Beiß mich, wenn du dich traust
bin noch nicht fertig«, sagt sie und die Schüler verstummen sofort.
»Wir sind ursprünglich von einem wahllosen Angriff ausgegangen, doch gestern Abend fand sich der gebissene Schüler zu einer Folgeunter-suchung ein. Er war zuvor ohnmächtig geworden und hatte noch mehr Blut verloren. Wir vermuten nun, dass er ein zweites Mal von diesem vampirischen Elf gebissen wurde. Was bedeutet, dass diese Kreatur sich noch immer hier herum-treibt und sich möglicherweise auf dem Campus versteckt hält.«
Diesmal ist es nicht so leicht, die Schüler zum Schweigen zu bringen, und das Stimmengewirr wird geradezu ohrenbetäubend.
»Ich versichere Ihnen, dass wir diesen Vorfall sehr ernst nehmen«, übertönt die Direktorin den Aufruhr. »Wir haben Ihre Eltern über den Zwischenfall informiert und sie sind mit uns übereingekommen, dass es im Moment das Beste ist, den Schulbetrieb einzustellen, bis wir dieses Monster in die Enge getrieben haben. Für den Rest der Woche ist daher unterrichtsfrei. Sie werden in Ihren Wohnheimen bleiben und von unseren qualifiziertesten Wachen beschützt werden.«
Diese Ankündigung löst zuerst Jubel aus, dem schnell ein enttäuschtes Aufstöhnen folgt. Kein Unterricht? Prima. In den Wohnheimen fest-sitzen? Weniger.
Die Direktorin ist jedoch noch nicht fertig.
»Zusätzlich zu der Durchkämmung des gesamten Schulgeländes werden wir jeden Einzelnen von Ihnen befragen«, fährt sie fort. »Um in Erfahrung zu bringen, ob jemand irgendwelche Informationen über diesen gefährlichen Angreifer hat. Falls Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen sein sollte, kommen Sie bitte jederzeit zu mir.«
»Autsch!«, schreit Corbin plötzlich auf und ich stelle verlegen fest, dass ich seine Hand viel zu fest gedrückt habe.
»Entschuldige«, flüsterte ich. »Es ist einfach . . .
gruselig.«
Doch gruselig trifft es nicht mal zur Hälfte. Jetzt sitze ich hier fest, hinter Schloss und Riegel, was die Fluchtmöglichkeit weiter erschwert. Und wenn sie mich zur Befragung holen und ich außerstande bin zu lügen ....
Tja, dann heißt es Bye-Bye, Rayne.
16
Die Direktorin entlässt uns, worauf wir von schwarz gekleideten, mit Pflöcken und verschie-denen anderen Waffen ausgestatteten Wächtern zur Bibliothek eskortiert werden. Sie sagen, dass wir den Tag hier und die Nacht in unseren Zimmern verbringen müssen. Als hätte im Moment irgendjemand Interesse daran zu lernen.
Die Alphas laden Sunny und mich in ein privates Hinterzimmer ein, wo sie sich inmitten von teuren Sammlerstücken und eingestaubten Leder-bänden eingerichtet haben. Der Raum könnte ein angenehmer Zufluchtsort sein - ausgekleidet mit feinem, weichem Leder und kostbarem, schönem Holz. Stattdessen fühlt er sich aber an wie ein Gefängnis. Ganz zu schweigen davon, dass es höllisch stickig hier drin ist und ich ständig niesen muss.
»Ich drehe langsam durch!«, sagt Mara, während sie die Tür hinter uns schließt und den Schlüssel umdreht. »Ich meine, im Grunde hat man uns gerade mitgeteilt, dass da draußen ein Mörder herumläuft!«
»Na ja, kein Mörder im eigentlichen Sinn«, bemerke ich, bevor mir bewusst wird, dass ich besser still dasitzen und den Mund halten sollte.
Zu spät. Alle Alphas drehen sich zu mir um.
»Ich meine, es ist ja niemand wirklich tot«, be-ende ich meinen Satz lahm. Wenn sie wüssten, dass sie das Monster gerade mit sich eingeschlos-sen haben, anstatt es auszusperren.
»Tja, bis jetzt«, wirft Peter ein. »Aber woher wissen wir, dass dieser Vampir-Elfen-Mutant nicht wieder zuschlägt? Und was ist, wenn er sein Opfer diesmal komplett aussaugt?«
»Bei mir war's schon ziemlich knapp, ich wäre fast gestorben«, fügt Corbin erschöpft hinzu und wieder spüre ich einen heftigen Stich. Er hat sich auf einen Sessel fallen lassen, den Kopf zurück-gelehnt und die Augen geschlossen. »Das haben sie jedenfalls auf der Krankenstation gesagt.«
»Bist du sicher, dass du dich an gar nichts erin-nern kannst, Corbin?«, fragt Varuka ihn betroffen.
»An absolut gar nichts«, antwortet er kopfschüt-telnd, die Augen noch immer geschlossen. »Es ist alles vollkommen weg.«
Die anderen seufzen frustriert. »Es macht einen wahnsinnig«, jammert Leanna. »Hier zu sitzen und die Hände in den Schoß zu legen. Vielleicht könnten wir wenigstens in Büchern nachforschen oder so.« Sie greift sich einen uralt aussehenden Wälzer von einem nahen Regal und beginnt, darin zu blättern.
»Das wird nichts nützen«, bemerkt
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