Beiss nicht in die Sonne
hysterischer Zustand war dem Komitee mitgeteilt worden, denn ich brauchte nicht lange zu warten. Sie schickten mir sogar ein kleines, blaurosa Himmelsschiff, ganz heiter und fröhlich, in dem auch ganz heitere und fröhliche Musik gespielt wurde.
„Ach ja“, sagten sie, als sie mich sahen, und nahmen mich bei der Hand.
Ich legte mich also in eine weiche, mit Fell ausgelegte Schlafzelle und wartete darauf, eine Blume zu werden. Mein letzter Gedanke war, soweit ich mich erinnern kann: Woher kommt dieses Fell, von einem Wüstentier? Und ich schwor mir, den Pelzraum zu Hause abzuschaffen.
Dann war ich in einem stillen, morgendlichen Wald mit blassem Himmel, und ich war eine große Pflanze, die sanft hin und her wogte und wuchs, mein Kopf war voller Pflanzengedanken, ich spürte den Sonnenschein und fühlte, wie meine Moleküle ihn in grüne Zellen verwandelten. Es war sehr beruhigend. Ich war lange Zeit eine Blume, es hätte mir gut tun sollen. Nachdem ich eine Blume gewesen war, wurde ich ein Berg, was recht grandios war. Ich glaube, ich fühlte mich tatsächlich ein bißchen wie Assule. Ich dachte bestimmt so wie er. Ich bin alt und beständig, ich bin ein Gotteswesen, ich bin die Ewigkeit. Ich ignorierte den Sand und den Wind, die an mir schliffen, den Regen, der mich erodierte, die heiße Sonne, die mich austrocknete. Später war ich ein See, blau und plätschernd, kilometergroß, und es war herrlich, so lang und breit zu sein und sich jeden Zentimeters, jeden Tropfens bewußt zu sein. Ich schlug leise kleine Wellen, warf die Sonne von meiner Haut zurück und ermutigte meine Wasserpflanzen zum Wachsen.
Ich kam zu mir und war zuerst überrascht, daß ich zwei Arme und Beine und Haare hatte und den ganzen langweiligen Rest. Ich hatte den Impuls, der nach SV recht häufig ist, nämlich schnurstracks nach Limbo zu marschieren und zu sagen: „Ich möchte gern einen langen, blauen, plätschernden Körper.“ Aber sie lenkten mich ab. Sie kamen angesummt und gaben mir eine Nahrungsinjektion und ermutigten mich, auf einer Maschine Poesie über meine Erlebnisse zu schreiben.
Thinta kam mich besuchen – ich habe allerdings den Eindruck, daß man es ihr vorgeschlagen hat, und Thinta, loyal und aufreizend pflichtbewußt, wie sie nun einmal ist, kam in ihrem sicheren rosa Flugkörper angeschnurrt. Oh ja, an diesem Tag war sie sehr sicher. Man hätte nie gedacht, daß sie vor gar nicht allzu langer Zeit auch auf das Zeefahr gestürzt war, wie das Gewohnheitstier Hergal.
„Wir wollen Wasserkleider machen“, zwitscherte Thinta.
Wir holten uns das Material und die Anleitungen und wanderten lange Zeit an Galerien von klappernden Lichthäkelmaschinen und Stahlstrickmaschinen und Bilderwolle vorbei, auf die man mit elektrischen Wellen Landschaften und ähnliches malen kann, um damit sich selbst und seine Freunde zu überraschen. Ich wollte sehen, was Thinta tun würde, und klaute ziemlich offensichtlich einige Feuernadeln; sie sah nur etwas unbehaglich drein und tat, als hätte sie nichts gesehen. Ich war nun einmal so aufgelegt. Wilde Möglichkeiten, wie ich jedermann zaradann machen konnte, schossen mir durch den Kopf, aber ich hatte alles zu sehr satt, um auch nur eine davon auszuführen.
Im Feuerloch nahmen wir unsere fünfte Mahlzeit ein und gingen dann, um unsere Kleider in dem tödlich perfekten Sonnenschein des Ilex-Parks zu machen, während jede Menge Jade-Blätter auf uns herabsegelten. Mittendrin erinnerte mich die Jade auf einmal an den Drachen im Jadeturm und an all die anderen Tiere in Vier BAA, dann an Lorun, und ich fing wieder an zu heulen. Die Tränen vermischten sich mit den Wasserkleidern und ruinierten sie.
„Oh“, flehte Thinta, „oh, Ooma, hör
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