein Arm schwerer als Blei war.
    »Die Dachterrasse?«, meinte Solveig beflissen. »Natürlich! Jetzt gleich? Oder nachher, beim Feuerwerk?«
    »Nun, warum nicht sofort?«
    »Nein!«, rief ich.
    »Warum nicht?«, wollte Solveig wissen.
    »Ja, warum nicht?«, meinte Martin.
    »Es schneit wie verrückt«, sagte ich.
    »Es schneit seit Wochen«, meinte Solveig.
    »Ein bisschen Schnee ist sehr erfrischend«, fügte das Monster sanft hinzu.
    »Ich geh mit«, sagte ich schnell.
    Zwischen Solveigs Brauen wuchs eine steile Unmutsfalte. Sie schaute sich zu mir um. Untersteh dich!, sagten ihre Blicke.
    »Du kümmerst dich inzwischen um unsere Gäste«, befahl sie.
    »Aber du hast Martin noch gar nichts zu essen angeboten!«, rief ich mit gespielter Entrüstung.
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Das kann ich mir vorstellen!«, fuhr ich ihn an. »Äh, ich meine, das geht nicht, das wäre für mich echt eine totale Beleidigung, wo ich mir doch mit dem Kochen so viel Mühe gegeben habe …«
    Solveig gab einen erstaunten Laut von sich. »Luzie, also hör mal …«
    Ich packte ihn beim Ärmel und zog ihn in Richtung Küche. Ebenso gut hätte ich versuchen können, einen Felsblock hinter mir herzuzerren.
    Er zog eine seiner schwarzen perfekt geschwungenen Brauen hoch und betrachtete angelegentlich meine Hand auf seinem Ärmel, doch wenn er geglaubt hatte, dass ich ihn losließ, hatte er sich getäuscht. Verbissen verdoppelte ich meine Anstrengungen. Auf keinen Fall durfte ich zulassen, dass er mit Solveig nach oben auf die Dachterrasse verschwand.
    »Du musst zuerst was essen!«, beharrte ich mit ebenso falschem wie zittrigem Lächeln.
    »Warum nicht?« Er lächelte und legte seine Hand auf meine, die immer noch in den Stoff seines Anzugs gekrallt war.
    Ich riss meine Finger unter seinen hervor und rieb sie an meiner Hüfte.
    Er folgte Solveig in die Küche, dabei warf er mir über die Schulter einen Blick zu, den ich, wenn ich mich nicht in diesem Ausnahmezustand befunden hätte, vielleicht sogar für humorvoll hätte halten können. Ich blinzelte verwirrt, um dieser optischen Täuschung Herr zu werden, und rannte hinter den beiden her, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Solveig lud ihm den Teller mit ihren köstlichsten Häppchen voll. Ihre Wangen brannten vor Eifer, und ständig stahl sich ihre Zunge zwischen die Mundwinkel. Der Kontakt mit Essen brachte immer ihre niedrigsten Instinkte zum Vorschein, vor allem, wenn er im Zusammenhang mit einem Mann stand, auf den sie scharf war. Martin betrachtete abwechselnd ihren hübsch geschwungenen Hals und den Teller. Ich stand mit knirschenden Zähnen daneben und konnte es nicht glauben. Um uns herum lärmten die anderen Gäste, allenthalben herrschte Geschiebe und Gedränge, doch ich hatte nur Augen und Ohren für die beiden.
    Ich hielt Solveig die Platte mit den mongolischen Keksen hin, die wir als Snack für zwischendurch bereitgestellt hatten, nicht nur, weil sie unsere Lieblingsplätzchen waren, sondern weil unsere Freunde auch von dieser Köstlichkeit probieren sollten. Solveig liebte es, wenn alle Leute sie um die Rezepte ihrer Kreationen anbettelten.
    »Hier, gib ihm davon auch einen.«
    »Die sehen sehr lecker aus«, meinte Martin höflich. »Selbst gebacken?«
    »Ja«, sagte ich schneidend. »Und sie sind unheimlich hart. Man braucht dazu erstklassige Zähne.«
    Um

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