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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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stehst du einfach bloß auf Purismus?«
    Martin gab keine Antwort.
    Sein Gesicht schwebte über mir, ernst und unglaublich schön. Du lieber Himmel, ich hatte völlig vergessen, wie wundervoll dieser Mann aussah! Als ich einatmete, erwischte ich eine Nase voll von seinem unverwechselbaren Geruch.
    »Aaah«, machte ich schwach.
    »Dies ist nicht der passende Anlass für so etwas«, meinte er, während er mich vorsichtig vor dem Kamin auf das blanke Holz des Fußbodens bettete.
    »Ich will überhaupt nichts von dir«, sagte ich.
    »Ich werde dich bei Gelegenheit dran erinnern.«
    »Ich liege im Sterben«, protestierte ich. »Und außerdem ist sowieso alles deine Schuld.«
    »Das sollten wir später gemeinsam ausdiskutieren«, mischte Solveig sich ein. Sie hatte sich neben uns aufgebaut und verfolgte jeden Handgriff Martins mit argwöhnischer Aufmerksamkeit. Ich ließ ihn ebenfalls nicht aus den Augen. Wohin hätte ich auch schauen sollen? Es gab ja weit und breit nichts außer dem Feuer und seinem Laptop. Das Informationszeitalter kommt einsamen Vampiren sicher entgegen, dachte ich, während Martin mich sanft aus der blutigen Decke wickelte. Per Internet können sie mit dem Rest der Welt Verbindung halten, ohne je mit dem Tageslicht in Berührung kommen zu müssen. Anonym, bequem und risikolos.
    Aber auch einsam. Was wirklich eine Verschwendung war, denn im Leben gab es schließlich auch andere Dinge. Solche, die man zu zweit anstellen konnte, Blutsaugen mal nicht mitgerechnet. Ich erinnerte mich genau, wie er sich auf mein Geheiß hin ausgezogen hatte. Und daran, wie wundervoll seine Haut sich unter meinen suchenden Fingern angefühlt hatte …
    Schwäche befiel mich, als ich das Grübchen an seiner Wange aufblitzen sah.
    »Schlag dir das für den Augenblick aus dem Kopf«, sagte er.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest«, meinte ich beleidigt.
    »Ich auch nicht«, sagte Solveig misstrauisch.
    »Aua«, japste ich, als er mir den Pulli hochzog.
    Martin sog Luft durch die Zähne. »Wo ist das Schwein, das dir das angetan hat?«
    »Ähm … Also die Sache ist so …«
    »Ah ja«, sagte Martin gelassen. »Ich verstehe. Er hat sein Fett weg. Und was ist mit deinem Gesicht passiert?« Er berührte die verbrannte Wange.
    »Das war ein Versehen.«
    Ich betrachtete ihn hingerissen, während er sich über die Einstichstelle beugte und sie von allen Seiten begutachtete. Mein Busen sah im Feuerschein ausnehmend hübsch aus, wie ich fand. Ob Martin auch dieser Meinung war? Er selbst war wie immer ein ungeheuer attraktiver Teufel, ganz in Schwarz gekleidet. Schwarzes Strickhemd, schwarze Jeans, schwarze Slipper. Auch seine Augen wirkten im Licht der Flammen tiefschwarz, obwohl ich genau wusste, dass sie grau waren. Irgendwie glaubte ich jetzt nicht mehr, dass er mich umbringen würde. Nicht, wenn er mich so ansah. Allerdings konnte es nicht schaden, wenn ich mich vergewisserte.
    »Du bringst mich doch nicht um, oder?«, fragte ich.
    »Das kann ich dir nicht versprechen. Es wird sehr, sehr wehtun. Das Messer steckt meiner Meinung nach in der Leber.«
    »Lieber Gott«, sagte Solveig, jetzt doch leicht erschüttert.
    »Sie wird es höchstwahrscheinlich überstehen, aber das kann dauern.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Höchstwahrscheinlich?«, echote ich schrill.
    »Wer ist schon allwissend?«, meinte Martin.
    »Dir macht das auch noch Spaß«, argwöhnte Solveig.
    »Wir gehen wieder«, verlangte ich. »Der Kerl ist ein Sadist.«
    »Ich werde das Messer mit einem Ruck herausziehen, dann wird die Wunde noch eine Weile bluten. Bis morgen muss dann der Heilungsprozess in Gang kommen, sonst sieht es schlecht aus.«
    »Solltest du nicht heißes Wasser oder so was holen?«, wollte Solveig wissen. »Außerdem finde ich es ziemlich ungesund, wenn sie hier die ganze Zeit mit nacktem Oberkörper auf dem zugigen Fußboden rumliegen soll.«
    Ich hatte keinen Zweifel, dass sie nicht so sehr wegen der Zugluft, sondern eher wegen meines blanken Busens, respektive dessen möglicher Wirkung auf den einzigen hier anwesenden männlichen Betrachter besorgt war.
    »Sie wird sich nicht erkälten, und eine Wundinfektion wird es auch nicht geben. Ich entferne das Messer, und dann warten wir einfach ein paar Tage. Entweder es kommt von allein in Ordnung oder gar nicht. Verbände oder Medikamente bringen überhaupt nichts.«
    »Ach«, sagte Solveig mit kaum unterdrücktem Ärger. »Das haben wir uns wohl abgewöhnt, seit wir unter die Vampire

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