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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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soooo großes Heimweh, als ich vor sechs Monaten hierher kam. Kommt ihr beide auch von einer anderen Schule?!«
    »Also eigentlich«, sage ich, »wurde ich bis jetzt von dem Vizepräsident von Slayer Inc. persönlich ausgebildet.« Ich sehe sie selbstgefällig an. So, bitte sehr. Das sollte ein bisschen was für mein Image tun, oder?
    Tatsächlich, Lillis große blaue Augen werden noch größer. »Wow!«, sagt sie beeindruckt. »Das ist ja so was von cool! Er ist so eine Art Legende hier!«
    »Na ja. Mehr eine legendäre Nervensäge, wenn du mich fragst«, erwidere ich unbekümmert und ein wenig zu genüsslich.
    »Oh mein . . . !« Lilli kichert nervös. »Also, jedenfalls bin ich hier, um euch zum Sekretariat zu bringen! Direktorin Roberta hat euch zu sich bestellt und man sollte sie lieber nicht warten lassen!«
    Ich bin nicht sicher, ob das auch für mich und meine Schwester gilt. Schließlich sind wir hier nur Elfen im Zeugenschutzprogramm und keine regulären Schülerinnen, die Angst haben müssen, einen Tadel wegen Zuspätkommens zu kriegen.
    Aber ich schätze, um unserer Tarnung willen sollten wir wohl mitspielen. Außerdem bin ich ehrlich gesagt neugierig, wie es hinter der Tür von diesem Zimmer aussieht. Und ich könnte auch eine Pause von Sunnys Geschluchze gebrauchen.
    Also zerre ich meine Schwester aus dem Bett und zwinge sie, sich das tränennasse Gesicht zu waschen, bevor wir Lilli nach draußen folgen.
    Wir betreten einen vornehm ausgestatteten Flur mit einem dicken, weichen Teppich in einem dunklen Weinrot. Die Wände sind mit einem dunklen, matt glänzenden Holz getäfelt und überall hängen goldgerahmte Porträts von jungen Mädchen, die Pflöcke schwingen.
    »Das sind unsere Schwestern vom Pfahl«, erklärt Lilli, als sie meinen neugierigen Blick zu den Bildern bemerkt. »Jägerinnen aus früheren Zeiten. Einige von ihnen haben eine wirklich erstaunliche Geschichte. Wie dieses Mädchen hier, Abigail Williams. Sie hat ein ganzes Nest von bösen Vampiren ausgehoben, die im Jahr 1692 nur darauf warteten, über Abigails Puritanerdorf Salem in Massachusetts herzu-fallen. Natürlich haben die blöden Dorfbewohner ihre Schutzzauber als Teufelswerk bezeichnet und sie als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
    Dumme Idioten.«
    Sie zuckt die Achseln. »Das war lange, bevor Slayer Inc. offiziell gegründet und als Agentur zum Schutz vor Vampiren bestätigt wurde.
    Damals hieß es: Jede Jägerin für sich allein.«
    Sie wendet sich dem nächsten Porträt zu. »Zum Beispiel Amelia Earhart hier. Sie hat Vampire überall auf der Welt gepfählt, wurde aber bei ihrer letzten Mission total ausgesaugt - von einer abtrünnigen Vampirsippe, die sich auf einer kleinen Insel im Pazifik niedergelassen hatte.«
    Sie wirft Amelia einen mitleidigen Blick zu.
    »Diese Kannibalenvampire habe jede Faser von ihr und ihrem Kopiloten aufgefressen. Ihre Leichen wurden nie gefunden.«
    »Sind alle berühmten Frauen der Geschichte in Wirklichkeit Jägerinnen gewesen?«, erkundige ich mich neugierig.
    Lilli lacht. »Nein, natürlich nicht. Einige von ihnen waren Vampire.«
    Ich will gerade fragen, wer, aber sie wechselt das Thema, als wir eine geschwungene Freitreppe á la Vom Winde verweht hinuntergehen und in eine große, von Kronleuchtern erhellte Eingangshalle gelangen. Dabei überschüttet uns Lilli die ganze Zeit mit irgendwelchen Einzelheiten, wie die Schule vor hundert Jahren gegründet wurde und einige der Topjägerinnen der Welt hervorgebracht hat, darunter Sally Ride, die erste Jägerin, die es mit Vampiren im Weltraum aufgenommen hat.
    Unsere Fremdenführerin stößt eine schwere Flügeltür auf und wir treten hinaus ins Freie. Die Luft ist angenehm frisch, aber kühl und ich sehe, wie Sunny die Arme um sich schlingt. Als Vampir machen mir weder Hitze noch Kälte viel aus, doch ich ahme meine Schwester trotzdem nach.
    Wir wollen doch nicht, dass Jägerin Lilli, so nett und harmlos sie zu sein scheint, Zweifel an meinem sterblichen Zustand bekommt.
    »Tut mir leid«, sagt sie zu uns. »Ich habe vergessen, euch vorzuwarnen. Es wird hier ziemlich kalt. Vor allem nachts.« Sie sieht uns bedauernd an, dann setzt sie ihre Führung fort. »Es gibt zwei Wohngebäude auf dem Campus«, erklärt sie. »In dem Haus, das wir gerade verlassen haben, wohnen die Mädchen und in dem dort drüben alle männlichen Jäger.« Sie zeigt auf ein beinahe identisches, pseudogotisches Gebäude auf der anderen Seite des Weges. »Natürlich

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