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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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wertvoll, weißt du«, hat sie gesagt. Aber wertvoll für wen, für was? Das ist, wie Hamlet sagen würde, die Frage.
    »So, wir sind also wach, hm?«
    Ein Mann in den Vierzigern mit wirrem, grau meliertem Haar und dicker Bifokalbrille taucht in meinem Gesichtsfeld auf. Er hat den zu erwarten-den weißen Kittel an, wahrscheinlich erworben in irgendeinem Bekleidungsladen für durchgeknallte Wissenschaftler, und um das Bild perfekt zu machen, hat er auch den passenden verrückten Gesichtsausdruck.
    Ich schlucke. Man hat genug Filme gesehen, um zu wissen, dass das hier nichts Gutes bedeuten kann.
    »Hallo, Rayne«, sagt er mit knarrender Summe.
    »Schön dich endlich kennenzulernen. Ich bin Dr.
    Franken.«
    Ich ziehe eine Grimasse. Dr. Franken? Wie Frankenstein? Mann, diese Szene wird von Sekunde zu Sekunde mehr zum Klischee. Ich meine, also wirklich. Wenn ich schon sterben soll, kann ich ja wohl ein bisschen mehr Originalität verlangen, oder?
    Dr. Franken streckt die Hand aus, wie um meine zu schütteln, doch dann fällt ihm wohl wieder ein, dass ich gefesselt bin. Er kichert. Ja, danke! Echt witzig.
    »Wo bin ich?«, presse ich hervor, wobei ich versuche, grimmig zu klingen, mich aber nur verängstigt und hilflos anhöre. »Binden Sie mich sofort los!«, nehme ich einen neuen Anlauf, auch nicht viel erfolgreicher.
    Er gluckst in sich hinein. »Alles zu seiner Zeit, meine Liebe«, sagt er und rollt einen kleinen Metalltisch an mein Bett. Er greift nach einer Spritze von der Größe einer Einliterflasche und steckt einen durchsichtigen Plastikschlauch daran.
    »Zuerst benötige ich eine Probe von deinem Blut, falls es dir nichts ausmacht.«
    »Doch, es macht mir allerdings etwas aus«, erwidere ich. »Danke der Nachfrage.«
    »Aber gern. Dein Einwand wird ordnungsgemäß festgehalten werden«, antwortet er. Dann nimmt er eine Gummimanschette vom Tisch und legt sie um meinen Unterarm. »Andererseits, wenn ich es recht bedenke - meinst du etwa, es hat Corbin nichts ausgemacht, als du so viel Blut von ihm gesaugt hast, ohne zu fragen?«
    Puh. Das musste ja kommen, was? Corbins Name bohrt sich wie ein Dolch in mein Herz und in meiner Vorstellung entsteht erneut das Bild seiner glasigen Augen, seines durchbohrten Halses - des Bluts, das an ihm hinunterfließt und seinen Hemdkragen durchtränkt. Völlig überdreht, wie ich bin, denke ich, was für eine lustige Wasch-mittelwerbung das abgeben würde.
    Da hilft Wischiwaschi! Stark gegen lästige Blutflecken!
    Ich schüttele den Kopf, mein Magen schlingert vor Übelkeit. Vielleicht habe ich das alles hier ja verdient. Verdammt, vielleicht verdiene ich noch viel Schlimmeres. Denn seien wir ehrlich: Im Moment gebe ich nicht gerade die heroische Romanheldin ab.
    »Was haben Sie meinem Blut vor?«, frage ich schwach und frage mich, ob er mir nur ein wenig abzapfen oder mich vollkommen leer saugen will.
    Ich weiß, dass in manchen Fernsehvampirserien Vampirblut zu einer hochgehandelten Schwarz-marktdroge wird, aber im wirklichen Leben gibt es das, hoffe ich, nicht,
    Im wirklichen Leben ist der einzige Verwen-dungszweck von Vampirbut, weitere Vampire zu erschaffen.
    »Nun ja, ich möchte es natürlich analysieren«, antwortet er fröhlich, während er mir die Nadel in den Arm rammt. Ich zucke zusammen und zwinge mich zuzusehen, wie die dicke dunkle Flüssigkeit aus meinem Körper läuft, durch den Schlauch und in einen Blutbeutel aus Plastik hinein. »Und dich hoffentlich eines Tages damit klonen.«
    Stopp, wie bitte? Ich reiße meinen Blick von der Spritze los und starre ihn an. »Mich klonen?«
    »Natürlich«, antwortet Professor Franken, während er freundlicherweise die Nadel entfernt und einen Baumwolltupfer auf den Einstich presst, den er mit weißem Klebeband befestigt.
    »Dein Blut ist für Slayer Inc. unbezahlbar«, fährt er fort. »Du bist die erste Vamshee der Welt.«
    Ich stutze. » Vamshee? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Er prustet los. »Gefällt dir die Bezeichnung? Ich habe sie mir selbst ausgedacht. Es ist eine Zusam-mensetzung von Vampir und Banshee, was frei übersetzt weiblicher Elf bedeutet. Vamshee bedeutet also Vampirelfe.« Er lacht abermals, offensichtlich ziemlich begeistert von seiner terminologischen Neuschöpfung.
    Ich verdrehe die Augen. »Mann, nichts für ungut, aber das ist ziemlich schwach.«
    Er hört auf zu lachen und runzelt böse die Stirn.
    Hoppla. Nicht den verrückten Wissenschaftler sauer machen, Rayne. »Wie dem auch sei, der Name

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