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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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der er rummachen kann. Diesmal vorzugsweise eine ohne überfürsorgliche Zwillingsschwester. Ich packe Sunny und zerre sie den Gang entlang, bis wir ein kleines, unbenutztes Büro finden. Ich dränge sie hinein und schließe die Tür hinter uns.
    »Hast du ein Problem?«, knurrt Sunny und hockt sich auf den leeren Schreibtisch. Sie trägt einen superkurzen Rock, den ich noch nie an ihr gesehen habe, und hat nicht mal den Anstand, die Beine übereinanderzuschlagen. »Ich hatte gerade angefangen, Carl kennenzulernen.« Ihr Gesicht ist gerötet und mir fällt auf, dass sie am ganzen Hals Knutschflecken hat. »Oder … heißt er Chris?«, überlegt sie laut. »Ich kann mir Namen so schlecht merken.«
    »Von mir aus kann er Nikolaus heißen«, fauche ich. »Sunny, jetzt reiß dich mal eine Sekunde zusammen.« Ich baue mich vor ihr auf. »Wir haben wirklich ein Riesenproblem. Corbin hat meine Flügel gefühlt. Und ich bin sicher, er rechnet sich aus, dass ich diejenige bin, die ihn gebissen hat. Wir müssen hier schleunigst weg. Bevor er mich verpfeift. Oder zurückkommt und mich selber umbringt.«
    »Aber ich will nicht von hier weg«, jammert Sunny und schiebt tatsächlich schmollend die Unterlippe vor. »Mir gefällt es hier.«
    »Hast du Feenstaub geraucht?«, schreie ich.
    »Noch vor ein paar Tagen wolltest du keine Sekunde länger hierbleiben. Und jetzt machst du einen auf Playmate der Schule?« Ich schüttele fassungslos den Kopf. »Willst du denn gar nicht mehr nach Mom und Dad suchen und nachsehen, ob es ihnen gut geht? Ganz zu schweigen von Magnus - ich kann immer noch nicht glauben, dass du ihn mit diesem hässlichen Trottel betro-gen hast.« Ich sinke auf einen Stuhl. »Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich. In den letzten Tagen -
    es ist, als wärst du ein völlig anderer Mensch geworden. Als hättest du mit jemandem den Körper getauscht oder so .. .«
    Ich stocke und erinnere mich plötzlich an etwas, das neulich nachts in der Bibliothek gelesen habe.
    Oh Gott. Aber das ist unmöglich, oder?
    Andererseits hat sie wirklich seit dem Tag nach dem Elfenangriff angefangen, sich komisch zu benehmen.
    Ohne Vorwarnung stürze ich mich auf sie und nehme sie in den Schwitzkasten, bevor sie auch nur mit der Wimper zucken kann. Sie kreischt empört auf und zappelt wie verrückt. Aber ich bin stärker. »Wer bist du?«, zische ich ihr entgegen.
    »Mann! Ich bin deine Schwester, Sunny. Lass mich los!«
    Aber ich verstärke meinen Griff. »Lüg mich nicht an, verdammt noch mal.«
    »Rayne, hör auf, du tust mir weh.«
    »Welches Fleisch kocht Mom am liebsten?«
    »Äh … keine Ahnung ... Huhn?«
    »Ja, klar. Versuch's mal mit Tofu. Wie heißt deine beste Freundin?
    »Du bist meine beste Freundin!«
    »Sehr schmeichelhaft, aber wieder falsch.« Ich starre auf sie herunter. Sie ringt nach Luft. »Wen hast du in Las Vegas geküsst, als Magnus dich erwischt hat?«
    Sie funkelt mich an, ihr Blick ist plötzlich trotzig.
    »Den verdammten Elvis, du Schlampe.«
    Erschrocken lasse ich sie los und sie fällt mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Wachsam mache ich einen Schritt zurück und drücke meinen Rücken gegen die Tür, als Sunny - oder besser gesagt, das Elfenwechselbalg, das sich als Sunny ausgibt - sich langsam erhebt, einen drohenden Ausdruck auf dem narbigen, verzerr-ten grünlichen Gesicht. Der Gestaltzauber ist gebrochen und es hat nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit meiner armen Schwester.
    Das Wechselbalg beginnt zu lachen, ein boshaftes Gackern, bei dem es mir kalt den Rücken run-terläuft. »Endlich bist du mal dahintergekom-men«, kräht es übermütig. »Hat aber lange gedauert.«
    »Warum hast du das gemacht?«, frage ich mühsam. »Und wohin habt ihr meine Schwester gebracht?« Ich komme mir so idiotisch vor. Wie ist es möglich, dass ich so lange nichts gemerkt habe? Meine Zwillingsschwester - der Mensch, der mir auf der ganzen Welt am nächsten steht -
    und ich kann nicht mal den Unterschied zwischen ihr und einer bösen Elfe erkennen! Jetzt habe ich nichts ahnend so viel Zeit vergeudet, während die arme, süße Sunny die ganze Zeit als Gefangene durchs Elfenland tappt und sich wahrscheinlich verzweifelt fragt, wann jemand kommt, um sie zu retten.
    »Euer Narr von einem Vater dachte, er könnte euch verstecken«, schnaubt das Wechselbalg.
    »Aber wir haben überall Spione. Mit der richtigen ... Bezahlung . . . kann man sogar Mitarbeiter von Slayer Inc. kaufen.« Sie grinst, als wäre sie auch noch

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