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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Direktorium der Klinik hat für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, eine Belohnung von eintausend Euro ausgesetzt.
    Sonja-Anja-Tanja kam ins Wartezimmer geschwebt.
    »Frau Doktor von Stratmann, Sie können dann bitte in Raum eins Platz nehmen. Ihr Mann … ehm, der Herr Doktor kommt dann gleich zu Ihnen.«
    Ich klappte die Zeitung zu und stand auf.
    »Hatten Sie angerufen?«, fragte Sonja-Anja-Tanja den schönen Fremden, den sie erst jetzt richtig zu bemerken schien.
    Der bedachte sie mit einem unergründlichen Blick aus seinen Schieferaugen. Seine Wimpern waren unverschämt dicht und lang, wie ich bei dieser Gelegenheit feststellen konnte.
    »Nein. Ich komme unangemeldet. Ist das ein Problem?«
    Beim Klang dieser dunklen Männerstimme geriet die Sprechstundenhilfe sichtlich ins Wanken. Ich blieb stehen und beobachtete sie fasziniert. Ihre Lider flatterten, und dann … Nein, das gab es nicht! Sie griff sich tatsächlich an den Hals, in einer filmreifen Geste, ganz die dahinschmelzende Scarlett.
    Oh, Ashley, du Schlimmer, was machst du mit mir!
    Sie zeigte alle Anzeichen weiblicher Hingabe. Fehlte nur noch, dass sie willenlos zu Boden sank und Mister Kaschmir anflehte, sie gleich an Ort und Stelle zu nehmen.
    »Nein, das ist überhaupt kein Problem«, hauchte sie mit ersterbender Stimme. »Wenn Sie ein Notfall sind … Sie sind doch ein Notfall?«
    Der Fremde nickte gleichmütig. Er sah definitiv nicht wie ein Notfall aus. Sonja-Anja-Tanja dafür umso mehr. Wenn mich nicht alles täuschte, würde sie gleich hyperventilieren. Damit hatte ich Erfahrung.
    »Wie war noch gleich Ihr Name?« Ihr Busen bebte, während sie hinter dem Empfangspult Platz nahm.
    »Münchhausen. Martin Münchhausen.«
    Aufgeregt fuhrwerkte das arme Mädchen mit der Maus auf dem Pad neben der Computertastatur herum. »Schreibt man das mit einem oder zwei H in der Mitte?«
    Ich hörte nicht mehr, ob er sich mit einem oder zwei H in der Mitte schrieb oder ob Sonja-Anja-Tanja hyperventilierte. Anscheinend ist die Wirkung dieses Typs auf Frauen universell, dachte ich mit aufsteigendem Ärger, während ich in den benachbarten Behandlungsraum stapfte, wild entschlossen, mich endlich dem eigentlichen Zweck meines Besuchs zuzuwenden.
    Da an Sitzgelegenheiten nur die stromlinienförmige Behandlungsliege und ein Rollhocker zur Verfügung standen, fiel mir die Wahl nicht schwer. Ich legte mich auf die Liege. Sie stand so, dass man aus dem Fenster schauen konnte. Das Behandlungszimmer wies auf einen Garten mit hohen Kiefern, die sich unter der Last des Schnees bogen. Es war halb fünf, und draußen war es inzwischen dunkel, doch durch die Fenster des Hauses fiel genug Licht, um die einladende winterliche Szenerie des Gartens zu erhellen. Während ich auf meinen Ex-Mann wartete, starrte ich hinaus in die wirbelnden Schneeflocken.

2. Kapitel
    I ch hatte Rainer zu einer Zeit kennengelernt, als er noch weit davon entfernt war, ein angesagter Society-Zahnarzt zu sein. Damals, vor vier Jahren, hatte er gerade seine Promotion in Arbeit – eine Angelegenheit, die beeindruckend klingt, aber bei Medizinern jeglicher Couleur zum Standard gehört. Ein Zahnarzt, der den Doktor macht, leistet eine Arbeit, die in etwa dem Pensum entspricht, welches die Juristen zum Erwerb eines BGB -Scheins aufzuwenden haben. Ich kann das beurteilen, da ich drei Semester Jura studiert und zwei kleine Scheine geschafft habe, bevor ich die ganze Sache hinschmiss. Der Abbruch meines Jurastudiums hatte nichts damit zu tun, dass ich ungefähr zur selben Zeit – damals war ich zweiundzwanzig – Rainer kennengelernt hatte. Mein Überdruss, was die Rechtswissenschaft betraf, beruhte ausschließlich auf einer gewissen Unverträglichkeit. Egal, wie ich es anging: Die Juristerei blieb für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Obwohl ich guten Willens war, wurde ich niemals das Gefühl los, vor einer unüberwindlichen Mauer zu stehen, hinter der sich Äonen von Meilen unerschließbaren Neulands auftaten. Mein Gehirn ließ sich allen Anstrengungen zum Trotz nicht darauf trimmen, aus mehreren Tausend Paragraphen die äußerst heimtückisch versteckten Anspruchsgrundlagen herauszufiltern oder sich mit den intimen Details ebenso zahlreicher wie nutzloser Straftheorien auseinanderzusetzen. Als dann noch die freudlosen Einzelheiten der Lehre vom Verwaltungsakt dazukamen, warf ich notgedrungen das Handtuch.
    Zugegeben, Rainer hatte mir damals die Entscheidung sehr erleichtert. Er fand

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