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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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majestätischen Kronleuchter wieder. Ich stoße einen anerkennenden Pfiff aus. Ehrlich, diese ganze Schule ist mehr als piekfein. Mit dem Vampirtöten muss man richtig Geld machen können. Oh Mann, ich werde eine Gehaltserhöhung verlangen - oder überhaupt erst mal eine Bezahlung -, sobald ich Teifert wiedersehe.
    Eme gelangweilt dreinblickende Sekretärin, die ausgerechnet Vampire Academy liest, winkt uns durch und wir betreten ein großes Büro mit dunkelroten Wänden und Mahagonimöbeln.
    Hinter einem ausladenden Schreibtisch sitzt eine ältere Frau, wahrscheinlich in den Sechzigern, mit wässrig blauen Augen hinter ihrer Gleitsicht-brille und verkniffenen Mundwinkeln. Tiefe Stirnfalten verstärken den ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie trägt ein strenges schwarzes Kostüm mit hohem Kragen und um den Hals glänzt eine mehrreihige Perlenkette. Wenn man den Begriff »Schuldirektorin« in einem Lexikon nachschlagen würde, stieße man garantiert auf ein Foto von dieser Frau. Mit Querverweisen zu »böser Stiefmutter« und »Mittelstufen-Mathelehrerin«.
    »Hier sind sie!«, verkündet Lilli fröhlich. »Ich habe sie hergebracht, wie Sie mich gebeten hatten. Unterwegs habe ich ihnen sogar eine kleine Führung gegeben. Wussten Sie, dass sie keine Ahnung hatten, wer . . .«
    »Danke, Lilith, das wäre alles«, unterbricht die Direktorin sie mit einem hochmütigen englischen Akzent.
    Unsere Begleiterin zieht ein langes Gesicht, nickt aber schnell und huscht aus dem Raum. Gleichzeitig spüre ich den bohrenden Blick der Direktorin auf mir und wünsche mir unwillkürlich, mit Lilli den Raum sofort wieder verlassen zu können. Ihr ununterbrochenes Geplapper ist dreimal angenehmer als der eiskalte Blick dieser Frau.
    »Setzen Sie sich«, befiehlt die Direktorin mit einer Stimme, die keine Widerrede duldet.
    Gezwungenermaßen stolpern Sunny und ich auf die nächstbesten Stühle zu. Ich kreuze die Fuß-
    knöchel und falte die Hände, meine Haut kribbelt vor Nervosität. Wir haben nichts falsch gemacht , sage ich mir. Es ist nicht unsere Schuld.
    Verdammt, wir haben nicht einmal darum gebeten, auf diese blöde Schule gehen zu dürfen.
    »Sunshine und Rayne«, liest die Direktorin von einem Blatt Papier ab. Dann sieht sie uns kritisch an. »Recht ungewöhnliche Namen, finden Sie nicht auch?«
    »Ja, na ja, wir haben ... recht ungewöhnliche Eltern«, sage ich achselzuckend. Jetzt, wo ich weiß, wie ungewöhnlich sie sind, bin ich geradezu dankbar, dass keine von uns Petunia heißt oder so.
    Die Direktorin schnaubt ein wenig. »Das habe ich gehört«, sagt sie, und zwar ziemlich arrogant, wenn ihr mich fragt. »Nun, ich vermute, mir bleibt nichts anderes übrig, als Sie auf der Achtal-Akademie willkommen zu heißen«, fügt sie mit einem abgrundtiefen Seufzer hinzu, als verur-sachte unsere Anwesenheit ihr die größten Unan-nehmlichkeiten. »Wie Ihre Betreuerin Ihnen wahrscheinlich schon gesagt hat, sind wir eine Schule für Vampirjäger. Kinder kommen ab ihrem zwölften Lebensjahr zu uns, um sechs Jahre lang mit unseren Spezialisten zu arbeiten. Wenn sie achtzehn werden, wird das Potenzial eines jeden Schülers und jeder Schülerin beurteilt, um zu entscheiden, ob er oder sie für Aufträge an der Front taugt oder an anderer Stelle in der Agentur eingesetzt werden sollte.« Sie wirft mir über ihre dicke schwarze Brille hinweg einen durchdrin-genden Blick zu. Ich schätze, diese alte Schachtel hat selber noch nie einen Tag draußen an der Front verbracht. »Wenn ich es recht verstehe, hatten Sie bereits Einzelunterricht bei Vizepräsident Charles Teifert persönlich«, sagt sie, wobei sich widerstrebender Respekt in ihre Stimme schleicht. »Daher nehme ich an, dass Sie keine Schwierigkeiten haben werden, mit den Jägerinnen und Jägern Ihrer Altersklasse Schritt zu halten, solange Sie hier sind.«
    Ich zucke die Achseln. Teifert wäre da vielleicht anderer Meinung. Er behauptet nämlich immer, ich sei die schlechteste Jägerin aller Zeiten.
    Obendrein habe ich meine Ausbildung erst vor wenigen Monaten begonnen, mit siebzehn. Im Gegensatz zu diesen Wunderkinder-Jägern, die sie anscheinend hier in Achtal ausbilden.
    Trotzdem habe ich immerhin schon zwei Vampire der ganz üblen Sorte überwältigt, ganz zu schweigen von einem Rudel Cheerleader-Werwölfe. Sollen diese feinen Musterschüler doch erst mal mit so was fertig werden! »Sie dagegen«, fährt die Direktorin fort und taxiert meine Schwester, als sei sie eine kleine

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