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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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»Willst du dich ein bisschen umsehen?«, frage ich meine Schwester. »Oder dir etwas zu essen holen?« Als Vampir kann ich kein.. . äh, Essen zu mir nehmen, aber nach meinem gegenwärtigen Verlangen nach Blut zu urteilen, müsste Sunny halb verhungert sein.
    »Nein«, erwidert sie mürrisch. »Ich will nur zurück aufs Zimmer und schlafen. Vielleicht werde ich aufwachen und feststellen, dass das alles nur ein verrückter Albtraum war und ich mich nicht in einer Schule für Vampirjäger vor fiesen Elfen verstecken muss, während mein wunderbarer Freund am anderen Ende der Welt auf mich wartet.«
    Ach du Schande. Wird sie jetzt die ganze Zeit, die wir hierbleiben müssen, so rumjammern? Ich hätte die Direktorin fragen sollen, ob ich ein Einzelzimmer haben kann . ..
    »Auch gut«, sage ich und beginne, den Hügel hi-naufzustapfen. Ich werde sie einfach zu unserem Zimmer bringen und dann allein auf Erkundungs-tour gehen.
    Wir sind gerade etwa auf halbem Weg zum Wohnheim, als die Glocken der Kirche zu läuten beginnen. Plötzlich wird der Weg von Kids aller Altersstufen überflutet, die aus den Unterrichts-gebäuden hinunter in Richtung Cafeteria strömen.
    Wir zwängen uns, so gut es geht, durch sie hindurch und fühlen uns wie Lachse, die strom-aufwärts schwimmen. Bei der Masse von Schülern hier ist das ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Also echt, wie viele Jägerinnen und Jäger muss Slayer Inc. eigentlich ausbilden?
    Endlich ebbt der Strom ein wenig ab und wir kommen besser voran. Doch noch ehe wir unser Wohnheim erreicht haben, wird uns erneut der Weg versperrt, von einer Gruppe von fünf Teenagern - zwei Jungen und drei Mädchen -, die sich absichtlich vor uns aufbaut. Sie sind ausgestattet wie in einem dieser Filme, in denen es um irgendwelche Geheimorganisationen geht - lange rote Umhänge, dunkle Sonnenbrillen, hochmü-
    tiger Gesichtsausdruck. Inmitten der sonst völlig normal gekleideten Achtal-Schüler wirken sie ziemlich deplatziert.
    »Sieh einer an«, sagt der größte Junge der Gruppe und unterzieht mich einer kritischen Musterung.
    »Wen haben wir denn da?«

6
    Ich richte mich gerade auf und ziehe meine Augen abwehrend zu schmalen Schlitzen zusammen, während sie einen Halbkreis um uns bilden und uns damit jeden Fluchtweg versperren. Dabei sehe ich, wie andere Schüler hinter ihnen einen großen Bogen machen und uns nervöse Blicke zuwerfen. Wer immer diese Typen auch sein mögen, sie gehören wohl nicht zum Willkom-menskomitee von Achtal, das Sunny und mich zu einem Filmabend mit Popcorn im Wohnheim einladen will.
    Zum Glück mag ich sowieso kein Popcorn.
    »Entschuldigung?«, sage ich und mache einen Schritt auf den hochgewachsenen Jungen zu, der mir den Weg verbaut. Er hat zerzauste braune Haare, ein ausgeprägtes Kinn und scharf ge-zeichnete Wangenknochen. Irgendwie ziemlich schnuckelig, wenn man auf gut aussehende Schwachköpfe steht, was ich normalerweise schon tue. Ich meine, bevor ich Jareth begegnet bin, jedenfalls. »Wir wollten gerade zurück ins Wohnheim.«
    Der Schwachkopf mustert mich gelassen, ohne zur Seite zu gehen. »Ihr seid offenbar die Neuen«, bemerkt er. »Ich habe gehört, dass ihr kommen würdet.«
    »Freut mich, dass du die E-Mail zur Kenntnis genommen hast«, gebe ich zurück. »Ach so, ich vergaß. Ihr habt an diesem gottverlassenen Ort ja kein Internet.«
    Ein kleines Lächeln zuckt um seine Mundwinkel.
    »Und ihr wollt Jägerinnen sein?«, fragt er und taxiert Sunny skeptisch.
    »Also ehrlich, heutzutage nehmen sie einfach jeden auf«, murmelt die Blondine rechts vom Schwachkopf. Mit einer lässigen Bewegung lässt sie ihren Umhang über die Schulter gleiten und entblößt eine perfekte Figur mit Wespentaille, die durch eine braune Lederkorsage und einen bodenlangen mitternachtsblauen Rock betont wird. Plötzlich fühle ich mich total underdressed in meinem schwarzen Pullover, den nur Sunnys getrockneter Rotz ziert.
    Aber cooles Outfit hin oder her, ich lasse mich nicht von ihr einschüchtern. »Sie haben dich ja auch aufgenommen, stimmt's, Rotkäppchen?«, höhne ich. Sunny versetzt mir einen harten Rippenstoß, aber ich ignoriere sie.
    »Aber, aber, kleine Jägerin«, tadelt Schwachkopf.
    »Sei vorsichtig. Hier in Achtal lernen wir, nur dann das Wort an Höhergestellte zu richten, wenn wir angesprochen werden.«
    »Ach ja? Schön, ich werd dran denken, wenn ich mal jemand Höhergestelltem begegnen sollte.«
    Schwachkopf lacht in sich hinein. »Von welcher Schule

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