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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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wollen sie das zwischengeschlechtliche Geturtel auf ein Minimum beschränken. Was echt ein Jammer ist, weil ein paar von den Jungen total scharf sind.«
    Ich sehe sie perplex an. »Es gibt männliche Jäger?«, frage ich. Ich dachte, dieser Job sei allein Mädchen vorbehalten.
    Lilli lacht. »Natürlich!«, ruft sie. »Hat Mr Teifert dir denn gar nichts beigebracht? Einige der talen-tiertesten Jäger der Geschichte waren männlichen Geschlechts. Hast du je von Wyatt Earp gehört?
    Er hat damals ein paar ziemlich krasse Hardcore-Vampire im OK Corral niedergemacht. Dann war da Peter Ruby, dem es gelungen ist, Lee Harvey Oswald auszuschalten, einen Vampir aus dem Grassy-Knoll-Zirkel. Er hat ihn mit einem Holzprojektil getötet. . .«
    Lilli deutet an, ihr auf einem schmalen, gepflasterten Pfad zu folgen, der sich sanft hügelabwärts schlängelt. Wir kommen an uralten steinernen Herrenhäusern vorbei, mit eleganten Dachsimsen und großen Bogenfenstern. Dicke Ranken von dunklem Efeu winden sich an Marmorsäulen hinauf, dahinter reich verzierte schwere Holztüren mit goldenen Türklopfern. Ich kann nicht anders, als das alles im Vorübergehen zu bewundern. Diese Schule scheint das Hogwarts für Vampirjäger zu sein.
    Als Lilli erneut das Wort ergreift, wende ich meine Aufmerksamkeit wieder unserer Eskorte zu. »In diesen Gebäuen befinden sich die Klassenzimmer«, erklärt sie. »Aber wir machen auch viele von den praktischen Übungen dort unten am Fuß des Hügels.« Sie zeigt auf ein fußballfeldgroßes Wiesenstück unter uns, das inmitten eines Kiefernwäldchens liegt. Der Wind frisch für einen Moment auf und ich atme den süßen Duft der Nadeln ein. Herrlich. Nach einer Woche in Vegas ist diese frische Luft hier absolut wunderbar und ich stelle fest, dass ich mich schon darauf freue, dort unten zu trainieren.
    Wir steigen weiter den Hügel hinunter, der allmählich immer steiler abfällt. »Cafeteria, Krankenstation, Kapelle.« Dann deutet sie auf eine schöne gotische Kirche mit großen Bunt-glasfenstern. »Wir sind keine religiöse Schule«, fügt sie hinzu. »Aber wir versammeln uns einmal die Woche in der Kirche, um uns die Mitteilungen der Verwaltung anzuhören. Außerdem ist es ein großartiger Zufluchtsort, falls wir jemals von einem wütenden Vampirzirkel belagert werden sollten.«
    Ich mache versuchsweise einen Schritt auf die Kirche zu und warte gespannt, ob die Macht Gottes mich zurückschleudern wird oder so was, aber nichts geschieht. Hm. Ihr Zufluchtsort ist vielleicht nicht so sicher, wie sie glauben. Nicht, dass ich diese kleine Vermutung mit ihnen teilen werde. Ich bin als Vampir total inkognito hier.
    »Was ist das?«, frage ich und betrachte kritisch das nächste Haus, an dem wir vorbeikommen, schräg gegenüber der Kapelle. Seltsam. Während alle anderen Gebäude auf dem Gelände
    herrschaftlichen Häusern aus dem vorletzten Jahrhundert ähneln, sieht dieses eher wie eine verlassene Fabrik aus. Es ist ganz aus Ziegelsteinen gebaut und von Stacheldraht umgeben, die Fenster sind mit Brettern vernagelt. Das ganze Teil schreit nach einer Verfilmung des nächsten Horrorfilms und passt so gar nicht zu dieser ansonsten recht vornehmen Architektur.
    »Oh!«, macht Lilli, nachdem sie einen verstoh-lenen Blick auf das Gebäude geworfen und sich mit einem leisen Schaudern abgewandt hat. »Das ist die . .. Nachtakademie.«
    Ah-ha. Ich warte auf die nächste langatmige Erklärung. In demselben Stil, wie sie bisher jedes Haus, jeden Baum und jeden umgedrehten Stein auf dem Gelände vorgestellt hat, an denen wir vorbeigekommen sind. Doch unser munterer Ausrufezeichen-Fan ist plötzlich verstummt. Die momentane Stille hätte eigentlich erholsam sein können, aber sie macht mich eher nervös. Ich drehe mich noch einmal nach dem Schuppen um und Gänsehaut kriecht mir über den Rücken. Was ist das für ein Ort? Warum steht dieses Ding hier, eine hässliche Wunde auf dem ansonsten so makellosen Campus in den Schweizer Bergen?
    »Da sind wir!«, unterbricht Lilli meine verwirrten Gedanken. Ihre Stimme klingt wieder ganz nach fröhlichem Streifenhörnchen. »Dort sind das Büro der Direktorin und die Wohnräume der Lehrer!«
    Ich wende mich widerstrebend von der
    mysteriösen Nachtakademie ab und folge Lilli und Sunny in eine beeindruckend aussehende zweistöckige Ziegelsteinvilla am Fuß des Hügels.
    Drinnen finden wir uns in einer Eingangshalle mit Marmorfußboden, einer breiten, geschwunge-nen Treppe und einem

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