Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
Gleich­ge­wicht sein könn­te, daß je­doch (hilf­rei­cher Hin­weis) zwei dia­go­nal ge­gen­über­lie­gen­de Wür­felske­let­te den Er­folg ga­ran­tie­ren wür­den.
    Oder aber auch: „Schau her, Ro­bo­ter, ich kann die Au­gen ma­chen, wenn du mir bei den Wan­gen­kno­chen hilfst.“ Oder: „Wür­de dei­ne Ma­schi­ne mir bit­te die­se schö­ne gel­be Far­be mi­schen, die der Him­mel bei Son­nen­un­ter­gang hat? Mei­ne wird im­mer ro­sa.“
    Ich stand da, starr­te al­les an und wur­de plötz­lich za­radann.
    „Gebt mir einen Stein!“ brüll­te ich je­den an. Ich ging ih­nen wirk­lich auf die Ner­ven. Mein Q-R nahm mich beim Arm, und ich brüll­te noch lau­ter: „Einen Stein und ei­ne Mei­ßel­ma­schi­ne! Und Far­be! So­fort!“
7

    Was war ich bloß für ein Idi­ot, nicht wahr?
    Es zer­fiel in tau­send Stücke, nicht wahr?
    Aber na­tür­lich erst, als ich mei­ne gan­ze Kraft hin­ein­ge­steckt hat­te.
    Ro­bo­ter wälz­ten ihn her­bei und war­fen ihn mir re­gel­recht vor die Fü­ße, die­sen großen, rau­hen Block aus ei­nem sehr selt­sam aus­se­hen­den Ma­te­ri­al. Ich wuß­te nicht ge­nau, was ich tat, und sie stan­den um mich her­um und glotz­ten mich an. Der Q-R ließ sich in ei­nem künst­le­risch aus­se­hen­den Ses­sel nie­der und schi­en nach­zu­den­ken.
    Ich nahm Maß. Hier gab es kei­ne deut­li­chen ma­gne­ti­sier­ten Mar­kie­run­gen, aber der Ruck, mit dem die Mei­ßel­ma­schi­ne an­fing, riß mir fast den Arm ab. Ich stell­te fest, daß ich ge­ra­de­wegs bis zur an­de­ren Sei­te durch­ge­sto­ßen war. Nun ja, ich hat­te es schließ­lich nicht an­ders ge­wollt, oder? Nur Mut! Ich ver­such­te einen er­neu­ten Stoß und schoß dies­mal fast hin­ter dem Mei­ßel her. Ich warf mei­ne Haa­re zu­rück, ver­such­te es noch ein­mal und brach­te es fer­tig, die bei­den Klüf­te durch einen dün­nen, ab­fal­len­den Bo­gen zu ver­bin­den. Ich hat­te tat­säch­lich et­was ge­tan.
    Ich hack­te und kratz­te lan­ge an dem Ding her­um, klei­ne Teil­chen flo­gen in die ma­gne­ti­sier­ten Be­häl­ter auf dem Bo­den, und schon bald krab­bel­te ich in­nen in den Höh­lun­gen her­um, boh­rend und häm­mernd. Es war sehr kom­pli­ziert, und ich hat­te Spaß dar­an, und nach ei­ner Wei­le war ich mir der mich an­star­ren­den Au­gen nicht mehr be­wußt.
    Plötz­lich riß je­mand an mei­nen Haa­ren mit ei­nem Griff wie ein ge­wal­ti­ger Schraub­stock. Ich schimpf­te wü­tend, bis ich be­griff, daß es über­haupt kein Je­mand war. Mei­ne schar­lach­ro­ten Lo­cken hat­ten sich in dem Stein­bro­cken ver­hed­dert. Der Q-R muß­te her­un­ter­kom­men und mich sehr ge­dul­dig los­wi­ckeln, und da­nach muß­te er noch oft und oft her­un­ter­kom­men.
    „Ach, neh­men Sie ei­ne Sche­re oder sonst et­was“, sag­te ich un­wirsch, als ich mich schließ­lich in ei­nem großen, ova­len Loch hän­gend fand, in ei­nem Netz aus Haa­ren, das dem ei­ner ver­rückt ge­wor­de­nen Spin­ne glich, mit Tau­sen­den von Stein­bröck­chen dar­in. Da­nach wur­de mein Haar kür­zer und kür­zer, aber als es nur noch bis zu mei­nen Knie­keh­len reich­te, be­schloß ich, auf­zu­hö­ren und hin­aus­zu­ge­hen, be­vor ich kahl wur­de.
    Rie­si­ge Men­gen wun­der­schö­ner Far­ben wa­ren um mei­nen Ar­beits­platz her­um auf­ge­sta­pelt, und ich tauch­te mit Ver­gnü­gen in sie hin­ein. Auch ich selbst be­gann, die Far­be zu wech­seln. Mein Haar war jetzt et­wa einen hal­b­en Me­ter breit me­tal­lisch ro­sa, und ich hat­te ei­ne grün­schim­mern­de Na­se. Ich spiel­te mit den Far­ben, um op­ti­sche Täu­schun­gen zu schaf­fen. Ich be­mal­te die schat­ti­gen Ver­tie­fun­gen in leuch­ten­den, leb­haf­ten Far­ben und die her­vor­tre­ten­den Flä­chen in star­ken ro­ten und vio­let­ten Tö­nen, be­hielt ein Mo­tiv un­un­ter­bro­chen über meh­re­re ver­schie­de­ne Win­kel hin­weg bei und mal­te Stru­del über den Stein, die wie lo­dern­des Feu­er aus­sa­hen.
    Wir hat­ten et­li­che Mahl­zei­ten ver­paßt, mein Pu­bli­kum und ich. Es war schon spä­ter Nach­mit­tag.
    Ich trat einen Schritt zu­rück und wisch­te mir ver­geß­lich mit der Hand über die Stirn. Aber es war so­wie­so egal. Ich war

Weitere Kostenlose Bücher